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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Breite 2783. Geometrischer Schritt. Die
Tieffe des Meers in dieser Enge findet sich gar
ungleich/ bald 50. 60. dann 100. bis 200.
Schuh; der Grund ist überall voller Felsen/
und mag vielleicht der jenige schmale Arm Land
seyn/ durch welchen weyland der alten Pen-Insu-
la Tinnacria,
jetzo aber Jnsul Sicilien an schon
gemeldtes Calabrien angehängt gewesen. Cha-
rybdin
belangend/ ist solcher anders nichts als ein
unergründlicher Meer-Strudel und Würbel-
Schlund/ der in einem steten Kochen und Auf-
wallen stehet/ eben als ein Kessel mit Wasser/ der
ob dem Feuer siedet; doch bleibt er nicht allzeit
in einem Thun/ sondern/ wie unter Zeiten er sich
still und ruhig bezeuget: Also ist er im Gegen-
theil jederweilen über-aus hefftig und ungestüm/
und wirffet die aus dem Abgrund aufwerts-stei-
gende Fluten hoch empor. Diß aber entstehet
in ihme durch die unterschiedliche Winde/ nach
dem einer oder der ander hefftig wähet. Seine
übrige Gelegenheit ist aus dem vorgestellten Ab-
ris zuersehen. Scylla, (B.) ist das felsigte Vor-
Gebürg in Calabrien/ welches/ weil es vor an-
dern Bergen sich tieff in das Meer erstrecket/
und rings herum mit vielen spitzigen scharffen
Felsen unter und ob dem Wasser gleichsam besetzet:
auch in seinen innersten durch unter-irdische
Gänge und Hölen durchboret ist/ verursacht er
in dieser Meer-Enge eine ungestümme See/ die

den

Das andere Buch.
Breite 2783. Geometriſcher Schritt. Die
Tieffe des Meers in dieſer Enge findet ſich gar
ungleich/ bald 50. 60. dann 100. bis 200.
Schuh; der Grund iſt überall voller Felſen/
und mag vielleicht der jenige ſchmale Arm Land
ſeyn/ durch welchen weyland der alten Pen-Inſu-
la Tinnacria,
jetzo aber Jnſul Sicilien an ſchon
gemeldtes Calabrien angehängt geweſen. Cha-
rybdin
belangend/ iſt ſolcher anders nichts als ein
unergründlicher Meer-Strudel und Würbel-
Schlund/ der in einem ſteten Kochen und Auf-
wallen ſtehet/ eben als ein Keſſel mit Waſſer/ der
ob dem Feuer ſiedet; doch bleibt er nicht allzeit
in einem Thun/ ſondern/ wie unter Zeiten er ſich
ſtill und ruhig bezeuget: Alſo iſt er im Gegen-
theil jederweilen über-aus hefftig und ungeſtüm/
und wirffet die aus dem Abgrund aufwerts-ſtei-
gende Fluten hoch empor. Diß aber entſtehet
in ihme durch die unterſchiedliche Winde/ nach
dem einer oder der ander hefftig wähet. Seine
übrige Gelegenheit iſt aus dem vorgeſtellten Ab-
ris zuerſehen. Scylla, (B.) iſt das felſigte Vor-
Gebürg in Calabrien/ welches/ weil es vor an-
dern Bergen ſich tieff in das Meer erſtrecket/
und rings herum mit vielen ſpitzigen ſcharffen
Felſen unter uñ ob dem Waſſer gleichſam beſetzet:
auch in ſeinen innerſten durch unter-irdiſche
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[260/0362] Das andere Buch. Breite 2783. Geometriſcher Schritt. Die Tieffe des Meers in dieſer Enge findet ſich gar ungleich/ bald 50. 60. dann 100. bis 200. Schuh; der Grund iſt überall voller Felſen/ und mag vielleicht der jenige ſchmale Arm Land ſeyn/ durch welchen weyland der alten Pen-Inſu- la Tinnacria, jetzo aber Jnſul Sicilien an ſchon gemeldtes Calabrien angehängt geweſen. Cha- rybdin belangend/ iſt ſolcher anders nichts als ein unergründlicher Meer-Strudel und Würbel- Schlund/ der in einem ſteten Kochen und Auf- wallen ſtehet/ eben als ein Keſſel mit Waſſer/ der ob dem Feuer ſiedet; doch bleibt er nicht allzeit in einem Thun/ ſondern/ wie unter Zeiten er ſich ſtill und ruhig bezeuget: Alſo iſt er im Gegen- theil jederweilen über-aus hefftig und ungeſtüm/ und wirffet die aus dem Abgrund aufwerts-ſtei- gende Fluten hoch empor. Diß aber entſtehet in ihme durch die unterſchiedliche Winde/ nach dem einer oder der ander hefftig wähet. Seine übrige Gelegenheit iſt aus dem vorgeſtellten Ab- ris zuerſehen. Scylla, (B.) iſt das felſigte Vor- Gebürg in Calabrien/ welches/ weil es vor an- dern Bergen ſich tieff in das Meer erſtrecket/ und rings herum mit vielen ſpitzigen ſcharffen Felſen unter uñ ob dem Waſſer gleichſam beſetzet: auch in ſeinen innerſten durch unter-irdiſche Gänge und Hölen durchboret iſt/ verurſacht er in dieſer Meer-Enge eine ungeſtümme See/ die den

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/362>, abgerufen am 15.05.2024.