Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

derartig eingetheilt, dass stets nur eine Feder mit einem leiten-
den, alle übrigen dagegen mit isolirenden Feldern in Berührung
sind. Wird die Scheibe gedreht, so treten die Federn der Reihe
nach einen Augenblick in leitende Verbindung mit der Scheibe
und durch sie mit dem Leitungsdrath. Denkt man sich nun an
beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen, beide
Batterien in gleicher Richtung eingeschaltet und beide Scheiben
genau gleichmässig gedreht, so werden sämmtliche Telegraphen
gleichmässig rotiren. Wird einer derselben angehalten und da-
durch die leitende Verbindung seiner Contactfeder mit der
Batterie dauernd unterbrochen, so muss auch der mit ihm
correspondirende, d. i. der mit einer homologen Feder verbundene
Apparat der andern Station, still stehen, da kein Strom die
Leitung durchlaufen kann, während diese Feder mit ihr in Ver-
bindung ist. Die gleichmässige Rotation der beiden Scheiben
bewirkt Hr. Kruse dadurch, dass er sie mit Zähnen versieht und
durch die Oscillationen der Telegraphenmagnete selbst drehen
lässt. Da stets gleich viel Apparate an beiden Enden der Leitung
in Bewegung sind und alle genau mit derselben Geschwindigkeit
rotiren, so müssen auch beide Scheiben genau gleichmässig fort-
schreiten. Werden einzelne Telegraphenpaare angehalten, so
wird dadurch zwar die Rotationsgeschwindigkeit der Scheiben
und mithin auch der übrigen Telegraphen vermindert, die Gleich-
mässigkeit der Rotation aber nicht gestört.

Es ist ersichtlich, dass diese sinnreiche Combination für prak-
tische Anwendung zu complicirt und zu unsicher ist. Namentlich
wird es sehr schwer sein, die Uebertrager so empfindlich und
schnell beweglich zu machen, dass sie mit Strömen von so
kurzer Dauer noch sicher functioniren und die Telegraphen in
Bewegung setzen.

Im zweiten Decemberheft des Leipziger polytechnischen
Centralblattes beschrieb Hr. Telegraphen-Inspector Galle eine
von Hin. Dr. Gintl auf der Linie Prag-Wien versuchte Methode
mittels des Morse'schen Schreibtelegraphen gleichzeitig Depeschen
in entgegengesetzter Richtung zu befördern. Sie bestand darin,
dass die Uebertragermagnete mit 2 Drahtspiralen versehen wurden,
von denen die eine mit dem Leitungsdrahte communicirte. War
der Schlüssel (Contacthebel) nicht niedergedrückt, so stellte sein

8*

derartig eingetheilt, dass stets nur eine Feder mit einem leiten-
den, alle übrigen dagegen mit isolirenden Feldern in Berührung
sind. Wird die Scheibe gedreht, so treten die Federn der Reihe
nach einen Augenblick in leitende Verbindung mit der Scheibe
und durch sie mit dem Leitungsdrath. Denkt man sich nun an
beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen, beide
Batterien in gleicher Richtung eingeschaltet und beide Scheiben
genau gleichmässig gedreht, so werden sämmtliche Telegraphen
gleichmässig rotiren. Wird einer derselben angehalten und da-
durch die leitende Verbindung seiner Contactfeder mit der
Batterie dauernd unterbrochen, so muss auch der mit ihm
correspondirende, d. i. der mit einer homologen Feder verbundene
Apparat der andern Station, still stehen, da kein Strom die
Leitung durchlaufen kann, während diese Feder mit ihr in Ver-
bindung ist. Die gleichmässige Rotation der beiden Scheiben
bewirkt Hr. Kruse dadurch, dass er sie mit Zähnen versieht und
durch die Oscillationen der Telegraphenmagnete selbst drehen
lässt. Da stets gleich viel Apparate an beiden Enden der Leitung
in Bewegung sind und alle genau mit derselben Geschwindigkeit
rotiren, so müssen auch beide Scheiben genau gleichmässig fort-
schreiten. Werden einzelne Telegraphenpaare angehalten, so
wird dadurch zwar die Rotationsgeschwindigkeit der Scheiben
und mithin auch der übrigen Telegraphen vermindert, die Gleich-
mässigkeit der Rotation aber nicht gestört.

Es ist ersichtlich, dass diese sinnreiche Combination für prak-
tische Anwendung zu complicirt und zu unsicher ist. Namentlich
wird es sehr schwer sein, die Uebertrager so empfindlich und
schnell beweglich zu machen, dass sie mit Strömen von so
kurzer Dauer noch sicher functioniren und die Telegraphen in
Bewegung setzen.

Im zweiten Decemberheft des Leipziger polytechnischen
Centralblattes beschrieb Hr. Telegraphen-Inspector Galle eine
von Hin. Dr. Gintl auf der Linie Prag-Wien versuchte Methode
mittels des Morse’schen Schreibtelegraphen gleichzeitig Depeschen
in entgegengesetzter Richtung zu befördern. Sie bestand darin,
dass die Uebertragermagnete mit 2 Drahtspiralen versehen wurden,
von denen die eine mit dem Leitungsdrahte communicirte. War
der Schlüssel (Contacthebel) nicht niedergedrückt, so stellte sein

8*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0133" n="115"/>
derartig eingetheilt, dass stets nur eine Feder mit einem leiten-<lb/>
den, alle übrigen dagegen mit isolirenden Feldern in Berührung<lb/>
sind. Wird die Scheibe gedreht, so treten die Federn der Reihe<lb/>
nach einen Augenblick in leitende Verbindung mit der Scheibe<lb/>
und durch sie mit dem Leitungsdrath. Denkt man sich nun an<lb/>
beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen, beide<lb/>
Batterien in gleicher Richtung eingeschaltet und beide Scheiben<lb/>
genau gleichmässig gedreht, so werden sämmtliche Telegraphen<lb/>
gleichmässig rotiren. Wird einer derselben angehalten und da-<lb/>
durch die leitende Verbindung seiner Contactfeder mit der<lb/>
Batterie dauernd unterbrochen, so muss auch der mit ihm<lb/>
correspondirende, d. i. der mit einer homologen Feder verbundene<lb/>
Apparat der andern Station, still stehen, da kein Strom die<lb/>
Leitung durchlaufen kann, während diese Feder mit ihr in Ver-<lb/>
bindung ist. Die gleichmässige Rotation der beiden Scheiben<lb/>
bewirkt Hr. Kruse dadurch, dass er sie mit Zähnen versieht und<lb/>
durch die Oscillationen der Telegraphenmagnete selbst drehen<lb/>
lässt. Da stets gleich viel Apparate an beiden Enden der Leitung<lb/>
in Bewegung sind und alle genau mit derselben Geschwindigkeit<lb/>
rotiren, so müssen auch beide Scheiben genau gleichmässig fort-<lb/>
schreiten. Werden einzelne Telegraphenpaare angehalten, so<lb/>
wird dadurch zwar die Rotationsgeschwindigkeit der Scheiben<lb/>
und mithin auch der übrigen Telegraphen vermindert, die Gleich-<lb/>
mässigkeit der Rotation aber nicht gestört.</p><lb/>
        <p>Es ist ersichtlich, dass diese sinnreiche Combination für prak-<lb/>
tische Anwendung zu complicirt und zu unsicher ist. Namentlich<lb/>
wird es sehr schwer sein, die Uebertrager so empfindlich und<lb/>
schnell beweglich zu machen, dass sie mit Strömen von so<lb/>
kurzer Dauer noch sicher functioniren und die Telegraphen in<lb/>
Bewegung setzen.</p><lb/>
        <p>Im zweiten Decemberheft des Leipziger polytechnischen<lb/>
Centralblattes beschrieb Hr. Telegraphen-Inspector Galle eine<lb/>
von Hin. Dr. Gintl auf der Linie Prag-Wien versuchte Methode<lb/>
mittels des Morse&#x2019;schen Schreibtelegraphen gleichzeitig Depeschen<lb/>
in entgegengesetzter Richtung zu befördern. Sie bestand darin,<lb/>
dass die Uebertragermagnete mit 2 Drahtspiralen versehen wurden,<lb/>
von denen die eine mit dem Leitungsdrahte communicirte. War<lb/>
der Schlüssel (Contacthebel) nicht niedergedrückt, so stellte sein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0133] derartig eingetheilt, dass stets nur eine Feder mit einem leiten- den, alle übrigen dagegen mit isolirenden Feldern in Berührung sind. Wird die Scheibe gedreht, so treten die Federn der Reihe nach einen Augenblick in leitende Verbindung mit der Scheibe und durch sie mit dem Leitungsdrath. Denkt man sich nun an beiden Enden der Leitung dieselbe Einrichtung getroffen, beide Batterien in gleicher Richtung eingeschaltet und beide Scheiben genau gleichmässig gedreht, so werden sämmtliche Telegraphen gleichmässig rotiren. Wird einer derselben angehalten und da- durch die leitende Verbindung seiner Contactfeder mit der Batterie dauernd unterbrochen, so muss auch der mit ihm correspondirende, d. i. der mit einer homologen Feder verbundene Apparat der andern Station, still stehen, da kein Strom die Leitung durchlaufen kann, während diese Feder mit ihr in Ver- bindung ist. Die gleichmässige Rotation der beiden Scheiben bewirkt Hr. Kruse dadurch, dass er sie mit Zähnen versieht und durch die Oscillationen der Telegraphenmagnete selbst drehen lässt. Da stets gleich viel Apparate an beiden Enden der Leitung in Bewegung sind und alle genau mit derselben Geschwindigkeit rotiren, so müssen auch beide Scheiben genau gleichmässig fort- schreiten. Werden einzelne Telegraphenpaare angehalten, so wird dadurch zwar die Rotationsgeschwindigkeit der Scheiben und mithin auch der übrigen Telegraphen vermindert, die Gleich- mässigkeit der Rotation aber nicht gestört. Es ist ersichtlich, dass diese sinnreiche Combination für prak- tische Anwendung zu complicirt und zu unsicher ist. Namentlich wird es sehr schwer sein, die Uebertrager so empfindlich und schnell beweglich zu machen, dass sie mit Strömen von so kurzer Dauer noch sicher functioniren und die Telegraphen in Bewegung setzen. Im zweiten Decemberheft des Leipziger polytechnischen Centralblattes beschrieb Hr. Telegraphen-Inspector Galle eine von Hin. Dr. Gintl auf der Linie Prag-Wien versuchte Methode mittels des Morse’schen Schreibtelegraphen gleichzeitig Depeschen in entgegengesetzter Richtung zu befördern. Sie bestand darin, dass die Uebertragermagnete mit 2 Drahtspiralen versehen wurden, von denen die eine mit dem Leitungsdrahte communicirte. War der Schlüssel (Contacthebel) nicht niedergedrückt, so stellte sein 8*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/133
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/133>, abgerufen am 07.05.2024.