Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. nicht gantz mit feuer umgeben gesehen worden/ und hiesse gleichwol eine tauffe. 5. Jndem Dan. 4/ 12. stehet von dem Nebucadnezar/ daß er werde von dem thau des Him- mels naß werden/ da lautet es in der LXX. v. 3. kai apo tes drosou tou ouranou to soma autou ebaphe. da es zwar nicht heißt ebaptisth: es sind aber ba'pto und baptizo sofern synonyma. Ja wenn man einen unterscheid unter beyden ma- chen solte/ würde baptizo weniger seyn: wie Er. Schmidius bemercket/ wie pa- trizo patrem imitor, so würde baptizo am schärffesten heissen imitationem tinctionis. Potest ergo aliquis baptize[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]n, etiamsi non totos in aqua immer- gat, sed qvocunqve convenienti modo aqvis tingat. Ja 6. eben dieser be- rühmte Philologus will nicht zugeben/ daß bapto eben eine völlige untertau- chung bedeute/ sondern darinnen unterschieden seye/ von duno, das nicht nur heisse aqvis intingor vel immergor, sondern submergor, welches bey jenem nicht bloß nöthig ist. Also wird von einem schiff/ das in das wasser gelassen wird/ dieses wort gebraucht; massen H. Steph. in Thesaur. den ort Eurip. anführt: kai naus entithei~sa pros bian podi ebapsen. Da doch ein schiff nicht untergetaucht werden darff/ (als welches sein untergang ist) sondern nur zum theil/ ja wann wir alles/ was auff dem schiff ist/ darzu/ wie billig ist/ rechnen/ zum meisten theil ausser wasser bleibet. Daß daher das wort an sich selbs/ und nachdem es mehrmal gebraucht wird/ die untertauchung des leibes nicht mit sich brin- get/ sondern nur aliqvam tincturam, (wie auch bapto insgemein tingo gege- ben wird.) Deswegen dann/ da sich der liebste Heyland desselben zu bedienen beliebet/ aber nicht dabey eine gewisse absonderliche art davon ausgedrucket hat/ keine art dessen/ damit der allgemeinen bedeutung des worts ein gnüge ge- schiehet/ ausgeschlossen werden kan: deswegen dann der kirchen/ was die ab- sonderliche umstände anlangt/ über dieselbe einigerley massen zu disponiren zu- kommt. Daher 7. in der kirchen historie oder der alten schrifften sich findet/ daß bereits in der ersten kirchen diese ceremonie des besprengens keine uubekante sache gewesen/ da nicht allein Augustinus meldet L. de Eccl. dogm. c. 74. Ba- ptizandus post confessionem vel aspergitur aqva vel intingitur. So geden- cket Strab. de reb. Eccl. c. 26. Notandum non solum mergendo, sed & desuper fundendo multos baptizatos fuisse, & adhuc posse baptizari: sicuti in passio- ne B. Laurentii qvendam urceo allato legimus baptizatum. Hoc etiam solet evenire, cum provectiorum granditas corporum in minoribus vasibus ho- minem tingi non patitur. Sonderlich ist denckwürdig/ was Cyprian. der befragt war worden/ ob der clinicorum, die kranck auff dem bette getaufft wa- ren worden/ tauff vor gültig zu halten/ L. 4. ep. 7. also antwortet: Nos qvan- tum concipit medicoritas nostra, aestimamus, in nullo mutilari & debilitari posse beneficia divina, nec minus aliqvid illic posse contingere, ubi plena & tota
Das andere Capitel. nicht gantz mit feuer umgeben geſehen worden/ und hieſſe gleichwol eine tauffe. 5. Jndem Dan. 4/ 12. ſtehet von dem Nebucadnezar/ daß er werde von dem thau des Him- mels naß werden/ da lautet es in der LXX. v. 3. καὶ ἀϖὸ τῆς δρόσου τοῦ οὐρανοῦ τὸ σῶμα ἀυτοῦ ἐβάφη. da es zwar nicht heißt ἐβαπτίσϑ: es ſind aber βα᾽πτω und βαπτίζω ſofern ſynonyma. Ja wenn man einen unterſcheid unter beyden ma- chen ſolte/ wuͤrde βαπτίζω weniger ſeyn: wie Er. Schmidius bemercket/ wie πα- τρίζω patrem imitor, ſo wuͤrde βαπτίζω am ſchaͤrffeſten heiſſen imitationem tinctionis. Poteſt ergo aliquis βαϖτίζε[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ν, etiamſi non totos in aqua immer- gat, ſed qvocunqve convenienti modo aqvis tingat. Ja 6. eben dieſer be- ruͤhmte Philologus will nicht zugeben/ daß βάπτω eben eine voͤllige untertau- chung bedeute/ ſondern darinnen unterſchieden ſeye/ von δύνω, das nicht nur heiſſe aqvis intingor vel immergor, ſondern ſubmergor, welches bey jenem nicht bloß noͤthig iſt. Alſo wird von einem ſchiff/ das in das waſſer gelaſſen wird/ dieſes wort gebraucht; maſſen H. Steph. in Theſaur. den ort Eurip. anfuͤhrt: καὶ ναύς ἐντιϑει῀σα πρὸς βίαν ποδὶ ἔβαψεν. Da doch ein ſchiff nicht untergetaucht werden darff/ (als welches ſein untergang iſt) ſondern nur zum theil/ ja wann wir alles/ was auff dem ſchiff iſt/ darzu/ wie billig iſt/ rechnen/ zum meiſten theil auſſer waſſer bleibet. Daß daher das wort an ſich ſelbs/ und nachdem es mehrmal gebraucht wird/ die untertauchung des leibes nicht mit ſich brin- get/ ſondern nur aliqvam tincturam, (wie auch βάπτω insgemein tingo gege- ben wird.) Deswegen dann/ da ſich der liebſte Heyland deſſelben zu bedienen beliebet/ aber nicht dabey eine gewiſſe abſonderliche art davon ausgedrucket hat/ keine art deſſen/ damit der allgemeinen bedeutung des worts ein gnuͤge ge- ſchiehet/ ausgeſchloſſen werden kan: deswegen dann der kirchen/ was die ab- ſonderliche umſtaͤnde anlangt/ uͤber dieſelbe einigerley maſſen zu diſponiren zu- kommt. Daher 7. in der kirchen hiſtorie oder der alten ſchrifften ſich findet/ daß bereits in der erſten kirchen dieſe ceremonie des beſprengens keine uubekante ſache geweſen/ da nicht allein Auguſtinus meldet L. de Eccl. dogm. c. 74. Ba- ptizandus poſt confesſionem vel aſpergitur aqva vel intingitur. So geden- cket Strab. de reb. Eccl. c. 26. Notandum non ſolum mergendo, ſed & deſuper fundendo multos baptizatos fuiſſe, & adhuc poſſe baptizari: ſicuti in paſſio- ne B. Laurentii qvendam urceo allato legimus baptizatum. Hoc etiam ſolet evenire, cum provectiorum granditas corporum in minoribus vaſibus ho- minem tingi non patitur. Sonderlich iſt denckwuͤrdig/ was Cyprian. der befragt war worden/ ob der clinicorum, die kranck auff dem bette getaufft wa- ren worden/ tauff vor guͤltig zu halten/ L. 4. ep. 7. alſo antwortet: Nos qvan- tum concipit medicoritas noſtra, æſtimamus, in nullo mutilari & debilitari poſſe beneficia divina, nec minus aliqvid illic poſſe contingere, ubi plena & tota
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Das andere Capitel.
nicht gantz mit feuer umgeben geſehen worden/ und hieſſe gleichwol eine tauffe. 5. Jn
dem Dan. 4/ 12. ſtehet von dem Nebucadnezar/ daß er werde von dem thau des Him-
mels naß werden/ da lautet es in der LXX. v. 3. καὶ ἀϖὸ τῆς δρόσου τοῦ οὐρανοῦ τὸ
σῶμα ἀυτοῦ ἐβάφη. da es zwar nicht heißt ἐβαπτίσϑ: es ſind aber βα᾽πτω und
βαπτίζω ſofern ſynonyma. Ja wenn man einen unterſcheid unter beyden ma-
chen ſolte/ wuͤrde βαπτίζω weniger ſeyn: wie Er. Schmidius bemercket/ wie πα-
τρίζω patrem imitor, ſo wuͤrde βαπτίζω am ſchaͤrffeſten heiſſen imitationem
tinctionis. Poteſt ergo aliquis βαϖτίζε_ν, etiamſi non totos in aqua immer-
gat, ſed qvocunqve convenienti modo aqvis tingat. Ja 6. eben dieſer be-
ruͤhmte Philologus will nicht zugeben/ daß βάπτω eben eine voͤllige untertau-
chung bedeute/ ſondern darinnen unterſchieden ſeye/ von δύνω, das nicht nur
heiſſe aqvis intingor vel immergor, ſondern ſubmergor, welches bey jenem
nicht bloß noͤthig iſt. Alſo wird von einem ſchiff/ das in das waſſer gelaſſen wird/
dieſes wort gebraucht; maſſen H. Steph. in Theſaur. den ort Eurip. anfuͤhrt:
καὶ ναύς ἐντιϑει῀σα πρὸς βίαν ποδὶ ἔβαψεν. Da doch ein ſchiff nicht untergetaucht
werden darff/ (als welches ſein untergang iſt) ſondern nur zum theil/ ja wann
wir alles/ was auff dem ſchiff iſt/ darzu/ wie billig iſt/ rechnen/ zum meiſten
theil auſſer waſſer bleibet. Daß daher das wort an ſich ſelbs/ und nachdem
es mehrmal gebraucht wird/ die untertauchung des leibes nicht mit ſich brin-
get/ ſondern nur aliqvam tincturam, (wie auch βάπτω insgemein tingo gege-
ben wird.) Deswegen dann/ da ſich der liebſte Heyland deſſelben zu bedienen
beliebet/ aber nicht dabey eine gewiſſe abſonderliche art davon ausgedrucket
hat/ keine art deſſen/ damit der allgemeinen bedeutung des worts ein gnuͤge ge-
ſchiehet/ ausgeſchloſſen werden kan: deswegen dann der kirchen/ was die ab-
ſonderliche umſtaͤnde anlangt/ uͤber dieſelbe einigerley maſſen zu diſponiren zu-
kommt. Daher 7. in der kirchen hiſtorie oder der alten ſchrifften ſich findet/
daß bereits in der erſten kirchen dieſe ceremonie des beſprengens keine uubekante
ſache geweſen/ da nicht allein Auguſtinus meldet L. de Eccl. dogm. c. 74. Ba-
ptizandus poſt confesſionem vel aſpergitur aqva vel intingitur. So geden-
cket Strab. de reb. Eccl. c. 26. Notandum non ſolum mergendo, ſed & deſuper
fundendo multos baptizatos fuiſſe, & adhuc poſſe baptizari: ſicuti in paſſio-
ne B. Laurentii qvendam urceo allato legimus baptizatum. Hoc etiam ſolet
evenire, cum provectiorum granditas corporum in minoribus vaſibus ho-
minem tingi non patitur. Sonderlich iſt denckwuͤrdig/ was Cyprian. der
befragt war worden/ ob der clinicorum, die kranck auff dem bette getaufft wa-
ren worden/ tauff vor guͤltig zu halten/ L. 4. ep. 7. alſo antwortet: Nos qvan-
tum concipit medicoritas noſtra, æſtimamus, in nullo mutilari & debilitari
poſſe beneficia divina, nec minus aliqvid illic poſſe contingere, ubi plena
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/946>, abgerufen am 16.06.2024. |