Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ARTIC. III. SECTIO IX.
denen jenigen/ welche sie das werck des HERRN mit mehrern ernst angelegen
seyen lassen sich am hefftigsten widersetzen/ und wie sie könneu sie zu unterdrucken su-
chen/ dergleichen exempel ich fast/ wohin ich mich nur wende/ mit hertzlichster betrüb-
nüß aller orten sehen muß/ und daraus des schrecklichsten gerichts GOttes über
unsre kirche/ welches so wol über derselben bereits schwebet/ als sich noch ferner ü-
ber sie ergiessen mag/ anzeige nehme. Ach daß der HERR käme/ und erstlich
die kinder Levi reinigte/ so wolte hoffen/ es würde auch alsdann mit den übrigen
ständen sich so viel eher zur besserung geben. Nun wir wollen zu dem HERRN
tag und nacht seufftzen/ biß er sich seines armen Zions erbarme/ und es wider auff
ihm gefällige art baue/ solcher zeit aber auch mit gläubiger gedult in seiner krafft er-
warten.

Meinen werthesten bruder gratulire nochmahl hertzlich vor seinen vielfa-
chen sieg/ so wohl in überzeigung und gewinnung vieler seelen/ durch die krafft des
worts/ welche auch nach seinen abschied von vorigen ort ferner das angefangene
fortsetzen wird/ als in beschämung der jenigen so sich der wahrheit in allerleyständen
widersetzet/ aber eben damit allezeit ihre schande nur mehr offenbahret/ und wie sie
dieselbe in ihrem gewissen widerwillen fühlen bezeiget haben: ferner erkenne auch
solchen sieg in deme/ da er vor der welt überwunden zu seyen geschiehnen/ aber vor
GOttes und des glaubens (so immer widersinnisch urtheilet) augen wahrhafftig die
welchen er weichet überwunden hat/ so dann in dem neuen beruff/ welchen GOttes
güte zur confusion deren/ so ihn auszustossen veranlasset haben/ ihm wieder zu ge-
sant/ und eine solche stelle angewiesen hat/ in dero ich auch demselben unvergleichlich
mehr gelegenheit des guten und krafft damit durchzudringen gegeben zu werden
nicht zweiffele/ auch um Göttliches liecht/ schutz und segen/ welche zu denen nun
auffgetragenen ämtern erfordert werden/ zu dem HERRN zu flehen täglich nicht
unterlassen will: sonderlich aber/ daß er/ so der GOTT der liebe ist/ liebe und ver-
trauen in die hertzen der jenigen/ zu welchen er ihn nunmehr sendet/ meistens wel-
che mit ihm zugleich an dem weinberg des reichs GOttes arbeiten sollen/ durch sei-
nen Geist geben/ und sie also mit ihm hertzlich verbinden wolle/ damit sie so wol das
Göttliche wort aus seinem munde gehorsamlich annehmen/ als auch brüderlich zu
dem gemeinen werck hand mit anlegen/ und also desto mehrer segen folgen mögen.
Nun der HERR erfülle an ihm/ an ihren orten/ und bey uns allen alles/ wordurch
sein nahme mehr und mehr verherlichet und sein reich so befestiget alsfort gepflan-
tzet werden möge.

11. Jun. 1691.

SECT.
Sssss 3

ARTIC. III. SECTIO IX.
denen jenigen/ welche ſie das werck des HERRN mit mehrern ernſt angelegen
ſeyen laſſen ſich am hefftigſten widerſetzen/ und wie ſie koͤnneu ſie zu unterdrucken ſu-
chen/ dergleichen exempel ich faſt/ wohin ich mich nur wende/ mit hertzlichſter betruͤb-
nuͤß aller orten ſehen muß/ und daraus des ſchrecklichſten gerichts GOttes uͤber
unſre kirche/ welches ſo wol uͤber derſelben bereits ſchwebet/ als ſich noch ferner uͤ-
ber ſie ergieſſen mag/ anzeige nehme. Ach daß der HERR kaͤme/ und erſtlich
die kinder Levi reinigte/ ſo wolte hoffen/ es wuͤrde auch alsdann mit den uͤbrigen
ſtaͤnden ſich ſo viel eher zur beſſerung geben. Nun wir wollen zu dem HERRN
tag und nacht ſeufftzen/ biß er ſich ſeines armen Zions erbarme/ und es wider auff
ihm gefaͤllige art baue/ ſolcher zeit aber auch mit glaͤubiger gedult in ſeiner krafft er-
warten.

Meinen wertheſten bruder gratulire nochmahl hertzlich vor ſeinen vielfa-
chen ſieg/ ſo wohl in uͤberzeigung und gewinnung vieler ſeelen/ durch die krafft des
worts/ welche auch nach ſeinen abſchied von vorigen ort ferner das angefangene
fortſetzen wird/ als in beſchaͤmung der jenigen ſo ſich der wahꝛheit in allerleyſtaͤnden
widerſetzet/ aber eben damit allezeit ihre ſchande nur mehr offenbahret/ und wie ſie
dieſelbe in ihrem gewiſſen widerwillen fuͤhlen bezeiget haben: ferner erkenne auch
ſolchen ſieg in deme/ da er vor der welt uͤberwunden zu ſeyen geſchiehnen/ aber vor
GOttes und des glaubens (ſo immer widerſinniſch urtheilet) augen wahꝛhafftig die
welchen er weichet uͤberwunden hat/ ſo dann in dem neuen beruff/ welchen GOttes
guͤte zur confuſion deren/ ſo ihn auszuſtoſſen veranlaſſet haben/ ihm wieder zu ge-
ſant/ und eine ſolche ſtelle angewieſen hat/ in dero ich auch demſelben unvergleichlich
mehr gelegenheit des guten und krafft damit durchzudringen gegeben zu werden
nicht zweiffele/ auch um Goͤttliches liecht/ ſchutz und ſegen/ welche zu denen nun
auffgetragenen aͤmtern erfordert werden/ zu dem HERRN zu flehen taͤglich nicht
unterlaſſen will: ſonderlich aber/ daß er/ ſo der GOTT der liebe iſt/ liebe und ver-
trauen in die hertzen der jenigen/ zu welchen er ihn nunmehr ſendet/ meiſtens wel-
che mit ihm zugleich an dem weinberg des reichs GOttes arbeiten ſollen/ durch ſei-
nen Geiſt geben/ und ſie alſo mit ihm hertzlich verbinden wolle/ damit ſie ſo wol das
Goͤttliche wort aus ſeinem munde gehorſamlich annehmen/ als auch bruͤderlich zu
dem gemeinen werck hand mit anlegen/ und alſo deſto mehrer ſegen folgen moͤgen.
Nun der HERR erfuͤlle an ihm/ an ihren orten/ und bey uns allen alles/ wordurch
ſein nahme mehr und mehr verherlichet und ſein reich ſo befeſtiget alsfort gepflan-
tzet werden moͤge.

11. Jun. 1691.

SECT.
Sſſſſ 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0895" n="877"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC</hi>. III. <hi rendition="#g">SECTIO IX</hi>.</hi></fw><lb/>
denen jenigen/ welche &#x017F;ie das werck des <hi rendition="#g">HERRN</hi> mit mehrern ern&#x017F;t angelegen<lb/>
&#x017F;eyen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich am hefftig&#x017F;ten wider&#x017F;etzen/ und wie &#x017F;ie ko&#x0364;nneu &#x017F;ie zu unterdrucken &#x017F;u-<lb/>
chen/ dergleichen exempel ich fa&#x017F;t/ wohin ich mich nur wende/ mit hertzlich&#x017F;ter betru&#x0364;b-<lb/>
nu&#x0364;ß aller orten &#x017F;ehen muß/ und daraus des &#x017F;chrecklich&#x017F;ten gerichts GOttes u&#x0364;ber<lb/>
un&#x017F;re kirche/ welches &#x017F;o wol u&#x0364;ber der&#x017F;elben bereits &#x017F;chwebet/ als &#x017F;ich noch ferner u&#x0364;-<lb/>
ber &#x017F;ie ergie&#x017F;&#x017F;en mag/ anzeige nehme. Ach daß der HERR ka&#x0364;me/ und er&#x017F;tlich<lb/>
die kinder Levi reinigte/ &#x017F;o wolte hoffen/ es wu&#x0364;rde auch alsdann mit den u&#x0364;brigen<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ich &#x017F;o viel eher zur be&#x017F;&#x017F;erung geben. Nun wir wollen zu dem HERRN<lb/>
tag und nacht &#x017F;eufftzen/ biß er &#x017F;ich &#x017F;eines armen Zions erbarme/ und es wider auff<lb/>
ihm gefa&#x0364;llige art baue/ &#x017F;olcher zeit aber auch mit gla&#x0364;ubiger gedult in &#x017F;einer krafft er-<lb/>
warten.</p><lb/>
            <p>Meinen werthe&#x017F;ten bruder <hi rendition="#aq">gratulire</hi> nochmahl hertzlich vor &#x017F;einen vielfa-<lb/>
chen &#x017F;ieg/ &#x017F;o wohl in u&#x0364;berzeigung und gewinnung vieler &#x017F;eelen/ durch die krafft des<lb/>
worts/ welche auch nach &#x017F;einen ab&#x017F;chied von vorigen ort ferner das angefangene<lb/>
fort&#x017F;etzen wird/ als in be&#x017F;cha&#x0364;mung der jenigen &#x017F;o &#x017F;ich der wah&#xA75B;heit in allerley&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
wider&#x017F;etzet/ aber eben damit allezeit ihre &#x017F;chande nur mehr offenbahret/ und wie &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elbe in ihrem gewi&#x017F;&#x017F;en widerwillen fu&#x0364;hlen bezeiget haben: ferner erkenne auch<lb/>
&#x017F;olchen &#x017F;ieg in deme/ da er vor der welt u&#x0364;berwunden zu &#x017F;eyen ge&#x017F;chiehnen/ aber vor<lb/>
GOttes und des glaubens (&#x017F;o immer wider&#x017F;inni&#x017F;ch urtheilet) augen wah&#xA75B;hafftig die<lb/>
welchen er weichet u&#x0364;berwunden hat/ &#x017F;o dann in dem neuen beruff/ welchen GOttes<lb/>
gu&#x0364;te zur <hi rendition="#aq">confu&#x017F;ion</hi> deren/ &#x017F;o ihn auszu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en veranla&#x017F;&#x017F;et haben/ ihm wieder zu ge-<lb/>
&#x017F;ant/ und eine &#x017F;olche &#x017F;telle angewie&#x017F;en hat/ in dero ich auch dem&#x017F;elben unvergleichlich<lb/>
mehr gelegenheit des guten und krafft damit durchzudringen gegeben zu werden<lb/>
nicht zweiffele/ auch um Go&#x0364;ttliches liecht/ &#x017F;chutz und &#x017F;egen/ welche zu denen nun<lb/>
auffgetragenen a&#x0364;mtern erfordert werden/ zu dem HERRN zu flehen ta&#x0364;glich nicht<lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;en will: &#x017F;onderlich aber/ daß er/ &#x017F;o der GOTT der liebe i&#x017F;t/ liebe und ver-<lb/>
trauen in die hertzen der jenigen/ zu welchen er ihn nunmehr &#x017F;endet/ mei&#x017F;tens wel-<lb/>
che mit ihm zugleich an dem weinberg des reichs GOttes arbeiten &#x017F;ollen/ durch &#x017F;ei-<lb/>
nen Gei&#x017F;t geben/ und &#x017F;ie al&#x017F;o mit ihm hertzlich verbinden wolle/ damit &#x017F;ie &#x017F;o wol das<lb/>
Go&#x0364;ttliche wort aus &#x017F;einem munde gehor&#x017F;amlich annehmen/ als auch bru&#x0364;derlich zu<lb/>
dem gemeinen werck hand mit anlegen/ und al&#x017F;o de&#x017F;to mehrer &#x017F;egen folgen mo&#x0364;gen.<lb/>
Nun der HERR erfu&#x0364;lle an ihm/ an ihren orten/ und bey uns allen alles/ wordurch<lb/>
&#x017F;ein nahme mehr und mehr verherlichet und &#x017F;ein reich &#x017F;o befe&#x017F;tiget alsfort gepflan-<lb/>
tzet werden mo&#x0364;ge.</p><lb/>
            <p>11. Jun. 1691.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">S&#x017F;&#x017F;&#x017F;&#x017F; 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">SECT.</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[877/0895] ARTIC. III. SECTIO IX. denen jenigen/ welche ſie das werck des HERRN mit mehrern ernſt angelegen ſeyen laſſen ſich am hefftigſten widerſetzen/ und wie ſie koͤnneu ſie zu unterdrucken ſu- chen/ dergleichen exempel ich faſt/ wohin ich mich nur wende/ mit hertzlichſter betruͤb- nuͤß aller orten ſehen muß/ und daraus des ſchrecklichſten gerichts GOttes uͤber unſre kirche/ welches ſo wol uͤber derſelben bereits ſchwebet/ als ſich noch ferner uͤ- ber ſie ergieſſen mag/ anzeige nehme. Ach daß der HERR kaͤme/ und erſtlich die kinder Levi reinigte/ ſo wolte hoffen/ es wuͤrde auch alsdann mit den uͤbrigen ſtaͤnden ſich ſo viel eher zur beſſerung geben. Nun wir wollen zu dem HERRN tag und nacht ſeufftzen/ biß er ſich ſeines armen Zions erbarme/ und es wider auff ihm gefaͤllige art baue/ ſolcher zeit aber auch mit glaͤubiger gedult in ſeiner krafft er- warten. Meinen wertheſten bruder gratulire nochmahl hertzlich vor ſeinen vielfa- chen ſieg/ ſo wohl in uͤberzeigung und gewinnung vieler ſeelen/ durch die krafft des worts/ welche auch nach ſeinen abſchied von vorigen ort ferner das angefangene fortſetzen wird/ als in beſchaͤmung der jenigen ſo ſich der wahꝛheit in allerleyſtaͤnden widerſetzet/ aber eben damit allezeit ihre ſchande nur mehr offenbahret/ und wie ſie dieſelbe in ihrem gewiſſen widerwillen fuͤhlen bezeiget haben: ferner erkenne auch ſolchen ſieg in deme/ da er vor der welt uͤberwunden zu ſeyen geſchiehnen/ aber vor GOttes und des glaubens (ſo immer widerſinniſch urtheilet) augen wahꝛhafftig die welchen er weichet uͤberwunden hat/ ſo dann in dem neuen beruff/ welchen GOttes guͤte zur confuſion deren/ ſo ihn auszuſtoſſen veranlaſſet haben/ ihm wieder zu ge- ſant/ und eine ſolche ſtelle angewieſen hat/ in dero ich auch demſelben unvergleichlich mehr gelegenheit des guten und krafft damit durchzudringen gegeben zu werden nicht zweiffele/ auch um Goͤttliches liecht/ ſchutz und ſegen/ welche zu denen nun auffgetragenen aͤmtern erfordert werden/ zu dem HERRN zu flehen taͤglich nicht unterlaſſen will: ſonderlich aber/ daß er/ ſo der GOTT der liebe iſt/ liebe und ver- trauen in die hertzen der jenigen/ zu welchen er ihn nunmehr ſendet/ meiſtens wel- che mit ihm zugleich an dem weinberg des reichs GOttes arbeiten ſollen/ durch ſei- nen Geiſt geben/ und ſie alſo mit ihm hertzlich verbinden wolle/ damit ſie ſo wol das Goͤttliche wort aus ſeinem munde gehorſamlich annehmen/ als auch bruͤderlich zu dem gemeinen werck hand mit anlegen/ und alſo deſto mehrer ſegen folgen moͤgen. Nun der HERR erfuͤlle an ihm/ an ihren orten/ und bey uns allen alles/ wordurch ſein nahme mehr und mehr verherlichet und ſein reich ſo befeſtiget alsfort gepflan- tzet werden moͤge. 11. Jun. 1691. SECT. Sſſſſ 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/895
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/895>, abgerufen am 07.05.2024.