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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
Jhn ziert ein weisses Hemd, ein Kleidgen köstlich
bund,
Da stutzt der alte Mops, wie Matzens Fleischer-
Hund.
Er liebet das Complott von frechen Lotterbuben,
Und achtet diese Welt gleich einer Mörder-Gruben.
Er meinet, Glück und Wohl sey ihm mehr als gewiß.
Sieh, Freund! da hast du nun den längst verlang-
ten Riß
Von unsers Neiders Thun; die Zeit befiehlt zu eilen,
Nimm von mir Kuß und Gruß beym Ende dieser
Zeilen.
26) Schreiben an den Hn. Verleger.
Oder:
Eröffnete Gedancken über einen zugesand-
ten Kupfer-Brief, welcher hier wegen seiner
Annehmlichkeit auf bittliches Ersuchen von
Jhm gütigst eingerücket worden.
Werther Geßner! dein Verstand,
Deines Fleißes seltne Proben
Machen dich sehr starck bekannt,
Diese haben dich gehoben.
Du verlegest nicht allein;
Nein, du schreibest selbst gantz fein,
Und so müssen deine Sachen
Dir, wie billig, Ehre machen.
Freund! ich schmeichle warlich nicht;
Laß dich nicht mein Blat verdriessen;
Denn dich hat ein höher Licht
Nur vor kurtzer Zeit gepriesen.
Denn
Vermiſchte Send-Schreiben.
Jhn ziert ein weiſſes Hemd, ein Kleidgen koͤſtlich
bund,
Da ſtutzt der alte Mops, wie Matzens Fleiſcher-
Hund.
Er liebet das Complott von frechen Lotterbuben,
Und achtet dieſe Welt gleich einer Moͤrder-Gruben.
Er meinet, Gluͤck und Wohl ſey ihm mehꝛ als gewiß.
Sieh, Freund! da haſt du nun den laͤngſt verlang-
ten Riß
Von unſers Neiders Thun; die Zeit befiehlt zu eilen,
Nimm von mir Kuß und Gruß beym Ende dieſer
Zeilen.
26) Schreiben an den Hn. Verleger.
Oder:
Eroͤffnete Gedancken uͤber einen zugeſand-
ten Kupfer-Brief, welcher hier wegen ſeiner
Annehmlichkeit auf bittliches Erſuchen von
Jhm guͤtigſt eingeruͤcket worden.
Werther Geßner! dein Verſtand,
Deines Fleißes ſeltne Proben
Machen dich ſehr ſtarck bekannt,
Dieſe haben dich gehoben.
Du verlegeſt nicht allein;
Nein, du ſchreibeſt ſelbſt gantz fein,
Und ſo muͤſſen deine Sachen
Dir, wie billig, Ehre machen.
Freund! ich ſchmeichle warlich nicht;
Laß dich nicht mein Blat verdrieſſen;
Denn dich hat ein hoͤher Licht
Nur vor kurtzer Zeit geprieſen.
Denn
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[155/0179] Vermiſchte Send-Schreiben. Jhn ziert ein weiſſes Hemd, ein Kleidgen koͤſtlich bund, Da ſtutzt der alte Mops, wie Matzens Fleiſcher- Hund. Er liebet das Complott von frechen Lotterbuben, Und achtet dieſe Welt gleich einer Moͤrder-Gruben. Er meinet, Gluͤck und Wohl ſey ihm mehꝛ als gewiß. Sieh, Freund! da haſt du nun den laͤngſt verlang- ten Riß Von unſers Neiders Thun; die Zeit befiehlt zu eilen, Nimm von mir Kuß und Gruß beym Ende dieſer Zeilen. 26) Schreiben an den Hn. Verleger. Oder: Eroͤffnete Gedancken uͤber einen zugeſand- ten Kupfer-Brief, welcher hier wegen ſeiner Annehmlichkeit auf bittliches Erſuchen von Jhm guͤtigſt eingeruͤcket worden. Werther Geßner! dein Verſtand, Deines Fleißes ſeltne Proben Machen dich ſehr ſtarck bekannt, Dieſe haben dich gehoben. Du verlegeſt nicht allein; Nein, du ſchreibeſt ſelbſt gantz fein, Und ſo muͤſſen deine Sachen Dir, wie billig, Ehre machen. Freund! ich ſchmeichle warlich nicht; Laß dich nicht mein Blat verdrieſſen; Denn dich hat ein hoͤher Licht Nur vor kurtzer Zeit geprieſen. Denn

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/179>, abgerufen am 10.05.2024.