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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
waren Menschlich gebildet: Der übrige Theil
aber/ war ein unformlich Stuck Fleisch; die
Rippen waren um den dritten Theil länger und
dücker als gewöhnlich. Idem.

18. Der Englische Capitain Schmidt/
in seiner Reise in Neu-Engelland gedencket/ daß
als er im Jahr 1610. eines Morgens daselbst
am Ufer des Hafens St. Johanns stunde/ kam
ein Meer-Wunder mit grosser Geschwindigkeit
daher geschwummen. Es war sehr schön von
Angesicht/ denen Augen/ Nase/ Ohren/ Kinn/
Mund/ Hals/ und Stirne nach/ sahe es einer
Jungfrau gleich. Die Haare so blaulecht/ flo-
gen ihro über die Schultern; und wie mich dun-
ckete/ (schreibt er/) so waren es rechte Haare/
dann ich neben meinem Diener/ dieses Meer-
Wunder genau betrachtet habe. Da es noch
eines langen Spiesses weit von mir war/ er-
schrack ich/ und wiche zuruck. Welches/ als es
diese Creatur sahe/ fuhr sie auch unter das Was-
ser/ kam doch bald wieder hervor/ und damal sahe
ich es von ferne noch etwas an. Von oben her-
ab/ biß auf den Nabel gliche es einem Menschen:
Unterhalb aber einem Fische. Wie es aber
ruck-werts gestaltet gewesen/ hab ich nicht sehen
können. Eben dieses Wunder-Thier ist kurtz
hernach/ an ein Englisch Schiff kommen/ und
gantzes Gewalts sich unterstanden/ in dasselbe
zu steigen/ also daß es von denen im Schiff/ mit
Brügeln abgetrieben werden müssen. Noch

an

Das andere Buch.
waren Menſchlich gebildet: Der übrige Theil
aber/ war ein unformlich Stuck Fleiſch; die
Rippen waren um den dritten Theil länger und
dücker als gewöhnlich. Idem.

18. Der Engliſche Capitain Schmidt/
in ſeiner Reiſe in Neu-Engelland gedencket/ daß
als er im Jahr 1610. eines Morgens daſelbſt
am Ufer des Hafens St. Johanns ſtunde/ kam
ein Meer-Wunder mit groſſer Geſchwindigkeit
daher geſchwummen. Es war ſehr ſchön von
Angeſicht/ denen Augen/ Naſe/ Ohren/ Kinn/
Mund/ Hals/ und Stirne nach/ ſahe es einer
Jungfrau gleich. Die Haare ſo blaulecht/ flo-
gen ihro über die Schultern; und wie mich dun-
ckete/ (ſchreibt er/) ſo waren es rechte Haare/
dann ich neben meinem Diener/ dieſes Meer-
Wunder genau betrachtet habe. Da es noch
eines langen Spieſſes weit von mir war/ er-
ſchrack ich/ und wiche zuruck. Welches/ als es
dieſe Creatur ſahe/ fuhr ſie auch unter das Waſ-
ſer/ kam doch bald wieder hervor/ und damal ſahe
ich es von ferne noch etwas an. Von oben her-
ab/ biß auf den Nabel gliche es einem Menſchen:
Unterhalb aber einem Fiſche. Wie es aber
ruck-werts geſtaltet geweſen/ hab ich nicht ſehen
können. Eben dieſes Wunder-Thier iſt kurtz
hernach/ an ein Engliſch Schiff kommen/ und
gantzes Gewalts ſich unterſtanden/ in daſſelbe
zu ſteigen/ alſo daß es von denen im Schiff/ mit
Brügeln abgetrieben werden müſſen. Noch

an
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[558/0694] Das andere Buch. waren Menſchlich gebildet: Der übrige Theil aber/ war ein unformlich Stuck Fleiſch; die Rippen waren um den dritten Theil länger und dücker als gewöhnlich. Idem. 18. Der Engliſche Capitain Schmidt/ in ſeiner Reiſe in Neu-Engelland gedencket/ daß als er im Jahr 1610. eines Morgens daſelbſt am Ufer des Hafens St. Johanns ſtunde/ kam ein Meer-Wunder mit groſſer Geſchwindigkeit daher geſchwummen. Es war ſehr ſchön von Angeſicht/ denen Augen/ Naſe/ Ohren/ Kinn/ Mund/ Hals/ und Stirne nach/ ſahe es einer Jungfrau gleich. Die Haare ſo blaulecht/ flo- gen ihro über die Schultern; und wie mich dun- ckete/ (ſchreibt er/) ſo waren es rechte Haare/ dann ich neben meinem Diener/ dieſes Meer- Wunder genau betrachtet habe. Da es noch eines langen Spieſſes weit von mir war/ er- ſchrack ich/ und wiche zuruck. Welches/ als es dieſe Creatur ſahe/ fuhr ſie auch unter das Waſ- ſer/ kam doch bald wieder hervor/ und damal ſahe ich es von ferne noch etwas an. Von oben her- ab/ biß auf den Nabel gliche es einem Menſchen: Unterhalb aber einem Fiſche. Wie es aber ruck-werts geſtaltet geweſen/ hab ich nicht ſehen können. Eben dieſes Wunder-Thier iſt kurtz hernach/ an ein Engliſch Schiff kommen/ und gantzes Gewalts ſich unterſtanden/ in daſſelbe zu ſteigen/ alſo daß es von denen im Schiff/ mit Brügeln abgetrieben werden müſſen. Noch an

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/694>, abgerufen am 05.05.2024.