Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Seud-Schreiben.
11) Scherz-Schreiben an einen Freund,
nach alter verworffener Art.
O! Fratris charitas! dein letzter Brief und
Schrifft,
Tuaque Lenitas, die sich ein Denckmahl stifft,
Quod immortale est, zeigt mir so Freund als Liebe,
Quod admir andum est, die reinsten Freundschaffts-
Triebe.
O! mi fratercule! dein redlich treues Hertz
O! Frater optime! zeigt mir den reinsten Schertz.
Tu habes gaudia, ich armer Bährenheuter,
Amitto omnia, ja ich verschmachte leider,
Qui malis premitur, das ist ein armer Tropff,
Qui malis angitur, dem schmertzt der schwache Kopff.
Sic nemo potest plus, wenn ihn die Nothdurfft quält,
Si quoque nummulus in seinem Beutel fehlt.
En, itaque, ergo, nun kanst du leicht ersehen,
In tali jubilo! wie sie am Berge stehen.
En! coeli gratia! sey deine Krafft und Stärck,
Ejus Potentia, die fördere dein Werck.
Ego ad ultimum bey diesem schlechten Schreiben
Ad mortis halitum, will ich dein Knecht verbleiben.
12) Schreiben an Herr Cramer und
seiner verlobten Jgfr. Söllnerin.
Oder Verhörungs-Protocoll in Heyraths-
Sachen.
ACTVM Jn der Liebes-Stube coram Dea Venere, sine
hora, sine die atque sine Consule in praesentia
des Kna-
bens, welcher sonst
Cupido heißt, und den Leuten
auf der Erden Weg und Steg zur Liebe weißt.
Nach
H 3
Vermiſchte Seud-Schreiben.
11) Scherz-Schreiben an einen Fꝛeund,
nach alter verworffener Art.
O! Fratris charitas! dein letzter Brief und
Schrifft,
Tuaque Lenitas, die ſich ein Denckmahl ſtifft,
Quod immortale eſt, zeigt mir ſo Freund als Liebe,
Quod admir andum eſt, die reinſten Freundſchaffts-
Triebe.
O! mi fratercule! dein redlich treues Hertz
O! Frater optime! zeigt mir den reinſten Schertz.
Tu habes gaudia, ich armer Baͤhrenheuter,
Amitto omnia, ja ich verſchmachte leider,
Qui malis premitur, das iſt ein armer Tropff,
Qui malis angitur, dem ſchmeꝛtzt der ſchwache Kopff.
Sic nemo poteſt plus, wenn ihn die Nothdurfft quaͤlt,
Si quoque nummulus in ſeinem Beutel fehlt.
En, itaque, ergo, nun kanſt du leicht erſehen,
In tali jubilo! wie ſie am Berge ſtehen.
En! coeli gratia! ſey deine Krafft und Staͤrck,
Ejus Potentia, die foͤrdere dein Werck.
Ego ad ultimum bey dieſem ſchlechten Schreiben
Ad mortis halitum, will ich dein Knecht verbleiben.
12) Schreiben an Herr Cramer und
ſeiner verlobten Jgfr. Soͤllnerin.
Oder Verhoͤrungs-Protocoll in Heyraths-
Sachen.
ACTVM Jn der Liebes-Stube coram Dea Venere, ſine
hora, ſine die atque ſine Conſule in praeſentia
des Kna-
bens, welcher ſonſt
Cupido heißt, und den Leuten
auf der Erden Weg und Steg zur Liebe weißt.
Nach
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0137" n="117"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Seud-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">11) Scherz-Schreiben an einen F&#xA75B;eund,<lb/>
nach alter verworffener Art.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">O</hi><hi rendition="#i">! Fratris charitas!</hi></hi> dein letzter Brief und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schrifft,</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tuaque Lenitas,</hi></hi> die &#x017F;ich ein Denckmahl &#x017F;tifft,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quod immortale e&#x017F;t,</hi></hi> zeigt mir &#x017F;o Freund als Liebe,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quod admir andum e&#x017F;t,</hi></hi> die rein&#x017F;ten Freund&#x017F;chaffts-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Triebe.</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">O! mi fratercule!</hi></hi> dein redlich treues Hertz</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">O! Frater optime!</hi></hi> zeigt mir den rein&#x017F;ten Schertz.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tu habes gaudia,</hi></hi> ich armer Ba&#x0364;hrenheuter,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Amitto omnia,</hi></hi> ja ich ver&#x017F;chmachte leider,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Qui malis premitur,</hi></hi> das i&#x017F;t ein armer Tropff,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Qui malis angitur,</hi></hi> dem &#x017F;chme&#xA75B;tzt der &#x017F;chwache Kopff.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sic nemo pote&#x017F;t plus,</hi></hi> wenn ihn die Nothdurfft qua&#x0364;lt,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Si quoque nummulus</hi></hi> in &#x017F;einem Beutel fehlt.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">En, itaque, ergo,</hi></hi> nun kan&#x017F;t du leicht er&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">In tali jubilo!</hi></hi> wie &#x017F;ie am Berge &#x017F;tehen.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">En! coeli gratia!</hi></hi> &#x017F;ey deine Krafft und Sta&#x0364;rck,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ejus Potentia,</hi></hi> die fo&#x0364;rdere dein Werck.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ego ad ultimum</hi></hi> bey die&#x017F;em &#x017F;chlechten Schreiben</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ad mortis halitum,</hi></hi> will ich dein Knecht verbleiben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">12) Schreiben an Herr Cramer und<lb/>
&#x017F;einer verlobten Jgfr. So&#x0364;llnerin.<lb/>
Oder Verho&#x0364;rungs-<hi rendition="#aq">Protocoll</hi> in Heyraths-<lb/>
Sachen.</hi> </head><lb/>
            <head> <hi rendition="#aq">ACTVM</hi> <hi rendition="#fr">Jn der Liebes-Stube</hi> <hi rendition="#aq">coram Dea Venere, &#x017F;ine<lb/>
hora, &#x017F;ine die atque &#x017F;ine Con&#x017F;ule in prae&#x017F;entia</hi> <hi rendition="#fr">des Kna-<lb/>
bens, welcher &#x017F;on&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">Cupido</hi> <hi rendition="#fr">heißt, und den Leuten<lb/>
auf der Erden Weg und Steg zur Liebe weißt.</hi> </head><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0137] Vermiſchte Seud-Schreiben. 11) Scherz-Schreiben an einen Fꝛeund, nach alter verworffener Art. O! Fratris charitas! dein letzter Brief und Schrifft, Tuaque Lenitas, die ſich ein Denckmahl ſtifft, Quod immortale eſt, zeigt mir ſo Freund als Liebe, Quod admir andum eſt, die reinſten Freundſchaffts- Triebe. O! mi fratercule! dein redlich treues Hertz O! Frater optime! zeigt mir den reinſten Schertz. Tu habes gaudia, ich armer Baͤhrenheuter, Amitto omnia, ja ich verſchmachte leider, Qui malis premitur, das iſt ein armer Tropff, Qui malis angitur, dem ſchmeꝛtzt der ſchwache Kopff. Sic nemo poteſt plus, wenn ihn die Nothdurfft quaͤlt, Si quoque nummulus in ſeinem Beutel fehlt. En, itaque, ergo, nun kanſt du leicht erſehen, In tali jubilo! wie ſie am Berge ſtehen. En! coeli gratia! ſey deine Krafft und Staͤrck, Ejus Potentia, die foͤrdere dein Werck. Ego ad ultimum bey dieſem ſchlechten Schreiben Ad mortis halitum, will ich dein Knecht verbleiben. 12) Schreiben an Herr Cramer und ſeiner verlobten Jgfr. Soͤllnerin. Oder Verhoͤrungs-Protocoll in Heyraths- Sachen. ACTVM Jn der Liebes-Stube coram Dea Venere, ſine hora, ſine die atque ſine Conſule in praeſentia des Kna- bens, welcher ſonſt Cupido heißt, und den Leuten auf der Erden Weg und Steg zur Liebe weißt. Nach H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/137
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/137>, abgerufen am 26.04.2024.