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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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würdig/ daß wir auch noch andere seine ge-
dancken über diesen ort anführen: Er redet
aber Tom. 1. epist. 19. a. b. (ins Teutsch
versetzt) also: Du suchest zwahr frie-
den/ und strebest nach demselbigen/
aber nicht in rechter ordnung. Denn
du suchest ihn/ wie ihn die welt gi-
bet/ nicht wie CHristus. Weistu
nicht/ daß GOtt deßwegen wun-
derbarlich ist in seinem volck/ daß er
seinen frieden gesetzt hat mitten in
den unfrieden/ das ist aller anfech-
tungen/ wie er sagt/ herrsche mit-
ten unter deinen feinden
Psalm. 110.
Also hat nicht der jenige friede/ wel-
chen niemand verunruhiget/ denn
das ist welt-friede/ sondern der jeni-
ge/ den alle und alles beunruhiget/
er aber alles mit grossen freuden ge-
ruhig überträget. Du sagst mit
Jsrael/ friede/ friede/ und ist kein
friede. Sage du vielmehr mit Chri-
sto/ creutz/ creutz/ und ist alsdann
kein creutz. Dann sobald hö-
ret das creutz auff ein creutz zu seyn/
alsbald du frölich sprechen wirst/
ach gesegnetes creutz/ kein holtz ist

dir
K 6

wuͤrdig/ daß wir auch noch andere ſeine ge-
dancken uͤber dieſen ort anfuͤhren: Er redet
aber Tom. 1. epiſt. 19. a. b. (ins Teutſch
verſetzt) alſo: Du ſucheſt zwahr frie-
den/ und ſtrebeſt nach demſelbigen/
aber nicht in rechter ordnung. Denn
du ſucheſt ihn/ wie ihn die welt gi-
bet/ nicht wie CHriſtus. Weiſtu
nicht/ daß GOtt deßwegen wun-
derbarlich iſt in ſeinem volck/ daß er
ſeinen frieden geſetzt hat mitten in
den unfrieden/ das iſt aller anfech-
tungen/ wie er ſagt/ herꝛſche mit-
ten unter deinen feinden
Pſalm. 110.
Alſo hat nicht der jenige friede/ wel-
chen niemand verunruhiget/ denn
das iſt welt-friede/ ſondern der jeni-
ge/ den alle und alles beunruhiget/
er aber alles mit groſſen freuden ge-
ruhig uͤbertraͤget. Du ſagſt mit
Jſrael/ friede/ friede/ und iſt kein
friede. Sage du vielmehr mit Chri-
ſto/ creutz/ creutz/ und iſt alsdann
kein creutz. Dann ſobald hoͤ-
ret das creutz auff ein creutz zu ſeyn/
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ach geſegnetes creutz/ kein holtz iſt

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[227/0239] wuͤrdig/ daß wir auch noch andere ſeine ge- dancken uͤber dieſen ort anfuͤhren: Er redet aber Tom. 1. epiſt. 19. a. b. (ins Teutſch verſetzt) alſo: Du ſucheſt zwahr frie- den/ und ſtrebeſt nach demſelbigen/ aber nicht in rechter ordnung. Denn du ſucheſt ihn/ wie ihn die welt gi- bet/ nicht wie CHriſtus. Weiſtu nicht/ daß GOtt deßwegen wun- derbarlich iſt in ſeinem volck/ daß er ſeinen frieden geſetzt hat mitten in den unfrieden/ das iſt aller anfech- tungen/ wie er ſagt/ herꝛſche mit- ten unter deinen feinden Pſalm. 110. Alſo hat nicht der jenige friede/ wel- chen niemand verunruhiget/ denn das iſt welt-friede/ ſondern der jeni- ge/ den alle und alles beunruhiget/ er aber alles mit groſſen freuden ge- ruhig uͤbertraͤget. Du ſagſt mit Jſrael/ friede/ friede/ und iſt kein friede. Sage du vielmehr mit Chri- ſto/ creutz/ creutz/ und iſt alsdann kein creutz. Dann ſobald hoͤ- ret das creutz auff ein creutz zu ſeyn/ alsbald du froͤlich ſprechen wirſt/ ach geſegnetes creutz/ kein holtz iſt dir K 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/239>, abgerufen am 01.05.2024.