Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Holz gehört unter die ersten Bedürf-
nisse.

Der Landmann kalkulirt größtentheils
nur auf einen sehr eingeschränkten Zeit-
Raum.

Ob seine Nachkommen noch dieß erste,
und unentbehrliche Bedürfnis finden?
ob bei zunehmender Volks-Menge auch
für diese noch das Erfordernis vorhanden
sey? ist ihm gleichgültig.

Der langsame Wuchs des Holzes steht
aber mit der Leichtigkeit der Verschwendung
nicht im Verhältnis. Der Staat der über
das Wohl der Gesellschaft nicht bloß für den
Moment, sondern in der Fortdauer wa-
chen muß, hat also die Pflicht, mithin auch
das Recht, die freie Benuzung des Holz-
Eigenthums in so weit einzuschränken,

Holz gehoͤrt unter die erſten Beduͤrf-
niſſe.

Der Landmann kalkulirt groͤßtentheils
nur auf einen ſehr eingeſchraͤnkten Zeit-
Raum.

Ob ſeine Nachkommen noch dieß erſte,
und unentbehrliche Beduͤrfnis finden?
ob bei zunehmender Volks-Menge auch
fuͤr dieſe noch das Erfordernis vorhanden
ſey? iſt ihm gleichguͤltig.

Der langſame Wuchs des Holzes ſteht
aber mit der Leichtigkeit der Verſchwendung
nicht im Verhaͤltnis. Der Staat der uͤber
das Wohl der Geſellſchaft nicht bloß fuͤr den
Moment, ſondern in der Fortdauer wa-
chen muß, hat alſo die Pflicht, mithin auch
das Recht, die freie Benuzung des Holz-
Eigenthums in ſo weit einzuſchraͤnken,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0059" n="47"/>
        <p>Holz geho&#x0364;rt unter die <hi rendition="#g">er&#x017F;ten</hi> Bedu&#x0364;rf-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Der Landmann kalkulirt gro&#x0364;ßtentheils<lb/>
nur auf einen &#x017F;ehr <hi rendition="#g">einge&#x017F;chra&#x0364;nkten</hi> Zeit-<lb/>
Raum.</p><lb/>
        <p>Ob &#x017F;eine Nachkommen noch <hi rendition="#g">dieß er&#x017F;te</hi>,<lb/>
und <hi rendition="#g">unentbehrliche</hi> Bedu&#x0364;rfnis finden?<lb/>
ob bei <hi rendition="#g">zunehmender</hi> Volks-Menge auch<lb/><hi rendition="#g">fu&#x0364;r die&#x017F;e</hi> noch das Erfordernis vorhanden<lb/>
&#x017F;ey? i&#x017F;t ihm gleichgu&#x0364;ltig.</p><lb/>
        <p>Der lang&#x017F;ame Wuchs des Holzes &#x017F;teht<lb/>
aber mit der Leichtigkeit der Ver&#x017F;chwendung<lb/>
nicht im Verha&#x0364;ltnis. Der Staat der u&#x0364;ber<lb/>
das Wohl der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nicht bloß fu&#x0364;r den<lb/>
Moment, &#x017F;ondern in <hi rendition="#g">der Fortdauer</hi> wa-<lb/>
chen muß, hat al&#x017F;o die <hi rendition="#g">Pflicht</hi>, mithin auch<lb/>
das <hi rendition="#g">Recht</hi>, die freie Benuzung des <hi rendition="#g">Holz-<lb/>
Eigenthums</hi> in <hi rendition="#g">&#x017F;o weit</hi> einzu&#x017F;chra&#x0364;nken,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0059] Holz gehoͤrt unter die erſten Beduͤrf- niſſe. Der Landmann kalkulirt groͤßtentheils nur auf einen ſehr eingeſchraͤnkten Zeit- Raum. Ob ſeine Nachkommen noch dieß erſte, und unentbehrliche Beduͤrfnis finden? ob bei zunehmender Volks-Menge auch fuͤr dieſe noch das Erfordernis vorhanden ſey? iſt ihm gleichguͤltig. Der langſame Wuchs des Holzes ſteht aber mit der Leichtigkeit der Verſchwendung nicht im Verhaͤltnis. Der Staat der uͤber das Wohl der Geſellſchaft nicht bloß fuͤr den Moment, ſondern in der Fortdauer wa- chen muß, hat alſo die Pflicht, mithin auch das Recht, die freie Benuzung des Holz- Eigenthums in ſo weit einzuſchraͤnken,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/59
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/59>, abgerufen am 29.04.2024.