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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO VII.
ner als die einige Instrumental-ursach/ diese als theils das zeugnüß/ theils die ohn-
außbleibliche frucht der einigen angezogenen ursach (man sehe hievon p. 32.) werden
also zwar beyde von den menschen erfordert/ aber nicht beyde als zur seeligkeit/ son-
dern als demzenigen/ der seelig werden will/ nothwendig. Womit auch die letz-
te art zu reden gleichfals erklähret ist/ daß verstand und wort schrifftmäßig seyn/ und
damit der ehre des allein seeligmachenden/ und also ohne die werck seligmachenden/
aber nicht ohne die werck befindlichen/ glaubens nicht geschmählert werde.

Auch erklähret sich der Autor p. 258. daß er dem allein seeligmachenden glau-
ben nichts benimmt: Der glaube macht allein seelig: die guten wercke
verdienen den himmel nicht. Ja freylich: Aber Christi spruch
bleibt auch wahr: Keiner wird in himmel kommen; der sich nicht
auch hat fleißig geübt in guten wercken. Denn wo kein heiliges le-
ben ist/ keine wahre frömmigkeit/ da ist auch der rechte glaube nicht.

Da wir sehen daß er die wercke erfordere/ nicht als ein nebens mittel der rechtferti-
gung/ sondern als eine frucht und zeugnüß des rechtfertigenden glaubens/ und als
eine eigenschafft/ die sich bey dem gerechtfertigten finden müsse/ nicht aber als eine
bedingung der rechtfertigung/ viel weniger als eine ursache der seligkeit.

6. Eben so wenig stossen die wahre lehre um folgende redens-arthen.
Der keiner wird erhalten werden/ der in diesem leben beharrlich nur
eine eintzige muthwillige sünde getrieben.
p. 89. Jch muß aller muth-
willigen sünde entsagen.
p. 132. Wer da nur eine einige muthwilli-
ge sünde forttreibet/ und sie nicht ernstlich und ewig verschweret/ der
darff sich keine hoffnung machen zu diesem erbe.
p. 103. Wer nicht
führet einen recht gottseligen wandel/ ohne alle muthwillige sünden/
der wird nicht selig.
p. 171 Wer nur noch einmahl muthwillig zu
sündigen gedencket/ der wird nicht selig.
p. 381. Es weiß ein Christ
in seinem hertzen wohl/ daß er nicht lebet in muthwilligen sünden.
p.
381.
Keinen muthwilligen sünder macht das Evangelium selig.
Gedenckestu nun noch auch nur eine eintzige muthwillige sünde dein
lebenlang zu begehen/ so hastu dich des Evangelii nicht zugetrösten/
p.
403.
Wenns gleich nur eine einige sünde wäre/ die du muthwillig
woltest begehen so bistu um der willen verdamt/ darwider wird we-
der glaube noch Evangelium helffen.
p. 129. Wer in einer eintzigen
muthwilligen sünde lebet/ der hat kein theil am reich CHristi/
er gehöret nicht zu seinem schaffstall/ er ist kein Evangelischer Luthe-
rischer Christ.
p. 62. Einschärff. p. 7. Die muthwilligen sünder/ die
nicht nur sünde haben/ sondern sie auch thun/ deren erbarmet sich

GOtt
D 2

ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO VII.
ner als die einige Inſtrumental-urſach/ dieſe als theils das zeugnuͤß/ theils die ohn-
außbleibliche frucht der einigen angezogenen urſach (man ſehe hievon p. 32.) werden
alſo zwar beyde von den menſchen erfordert/ aber nicht beyde als zur ſeeligkeit/ ſon-
dern als demzenigen/ der ſeelig werden will/ nothwendig. Womit auch die letz-
te art zu reden gleichfals erklaͤhret iſt/ daß verſtand und wort ſchrifftmaͤßig ſeyn/ und
damit der ehre des allein ſeeligmachenden/ und alſo ohne die werck ſeligmachenden/
aber nicht ohne die werck befindlichen/ glaubens nicht geſchmaͤhlert werde.

Auch erklaͤhret ſich der Autor p. 258. daß er dem allein ſeeligmachenden glau-
ben nichts benimmt: Der glaube macht allein ſeelig: die guten wercke
verdienen den himmel nicht. Ja freylich: Aber Chriſti ſpruch
bleibt auch wahr: Keiner wird in himmel kommen; der ſich nicht
auch hat fleißig geuͤbt in guten wercken. Denn wo kein heiliges le-
ben iſt/ keine wahre froͤmmigkeit/ da iſt auch der rechte glaube nicht.

Da wir ſehen daß er die wercke erfordere/ nicht als ein nebens mittel der rechtferti-
gung/ ſondern als eine frucht und zeugnuͤß des rechtfertigenden glaubens/ und als
eine eigenſchafft/ die ſich bey dem gerechtfertigten finden muͤſſe/ nicht aber als eine
bedingung der rechtfertigung/ viel weniger als eine urſache der ſeligkeit.

6. Eben ſo wenig ſtoſſen die wahre lehre um folgende redens-arthen.
Der keiner wird erhalten werden/ der in dieſem leben beharrlich nur
eine eintzige muthwillige ſuͤnde getrieben.
p. 89. Jch muß aller muth-
willigen ſuͤnde entſagen.
p. 132. Wer da nur eine einige muthwilli-
ge ſuͤnde forttreibet/ und ſie nicht ernſtlich und ewig verſchweret/ der
darff ſich keine hoffnung machen zu dieſem erbe.
p. 103. Wer nicht
fuͤhret einen recht gottſeligen wandel/ ohne alle muthwillige ſuͤnden/
der wird nicht ſelig.
p. 171 Wer nur noch einmahl muthwillig zu
ſuͤndigen gedencket/ der wird nicht ſelig.
p. 381. Es weiß ein Chriſt
in ſeinem hertzen wohl/ daß er nicht lebet in muthwilligen ſuͤnden.
p.
381.
Keinen muthwilligen ſuͤnder macht das Evangelium ſelig.
Gedenckeſtu nun noch auch nur eine eintzige muthwillige ſuͤnde dein
lebenlang zu begehen/ ſo haſtu dich des Evangelii nicht zugetroͤſten/
p.
403.
Wenns gleich nur eine einige ſuͤnde waͤre/ die du muthwillig
wolteſt begehen ſo biſtu um der willen verdamt/ darwider wird we-
der glaube noch Evangelium helffen.
p. 129. Wer in einer eintzigen
muthwilligen ſuͤnde lebet/ der hat kein theil am reich CHriſti/
er gehoͤret nicht zu ſeinem ſchaffſtall/ er iſt kein Evangeliſcher Luthe-
riſcher Chriſt.
p. 62. Einſchaͤrff. p. 7. Die muthwilligen ſuͤnder/ die
nicht nur ſuͤnde haben/ ſondern ſie auch thun/ deren erbarmet ſich

GOtt
D 2
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[27/0045] ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO VII. ner als die einige Inſtrumental-urſach/ dieſe als theils das zeugnuͤß/ theils die ohn- außbleibliche frucht der einigen angezogenen urſach (man ſehe hievon p. 32.) werden alſo zwar beyde von den menſchen erfordert/ aber nicht beyde als zur ſeeligkeit/ ſon- dern als demzenigen/ der ſeelig werden will/ nothwendig. Womit auch die letz- te art zu reden gleichfals erklaͤhret iſt/ daß verſtand und wort ſchrifftmaͤßig ſeyn/ und damit der ehre des allein ſeeligmachenden/ und alſo ohne die werck ſeligmachenden/ aber nicht ohne die werck befindlichen/ glaubens nicht geſchmaͤhlert werde. Auch erklaͤhret ſich der Autor p. 258. daß er dem allein ſeeligmachenden glau- ben nichts benimmt: Der glaube macht allein ſeelig: die guten wercke verdienen den himmel nicht. Ja freylich: Aber Chriſti ſpruch bleibt auch wahr: Keiner wird in himmel kommen; der ſich nicht auch hat fleißig geuͤbt in guten wercken. Denn wo kein heiliges le- ben iſt/ keine wahre froͤmmigkeit/ da iſt auch der rechte glaube nicht. Da wir ſehen daß er die wercke erfordere/ nicht als ein nebens mittel der rechtferti- gung/ ſondern als eine frucht und zeugnuͤß des rechtfertigenden glaubens/ und als eine eigenſchafft/ die ſich bey dem gerechtfertigten finden muͤſſe/ nicht aber als eine bedingung der rechtfertigung/ viel weniger als eine urſache der ſeligkeit. 6. Eben ſo wenig ſtoſſen die wahre lehre um folgende redens-arthen. Der keiner wird erhalten werden/ der in dieſem leben beharrlich nur eine eintzige muthwillige ſuͤnde getrieben. p. 89. Jch muß aller muth- willigen ſuͤnde entſagen. p. 132. Wer da nur eine einige muthwilli- ge ſuͤnde forttreibet/ und ſie nicht ernſtlich und ewig verſchweret/ der darff ſich keine hoffnung machen zu dieſem erbe. p. 103. Wer nicht fuͤhret einen recht gottſeligen wandel/ ohne alle muthwillige ſuͤnden/ der wird nicht ſelig. p. 171 Wer nur noch einmahl muthwillig zu ſuͤndigen gedencket/ der wird nicht ſelig. p. 381. Es weiß ein Chriſt in ſeinem hertzen wohl/ daß er nicht lebet in muthwilligen ſuͤnden. p. 381. Keinen muthwilligen ſuͤnder macht das Evangelium ſelig. Gedenckeſtu nun noch auch nur eine eintzige muthwillige ſuͤnde dein lebenlang zu begehen/ ſo haſtu dich des Evangelii nicht zugetroͤſten/ p. 403. Wenns gleich nur eine einige ſuͤnde waͤre/ die du muthwillig wolteſt begehen ſo biſtu um der willen verdamt/ darwider wird we- der glaube noch Evangelium helffen. p. 129. Wer in einer eintzigen muthwilligen ſuͤnde lebet/ der hat kein theil am reich CHriſti/ er gehoͤret nicht zu ſeinem ſchaffſtall/ er iſt kein Evangeliſcher Luthe- riſcher Chriſt. p. 62. Einſchaͤrff. p. 7. Die muthwilligen ſuͤnder/ die nicht nur ſuͤnde haben/ ſondern ſie auch thun/ deren erbarmet ſich GOtt D 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/45>, abgerufen am 28.04.2024.