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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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Einleitung.

Der Fischkonsum in Deutschland ist, verglichen mit dem anderer
Länder, sehr gering, wird aber doch bei weitem nicht durch die deutsche
Fischerei gedeckt. An Heringen allein werden jährlich für 30--40 Millio-
nen M. nach Deutschland importiert (1893: 28,4 Mill. M. im Spezial-
handel), an Seefischen überhaupt etwa für 60 Millionen M., während
der Wert der Ausfuhr hiervon nur 10 bis 15 Millionen M. beträgt.

In England wurde in den letzten Jahren die Fischerei von
118000 Fischern mit 37000 Fischerfahrzeugen betrieben, und weitere
80000 Menschen sind im Lande selbst mittelbar durch die Fischerei be-
schäftigt. Die Schleppnetzfischerei wird von 3000 Segelfahrzeugen und
Dampfern ausgeübt und liefert den grössten Teil des auf 3 Millionen
Zentner veranschlagten Fischbedarfs von London. Das in den Fischereien
angelegte Kapital wird auf 300 Millionen M. geschätzt, der Gesamt-
ertrag der Seefischerei auf 240 Millionen M., jener der Süsswasserfischerei
auf 13,5 Millionen M., wovon allein 7,5 Millionen M. auf den Lachs-
fang kommen.

Nach Walpole (the British fish trade) werden jährlich von den
verschiedenen an der Nordseefischerei beteiligten Nationen Fische im
Gesamtwerte von 500 Millionen M. gefangen.

In Frankreich waren 1886: 23880 Fischereifahrzeuge mit 82156
Mann Besatzung thätig, von denen 68000 mit der Küstenfischerei und
11000 mit dem Kabeljaufang bei Neufundland zu thun hatten; der
Ertrag wird zu 61 Millionen M. angegeben.

In Norwegen wurden 1881 in den Lofoten von 26850 Fischern
mit 6153 Böten 28,5 Millionen Dorsche im Werte von circa 6 Millionen M.,
in Finnmarken von 11736 Fischern mit 3417 Böten fast 13 Millionen
Dorsche im Werte von 2,5 Millionen M. gefangen; überhaupt wurden
den Fischern für Dorsch, Hering, Sprotte, Makrele, Hummer u. s. w.
über 22 Millionen M. gezahlt.

Im ganzen sind nahezu 60000 Personen oder 10 Proz. der Bevöl-
kerung am Fischereigewerbe thätig gewesen, und der Gesamtwert der
Ausfuhr an Fischereiprodukten für die Zeit von 1866 bis 1884 wird auf
jährlich rund 40 Millionen M. veranschlagt.

In Schweden betrug 1883 der Wert der grossen Fischereien, mit
Ausnahme der grossen Seen, 10 Millionen M.

In Russland liefert das Kaspische Meer 560 Millionen Kilogramm
Fische im Werte von 112 Millionen M., während der Gesamtertrag der
russischen Fischerei auf 800 Millionen Kilogramm geschätzt wird.

Für Italien wird die Zahl der in der grossen Fischerei verwen-
deten Schiffe zu 2787 mit 8760 Mann, die Gesamtzahl der Fischerfahr-
zeuge (1870) zu 11566, die Zahl der Fischer zu 31000 und der Ertrag
der Seefischerei zu 32 Millionen M. angegeben. 48 grosse Thunfisch-
netze lieferten einen Ertrag von über 5 Millionen M.


Einleitung.

Der Fischkonsum in Deutschland ist, verglichen mit dem anderer
Länder, sehr gering, wird aber doch bei weitem nicht durch die deutsche
Fischerei gedeckt. An Heringen allein werden jährlich für 30—40 Millio-
nen M. nach Deutschland importiert (1893: 28,4 Mill. M. im Spezial-
handel), an Seefischen überhaupt etwa für 60 Millionen M., während
der Wert der Ausfuhr hiervon nur 10 bis 15 Millionen M. beträgt.

In England wurde in den letzten Jahren die Fischerei von
118000 Fischern mit 37000 Fischerfahrzeugen betrieben, und weitere
80000 Menschen sind im Lande selbst mittelbar durch die Fischerei be-
schäftigt. Die Schleppnetzfischerei wird von 3000 Segelfahrzeugen und
Dampfern ausgeübt und liefert den gröſsten Teil des auf 3 Millionen
Zentner veranschlagten Fischbedarfs von London. Das in den Fischereien
angelegte Kapital wird auf 300 Millionen M. geschätzt, der Gesamt-
ertrag der Seefischerei auf 240 Millionen M., jener der Süſswasserfischerei
auf 13,5 Millionen M., wovon allein 7,5 Millionen M. auf den Lachs-
fang kommen.

Nach Walpole (the British fish trade) werden jährlich von den
verschiedenen an der Nordseefischerei beteiligten Nationen Fische im
Gesamtwerte von 500 Millionen M. gefangen.

In Frankreich waren 1886: 23880 Fischereifahrzeuge mit 82156
Mann Besatzung thätig, von denen 68000 mit der Küstenfischerei und
11000 mit dem Kabeljaufang bei Neufundland zu thun hatten; der
Ertrag wird zu 61 Millionen M. angegeben.

In Norwegen wurden 1881 in den Lofoten von 26850 Fischern
mit 6153 Böten 28,5 Millionen Dorsche im Werte von circa 6 Millionen M.,
in Finnmarken von 11736 Fischern mit 3417 Böten fast 13 Millionen
Dorsche im Werte von 2,5 Millionen M. gefangen; überhaupt wurden
den Fischern für Dorsch, Hering, Sprotte, Makrele, Hummer u. s. w.
über 22 Millionen M. gezahlt.

Im ganzen sind nahezu 60000 Personen oder 10 Proz. der Bevöl-
kerung am Fischereigewerbe thätig gewesen, und der Gesamtwert der
Ausfuhr an Fischereiprodukten für die Zeit von 1866 bis 1884 wird auf
jährlich rund 40 Millionen M. veranschlagt.

In Schweden betrug 1883 der Wert der groſsen Fischereien, mit
Ausnahme der groſsen Seen, 10 Millionen M.

In Ruſsland liefert das Kaspische Meer 560 Millionen Kilogramm
Fische im Werte von 112 Millionen M., während der Gesamtertrag der
russischen Fischerei auf 800 Millionen Kilogramm geschätzt wird.

Für Italien wird die Zahl der in der groſsen Fischerei verwen-
deten Schiffe zu 2787 mit 8760 Mann, die Gesamtzahl der Fischerfahr-
zeuge (1870) zu 11566, die Zahl der Fischer zu 31000 und der Ertrag
der Seefischerei zu 32 Millionen M. angegeben. 48 groſse Thunfisch-
netze lieferten einen Ertrag von über 5 Millionen M.


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[331/0349] Einleitung. Der Fischkonsum in Deutschland ist, verglichen mit dem anderer Länder, sehr gering, wird aber doch bei weitem nicht durch die deutsche Fischerei gedeckt. An Heringen allein werden jährlich für 30—40 Millio- nen M. nach Deutschland importiert (1893: 28,4 Mill. M. im Spezial- handel), an Seefischen überhaupt etwa für 60 Millionen M., während der Wert der Ausfuhr hiervon nur 10 bis 15 Millionen M. beträgt. In England wurde in den letzten Jahren die Fischerei von 118000 Fischern mit 37000 Fischerfahrzeugen betrieben, und weitere 80000 Menschen sind im Lande selbst mittelbar durch die Fischerei be- schäftigt. Die Schleppnetzfischerei wird von 3000 Segelfahrzeugen und Dampfern ausgeübt und liefert den gröſsten Teil des auf 3 Millionen Zentner veranschlagten Fischbedarfs von London. Das in den Fischereien angelegte Kapital wird auf 300 Millionen M. geschätzt, der Gesamt- ertrag der Seefischerei auf 240 Millionen M., jener der Süſswasserfischerei auf 13,5 Millionen M., wovon allein 7,5 Millionen M. auf den Lachs- fang kommen. Nach Walpole (the British fish trade) werden jährlich von den verschiedenen an der Nordseefischerei beteiligten Nationen Fische im Gesamtwerte von 500 Millionen M. gefangen. In Frankreich waren 1886: 23880 Fischereifahrzeuge mit 82156 Mann Besatzung thätig, von denen 68000 mit der Küstenfischerei und 11000 mit dem Kabeljaufang bei Neufundland zu thun hatten; der Ertrag wird zu 61 Millionen M. angegeben. In Norwegen wurden 1881 in den Lofoten von 26850 Fischern mit 6153 Böten 28,5 Millionen Dorsche im Werte von circa 6 Millionen M., in Finnmarken von 11736 Fischern mit 3417 Böten fast 13 Millionen Dorsche im Werte von 2,5 Millionen M. gefangen; überhaupt wurden den Fischern für Dorsch, Hering, Sprotte, Makrele, Hummer u. s. w. über 22 Millionen M. gezahlt. Im ganzen sind nahezu 60000 Personen oder 10 Proz. der Bevöl- kerung am Fischereigewerbe thätig gewesen, und der Gesamtwert der Ausfuhr an Fischereiprodukten für die Zeit von 1866 bis 1884 wird auf jährlich rund 40 Millionen M. veranschlagt. In Schweden betrug 1883 der Wert der groſsen Fischereien, mit Ausnahme der groſsen Seen, 10 Millionen M. In Ruſsland liefert das Kaspische Meer 560 Millionen Kilogramm Fische im Werte von 112 Millionen M., während der Gesamtertrag der russischen Fischerei auf 800 Millionen Kilogramm geschätzt wird. Für Italien wird die Zahl der in der groſsen Fischerei verwen- deten Schiffe zu 2787 mit 8760 Mann, die Gesamtzahl der Fischerfahr- zeuge (1870) zu 11566, die Zahl der Fischer zu 31000 und der Ertrag der Seefischerei zu 32 Millionen M. angegeben. 48 groſse Thunfisch- netze lieferten einen Ertrag von über 5 Millionen M.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/349>, abgerufen am 29.04.2024.