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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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ner glaubigen und frommen seelen/
welche allein diesen frieden Gottes
empfindet und schmecket. Vernunfft
ist eine feindschafft wider GOTT/
denn sie ist fleischlich. Wie kan a-
ber in der feindschafft friede gefun-
den werden. Vernunfft läugnet/
daß friede mit GOTT seye/ denn
sie siehet auff das äussere/ und
kennet Gottes hertz in CHristo
nicht. Darnach weil der friede Got-
tes ist über alle vernunfft/ so kan
niemand desselbigen theilhafftig
werden/ es seye dann/ daß er lasse
sinn/ vernunfft und vernünfftige
würckung/ und alles was vernunfft
begreiffen und erkennen kan/ und
komme zur vereinigung mit GOTT
im glauben. Denn so lange der mensch
folget seiner vernunfft/ und nicht auß
derselbigen tritt in den einfältigen
glauben/ so lange wird er nichts
vom friede Gottes in seinem hertzen
haben. Der friede Gottes aber/
der über alle vernunfft ist/ ist deß
hertzens krafft/ stärcke/ liecht und
leben. Denn der Apostel wünschet/

daß

ner glaubigen und frommen ſeelen/
welche allein dieſen frieden Gottes
empfindet und ſchmecket. Vernunfft
iſt eine feindſchafft wider GOTT/
denn ſie iſt fleiſchlich. Wie kan a-
ber in der feindſchafft friede gefun-
den werden. Vernunfft laͤugnet/
daß friede mit GOTT ſeye/ denn
ſie ſiehet auff das aͤuſſere/ und
kennet Gottes hertz in CHriſto
nicht. Darnach weil der friede Got-
tes iſt uͤber alle vernunfft/ ſo kan
niemand deſſelbigen theilhafftig
werden/ es ſeye dann/ daß er laſſe
ſinn/ vernunfft und vernuͤnfftige
wuͤrckung/ und alles was vernunfft
begreiffen und erkennen kan/ und
komme zur vereinigung mit GOTT
im glauben. Denn ſo lange der menſch
folget ſeiner vernunfft/ und nicht auß
derſelbigen tritt in den einfaͤltigen
glauben/ ſo lange wird er nichts
vom friede Gottes in ſeinem hertzen
haben. Der friede Gottes aber/
der uͤber alle vernunfft iſt/ iſt deß
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leben. Denn der Apoſtel wuͤnſchet/

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[234/0246] ner glaubigen und frommen ſeelen/ welche allein dieſen frieden Gottes empfindet und ſchmecket. Vernunfft iſt eine feindſchafft wider GOTT/ denn ſie iſt fleiſchlich. Wie kan a- ber in der feindſchafft friede gefun- den werden. Vernunfft laͤugnet/ daß friede mit GOTT ſeye/ denn ſie ſiehet auff das aͤuſſere/ und kennet Gottes hertz in CHriſto nicht. Darnach weil der friede Got- tes iſt uͤber alle vernunfft/ ſo kan niemand deſſelbigen theilhafftig werden/ es ſeye dann/ daß er laſſe ſinn/ vernunfft und vernuͤnfftige wuͤrckung/ und alles was vernunfft begreiffen und erkennen kan/ und komme zur vereinigung mit GOTT im glauben. Denn ſo lange der menſch folget ſeiner vernunfft/ und nicht auß derſelbigen tritt in den einfaͤltigen glauben/ ſo lange wird er nichts vom friede Gottes in ſeinem hertzen haben. Der friede Gottes aber/ der uͤber alle vernunfft iſt/ iſt deß hertzens krafft/ ſtaͤrcke/ liecht und leben. Denn der Apoſtel wuͤnſchet/ daß

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/246>, abgerufen am 27.04.2024.