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Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

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311. Seefart

Zum Beschluß muß ich noch etwas von der Seefahrerey anfüh-
ren zur speculation. Solches nun pfleget durch grosse Last Schiffe
zu Werck gerichtet zu werden/ da ihrer etliche zusammen stehen/ ein
Schiff bauen lassen und ausrüsten/ darauff einen Schiffer bestellen
und mehr ander Schiffoolck/ und solche Ausrüster des Schiffs wer-
den in Teutscher und Holländischer Sprache Reeders genennet. Sol-
che grosse Schiffe nun fahren entweder auff Fracht/ oder die Ree-
ders beladen sie selbst mit Waaren/ und versendens also der Orten
allwo sie Profit darmit zu thun gedencken und hoffen. Und wird ge-
meiniglich dem Schiffer ein Antheil gegeben 1/8 . .. mehr oder weniger
nach dem es der Schiffer bezahlen kan/ und daß darum darmit er de-
sto sorgfältiger seyn möge zur Conservation des Schiffs/ und also ge-
nießt der Schiffer nebenst seinen bedungenen Monats-Lohn auch ei-
nen Antheil in der Fracht als 1. achtel oder 1. zehendel mehr oder weni-
ger vor so viel seine Portion im Schiffe ist. Mancher wohlhabender
Schiffer hat auch ein gantz eigen. Schiff/ und fähret darmit auff
Fracht.

312. Schifs-
Fracht

Schiffsfracht verstehet sich einiger Orte in Italia so bald das
Gut im Schiff sey/ so aber unbillig scheine/ allein der Schiffer sage/
so bald das Gut im Schiff/ so habe ers auff seinen Ritico, und gelte
ihme der Ritico gleich kurtz oder lang/ sein Schiff sey zum einnehmen
fertig/ und könte er ander Gut an dessen Stelle angenommen haben
wann daß nicht ein gewesen wäre/ er habe es unter sein Gewarsam
und Versorgung. Gleichwohl müsse ihme nicht unbillig etwas da-
vor werden/ wann das Gut wieder aus dem Schiff ausgeladen wer-
den solte/ falls der Kauffmann etwa andre Ordre bekähme.

Fracht müsse vor alles zahlet werden/ und habe der Schiffer des
wegen auff das Gut Hypotech, gleich wie der Kauffmann auff das
Schiff hat/ wann ihme sein Gut darinnen verwarloset wird daß es
verdirbet.

313. haverey
und Fracht

Fracht nun wollen einige solle keine Haverey tragen/ andere a-
ber in Ansehung das Fracht vom Gut genommen werden solle sie
Haverey tragen.

314. Conos-
sement

Wann nun das Schiff geladen/ so muß der Schiffer conosse-
mente
zeichnen/ und ist conossement eine Bekentnüs oder recipisse
des Schiffers/ worein er bekennet hinnach specificirtes Gut von die-
sen oder jenen Kauffmann ins Schiff empfangen zu haben/ um zu-

lieffern
311. Seefart

Zum Beſchluß muß ich noch etwas von der Seefahrerey anfuͤh-
ren zur ſpeculation. Solches nun pfleget durch groſſe Laſt Schiffe
zu Werck gerichtet zu werden/ da ihrer etliche zuſammen ſtehen/ ein
Schiff bauen laſſen und ausruͤſten/ darauff einen Schiffer beſtellen
und mehr ander Schiffoolck/ und ſolche Ausruͤſter des Schiffs wer-
den in Teutſcher und Hollaͤndiſcher Sprache Reeders genennet. Sol-
che groſſe Schiffe nun fahren entweder auff Fracht/ oder die Ree-
ders beladen ſie ſelbſt mit Waaren/ und verſendens alſo der Orten
allwo ſie Profit darmit zu thun gedencken und hoffen. Und wird ge-
meiniglich dem Schiffer ein Antheil gegeben ⅛. .. mehr oder weniger
nach dem es der Schiffer bezahlen kan/ und daß darum darmit er de-
ſto ſorgfaͤltiger ſeyn moͤge zur Conſervation des Schiffs/ und alſo ge-
nießt der Schiffer nebenſt ſeinen bedungenen Monats-Lohn auch ei-
nen Antheil in der Fracht als 1. achtel oder 1. zehendel mehr oder weni-
ger vor ſo viel ſeine Portion im Schiffe iſt. Mancher wohlhabender
Schiffer hat auch ein gantz eigen. Schiff/ und faͤhret darmit auff
Fracht.

312. Schifs-
Fracht

Schiffsfracht verſtehet ſich einiger Orte in Italia ſo bald das
Gut im Schiff ſey/ ſo aber unbillig ſcheine/ allein der Schiffer ſage/
ſo bald das Gut im Schiff/ ſo habe ers auff ſeinen Ritico, und gelte
ihme der Ritico gleich kurtz oder lang/ ſein Schiff ſey zum einnehmen
fertig/ und koͤnte er ander Gut an deſſen Stelle angenommen haben
wann daß nicht ein geweſen waͤre/ er habe es unter ſein Gewarſam
und Verſorgung. Gleichwohl muͤſſe ihme nicht unbillig etwas da-
vor werden/ wann das Gut wieder aus dem Schiff ausgeladen wer-
den ſolte/ falls der Kauffmann etwa andre Ordre bekaͤhme.

Fracht muͤſſe vor alles zahlet werden/ und habe der Schiffer des
wegen auff das Gut Hypotech, gleich wie der Kauffmann auff das
Schiff hat/ wann ihme ſein Gut darinnen verwarloſet wird daß es
verdirbet.

313. haverey
und Fracht

Fracht nun wollen einige ſolle keine Haverey tragen/ andere a-
ber in Anſehung das Fracht vom Gut genommen werden ſolle ſie
Haverey tragen.

314. Conoſ-
ſement

Wann nun das Schiff geladen/ ſo muß der Schiffer conoſſe-
mente
zeichnen/ und iſt conoſſement eine Bekentnuͤs oder recipiſſe
des Schiffers/ worein er bekennet hinnach ſpecificirtes Gut von die-
ſen oder jenen Kauffmann ins Schiff empfangen zu haben/ um zu-

lieffern
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[120/0132] Zum Beſchluß muß ich noch etwas von der Seefahrerey anfuͤh- ren zur ſpeculation. Solches nun pfleget durch groſſe Laſt Schiffe zu Werck gerichtet zu werden/ da ihrer etliche zuſammen ſtehen/ ein Schiff bauen laſſen und ausruͤſten/ darauff einen Schiffer beſtellen und mehr ander Schiffoolck/ und ſolche Ausruͤſter des Schiffs wer- den in Teutſcher und Hollaͤndiſcher Sprache Reeders genennet. Sol- che groſſe Schiffe nun fahren entweder auff Fracht/ oder die Ree- ders beladen ſie ſelbſt mit Waaren/ und verſendens alſo der Orten allwo ſie Profit darmit zu thun gedencken und hoffen. Und wird ge- meiniglich dem Schiffer ein Antheil gegeben ⅛. [FORMEL].. mehr oder weniger nach dem es der Schiffer bezahlen kan/ und daß darum darmit er de- ſto ſorgfaͤltiger ſeyn moͤge zur Conſervation des Schiffs/ und alſo ge- nießt der Schiffer nebenſt ſeinen bedungenen Monats-Lohn auch ei- nen Antheil in der Fracht als 1. achtel oder 1. zehendel mehr oder weni- ger vor ſo viel ſeine Portion im Schiffe iſt. Mancher wohlhabender Schiffer hat auch ein gantz eigen. Schiff/ und faͤhret darmit auff Fracht. Schiffsfracht verſtehet ſich einiger Orte in Italia ſo bald das Gut im Schiff ſey/ ſo aber unbillig ſcheine/ allein der Schiffer ſage/ ſo bald das Gut im Schiff/ ſo habe ers auff ſeinen Ritico, und gelte ihme der Ritico gleich kurtz oder lang/ ſein Schiff ſey zum einnehmen fertig/ und koͤnte er ander Gut an deſſen Stelle angenommen haben wann daß nicht ein geweſen waͤre/ er habe es unter ſein Gewarſam und Verſorgung. Gleichwohl muͤſſe ihme nicht unbillig etwas da- vor werden/ wann das Gut wieder aus dem Schiff ausgeladen wer- den ſolte/ falls der Kauffmann etwa andre Ordre bekaͤhme. Fracht muͤſſe vor alles zahlet werden/ und habe der Schiffer des wegen auff das Gut Hypotech, gleich wie der Kauffmann auff das Schiff hat/ wann ihme ſein Gut darinnen verwarloſet wird daß es verdirbet. Fracht nun wollen einige ſolle keine Haverey tragen/ andere a- ber in Anſehung das Fracht vom Gut genommen werden ſolle ſie Haverey tragen. Wann nun das Schiff geladen/ ſo muß der Schiffer conoſſe- mente zeichnen/ und iſt conoſſement eine Bekentnuͤs oder recipiſſe des Schiffers/ worein er bekennet hinnach ſpecificirtes Gut von die- ſen oder jenen Kauffmann ins Schiff empfangen zu haben/ um zu- lieffern

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Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/132>, abgerufen am 13.05.2024.