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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XVII.
men und tractiren/ also zu behandlen/ daß ich die von mir unverschul-
deter weise aus gelegenheit vielerley calumnien und spargimenten hin
und wieder gefaste/ und fast tieff eingesessene verdachte/ augenscheinlich
wiederlegte/ und alle solche leute meiner durch Gottes gnade unverruckt
behaltender orthodoxiae versicherte. Also lässet der HErr böses zu/ da
er gutes daraus hervor bringen will/ und ehre ich die göttliche weisheit
und güte mit schuldiger demuth. Jch bin auch biß daher von so vielen
lieben und tapffern leuten ihrer beypflichtung über dieser gegen meinen
wiedersacher behauptenden wahrheit durch manche schreiben also versichert
worden/ daß es mir eine so viel mehrere auffmunterung seyn muß/ mich
von dero bekänntnüß und practicirung alles dessen/ welches auff sothanen
zweck gehet/ durch keine wiedrigkeit anderer entweder unwissender und
blinder eyfferer/ oder boshafftiger feinde des guten/ abwendig machen zu
lassen/ sondern dabey feste zu stehen/ und immer mehr und mehr bey al-
ler gelegenheit zu treiben/ daß wir ohne den Geist Gottes zu unserm ambt
nicht alle die tüchtigkeit haben können/ welche zu dessen vollkommener er-
baulicher verrichtung nöthig ist. Und ach daß solche in allen/ niederen
und hohen schulen der studierenden jugend so bald als eine der ersten wahr-
heiten fleißig eingedruckt würde/ so solten sich etwa manche noch bey zeiten
eines andern besinnen/ und unser stand nicht in der verderbnüß immer
fort stecken bleiben/ darinnen wir ihn leider und von ihm das übel in die
übrige stände sich ausbreiten sehen. Wie der liebe H. Grabovius zu Ber-
lin zweiffels srey dasjenige selbst mündlich treibet/ was er so vortrefflich
in seinen paraenesibus scriptis gethan hat/ und ich gleichen fleiß unter dem
mir bekannten von Herr Winckelmann Rectore zu Lübeck/ so dann Herr
P. Kero conrectore zu Königsberg (welcher neulich eine feine Christliche
Aretologiam drucken lassen) weiß/ also zweiffele ich auch nicht/ mein
hochwerther herr unterlasse auch nicht bey der ihm so stattlich von GOtt
gegebenen Gelegenheit an der ihm anvertrauten jugend an solchem
haupt-fundament vornehmlich zu arbeiten/ worauff
man folglich recht nutzbahr bauen kan.
25. oct. 1680.

SECT.
Eee 3

ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XVII.
men und tractiren/ alſo zu behandlen/ daß ich die von mir unverſchul-
deter weiſe aus gelegenheit vielerley calumnien und ſpargimenten hin
und wieder gefaſte/ und faſt tieff eingeſeſſene verdachte/ augenſcheinlich
wiederlegte/ und alle ſolche leute meiner durch Gottes gnade unverruckt
behaltender orthodoxiæ verſicherte. Alſo laͤſſet der HErr boͤſes zu/ da
er gutes daraus hervor bringen will/ und ehre ich die goͤttliche weisheit
und guͤte mit ſchuldiger demuth. Jch bin auch biß daher von ſo vielen
lieben und tapffern leuten ihrer beypflichtung uͤber dieſer gegen meinen
wiederſacher behauptenden wahrheit durch manche ſchreiben alſo verſichert
worden/ daß es mir eine ſo viel mehrere auffmunterung ſeyn muß/ mich
von dero bekaͤnntnuͤß und practicirung alles deſſen/ welches auff ſothanen
zweck gehet/ durch keine wiedrigkeit anderer entweder unwiſſender und
blinder eyfferer/ oder boshafftiger feinde des guten/ abwendig machen zu
laſſen/ ſondern dabey feſte zu ſtehen/ und immer mehr und mehr bey al-
ler gelegenheit zu treiben/ daß wir ohne den Geiſt Gottes zu unſerm ambt
nicht alle die tuͤchtigkeit haben koͤnnen/ welche zu deſſen vollkommener er-
baulicher verrichtung noͤthig iſt. Und ach daß ſolche in allen/ niederen
und hohen ſchulen der ſtudierenden jugend ſo bald als eine der erſten wahr-
heiten fleißig eingedruckt wuͤrde/ ſo ſolten ſich etwa manche noch bey zeiten
eines andern beſinnen/ und unſer ſtand nicht in der verderbnuͤß immer
fort ſtecken bleiben/ darinnen wir ihn leider und von ihm das uͤbel in die
uͤbrige ſtaͤnde ſich ausbreiten ſehen. Wie der liebe H. Grabovius zu Ber-
lin zweiffels ſrey dasjenige ſelbſt muͤndlich treibet/ was er ſo vortrefflich
in ſeinen paræneſibus ſcriptis gethan hat/ und ich gleichen fleiß unter dem
mir bekannten von Herr Winckelmann Rectore zu Luͤbeck/ ſo dann Herr
P. Kero conrectore zu Koͤnigsberg (welcher neulich eine feine Chriſtliche
Aretologiam drucken laſſen) weiß/ alſo zweiffele ich auch nicht/ mein
hochwerther herr unterlaſſe auch nicht bey der ihm ſo ſtattlich von GOtt
gegebenen Gelegenheit an der ihm anvertrauten jugend an ſolchem
haupt-fundament vornehmlich zu arbeiten/ worauff
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25. oct. 1680.

SECT.
Eee 3
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[405/0423] ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XVII. men und tractiren/ alſo zu behandlen/ daß ich die von mir unverſchul- deter weiſe aus gelegenheit vielerley calumnien und ſpargimenten hin und wieder gefaſte/ und faſt tieff eingeſeſſene verdachte/ augenſcheinlich wiederlegte/ und alle ſolche leute meiner durch Gottes gnade unverruckt behaltender orthodoxiæ verſicherte. Alſo laͤſſet der HErr boͤſes zu/ da er gutes daraus hervor bringen will/ und ehre ich die goͤttliche weisheit und guͤte mit ſchuldiger demuth. Jch bin auch biß daher von ſo vielen lieben und tapffern leuten ihrer beypflichtung uͤber dieſer gegen meinen wiederſacher behauptenden wahrheit durch manche ſchreiben alſo verſichert worden/ daß es mir eine ſo viel mehrere auffmunterung ſeyn muß/ mich von dero bekaͤnntnuͤß und practicirung alles deſſen/ welches auff ſothanen zweck gehet/ durch keine wiedrigkeit anderer entweder unwiſſender und blinder eyfferer/ oder boshafftiger feinde des guten/ abwendig machen zu laſſen/ ſondern dabey feſte zu ſtehen/ und immer mehr und mehr bey al- ler gelegenheit zu treiben/ daß wir ohne den Geiſt Gottes zu unſerm ambt nicht alle die tuͤchtigkeit haben koͤnnen/ welche zu deſſen vollkommener er- baulicher verrichtung noͤthig iſt. Und ach daß ſolche in allen/ niederen und hohen ſchulen der ſtudierenden jugend ſo bald als eine der erſten wahr- heiten fleißig eingedruckt wuͤrde/ ſo ſolten ſich etwa manche noch bey zeiten eines andern beſinnen/ und unſer ſtand nicht in der verderbnuͤß immer fort ſtecken bleiben/ darinnen wir ihn leider und von ihm das uͤbel in die uͤbrige ſtaͤnde ſich ausbreiten ſehen. Wie der liebe H. Grabovius zu Ber- lin zweiffels ſrey dasjenige ſelbſt muͤndlich treibet/ was er ſo vortrefflich in ſeinen paræneſibus ſcriptis gethan hat/ und ich gleichen fleiß unter dem mir bekannten von Herr Winckelmann Rectore zu Luͤbeck/ ſo dann Herr P. Kero conrectore zu Koͤnigsberg (welcher neulich eine feine Chriſtliche Aretologiam drucken laſſen) weiß/ alſo zweiffele ich auch nicht/ mein hochwerther herr unterlaſſe auch nicht bey der ihm ſo ſtattlich von GOtt gegebenen Gelegenheit an der ihm anvertrauten jugend an ſolchem haupt-fundament vornehmlich zu arbeiten/ worauff man folglich recht nutzbahr bauen kan. 25. oct. 1680. SECT. Eee 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/423>, abgerufen am 29.04.2024.