Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 112. Von dem Hertzen der heiligen Clara de Montefalco. Hier ist der Speer und Schwam/ die Nägel/ Säul und Kron/(Sohn: Die Geisseln/ und auch gar daß Creutz mit GOttes- Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderst sein/ Diß Hertz ist GOttesburg/ und seines Leydensschreyn. 113. List wieder List. Mit List hat unß der Feind gefället und bekriegt/ Mit List kan er von unß sein wiederumb besiegt. 114. Ein Lamb bezwingt den Drachen. Vertraue Gott/ der Drach wird leichtlich überwunden/ Hat jhn doch nur ein Lamm gefället und gebunden. 115. Die Nachreu kombt zu spät. Da GOtt auf Erden gieng/ ward Er fast nicht geacht: Nu Er im Himmel ist beklagt Jhn jedermann Daß Jhm nicht grösser Ehr ist worden angethan. So thörichk ist die Welt/ daß sie's nicht vor bedacht! 116. Eins folgt und weicht dem andern. Eins ist deß andren end'/ und auch sein anbegin. Wenn GOtt gebohrn wird/ so stirbet Adam hin. 117. Die Welt unds Neu Jerusalem. Die Welt scheint Kugelrund dieweil sie sol vergehn: Gevierdt ist Gottes Stadt: drum wird sie Ewig stehn. 118. Der Spiegel. Der Spiegel zeiget dir dein äussres Angesicht: Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht! 119. Daß Faß muß reine seyn. Wasch auß deins Hertzensfaß? wann Häfen drinne sein/ So geust GOtt nimmermehr dir seinen Wein darein. 121. Der
Johannis Angeli 112. Von dem Hertzen der heiligen Clara de Montefalco. Hier iſt der Speer und Schwam/ die Naͤgel/ Saͤul und Kron/(Sohn: Die Geiſſeln/ und auch gar daß Creutz mit GOttes- Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderſt ſein/ Diß Hertz iſt GOttesburg/ und ſeines Leydensſchreyn. 113. Liſt wieder Liſt. Mit Liſt hat unß der Feind gefaͤllet und bekriegt/ Mit Liſt kan er von unß ſein wiederumb beſiegt. 114. Ein Lamb bezwingt den Drachen. Vertraue Gott/ der Drach wird leichtlich uͤberwundẽ/ Hat jhn doch nur ein Lamm gefaͤllet und gebunden. 115. Die Nachreu kombt zu ſpaͤt. Da GOtt auf Erden gieng/ ward Er faſt nicht geacht: Nu Er im Himmel iſt beklagt Jhn jedermann Daß Jhm nicht groͤſſer Ehr iſt worden angethan. So thoͤrichk iſt die Welt/ daß ſie’s nicht vor bedacht! 116. Eins folgt und weicht dem andern. Eins iſt deß andren end’/ und auch ſein anbegin. Wenn GOtt gebohrn wird/ ſo ſtirbet Adam hin. 117. Die Welt unds Neu Jeruſalem. Die Welt ſcheint Kugelrund dieweil ſie ſol vergehn: Gevierdt iſt Gottes Stadt: drum wird ſie Ewig ſtehn. 118. Der Spiegel. Der Spiegel zeiget dir dein aͤuſſres Angeſicht: Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht! 119. Daß Faß muß reine ſeyn. Waſch auß deins Hertzensfaß? wañ Haͤfen driñe ſein/ So geuſt GOtt nimmermehr dir ſeinen Wein darein. 121. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0140" n="136[134]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">112. Von dem Hertzen der heiligen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Clara</hi></hi> de Montefalco.</hi></hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Hier iſt der Speer und Schwam/ die Naͤgel/ Saͤul</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und Kron/(Sohn:</hi> </l><lb/> <l>Die Geiſſeln/ und auch gar daß Creutz mit GOttes-</l><lb/> <l>Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderſt ſein/</l><lb/> <l>Diß Hertz iſt GOttesburg/ und ſeines Leydensſchreyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">113. Liſt wieder Liſt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Mit Liſt hat unß der Feind gefaͤllet und bekriegt/</l><lb/> <l>Mit Liſt kan er von unß ſein wiederumb beſiegt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">114. Ein Lamb bezwingt den Drachen.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Vertraue Gott/ der Drach wird leichtlich uͤberwundẽ/</l><lb/> <l>Hat jhn doch nur ein Lamm gefaͤllet und gebunden.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">115. Die Nachreu kombt zu ſpaͤt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Da GOtt auf Erden gieng/ ward Er faſt nicht geacht:</l><lb/> <l>Nu Er im Himmel iſt beklagt Jhn jedermann</l><lb/> <l>Daß Jhm nicht groͤſſer Ehr iſt worden angethan.</l><lb/> <l>So thoͤrichk iſt die Welt/ daß ſie’s nicht vor bedacht!</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">116. Eins folgt und weicht dem andern.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Eins iſt deß andren end’/ und auch ſein anbegin.</l><lb/> <l>Wenn GOtt gebohrn wird/ ſo ſtirbet <hi rendition="#fr">Adam</hi> hin.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">117. Die Welt unds Neu Jeruſalem.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Welt ſcheint Kugelrund dieweil ſie ſol vergehn:</l><lb/> <l>Gevierdt iſt Gottes Stadt: drum wird ſie Ewig ſtehn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">118. Der Spiegel.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Spiegel zeiget dir dein aͤuſſres Angeſicht:</l><lb/> <l>Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht!</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">119. Daß Faß muß reine ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Waſch auß deins Hertzensfaß? wañ Haͤfen driñe ſein/</l><lb/> <l>So geuſt GOtt nimmermehr dir ſeinen Wein darein.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">121. Der</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [136[134]/0140]
Johannis Angeli
112. Von dem Hertzen der heiligen
Clara de Montefalco.
Hier iſt der Speer und Schwam/ die Naͤgel/ Saͤul
und Kron/(Sohn:
Die Geiſſeln/ und auch gar daß Creutz mit GOttes-
Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderſt ſein/
Diß Hertz iſt GOttesburg/ und ſeines Leydensſchreyn.
113. Liſt wieder Liſt.
Mit Liſt hat unß der Feind gefaͤllet und bekriegt/
Mit Liſt kan er von unß ſein wiederumb beſiegt.
114. Ein Lamb bezwingt den Drachen.
Vertraue Gott/ der Drach wird leichtlich uͤberwundẽ/
Hat jhn doch nur ein Lamm gefaͤllet und gebunden.
115. Die Nachreu kombt zu ſpaͤt.
Da GOtt auf Erden gieng/ ward Er faſt nicht geacht:
Nu Er im Himmel iſt beklagt Jhn jedermann
Daß Jhm nicht groͤſſer Ehr iſt worden angethan.
So thoͤrichk iſt die Welt/ daß ſie’s nicht vor bedacht!
116. Eins folgt und weicht dem andern.
Eins iſt deß andren end’/ und auch ſein anbegin.
Wenn GOtt gebohrn wird/ ſo ſtirbet Adam hin.
117. Die Welt unds Neu Jeruſalem.
Die Welt ſcheint Kugelrund dieweil ſie ſol vergehn:
Gevierdt iſt Gottes Stadt: drum wird ſie Ewig ſtehn.
118. Der Spiegel.
Der Spiegel zeiget dir dein aͤuſſres Angeſicht:
Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht!
119. Daß Faß muß reine ſeyn.
Waſch auß deins Hertzensfaß? wañ Haͤfen driñe ſein/
So geuſt GOtt nimmermehr dir ſeinen Wein darein.
121. Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/140 |
Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 136[134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/140>, abgerufen am 11.12.2023. |