Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Geschäfte: von Unterschriften, die unter den Bauern gesammelt werden sollten, um die Agitation gegen die neuen liberalen Gesetze zu unterstützen. Sie luden mich ein, mit ihnen zu frühstücken, aber ich zog es vor, meine Flasche für mich zu trinken, zu rauchen und nach den Fenstern der Küche zu sehen. Ich war betrübt: man hatte Monica offenbar gezwungen, Severin ihre Hand zu geben, den sie nur verabscheuen konnte. Um ihn zurückzuweisen, musste sie die Liebe eines anderen Mannes schützen. Sollte ich der Perseus sein, der diese arme Andromeda von dem Ungeheuer befreien würde, dem man sie Preis gegeben hat? Ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und wie ich nach dem Fenster schielte, sah ich sie in der Küche einige Schritte vor demselben stehen und nach mir blicken. Als ich den Kopf erhob, wandte sie rasch ihren Blick nach der Laube und verschwand wieder vom Fenster. Nach einer Weile kam sie in den Garten, ging ohne mich anzusehen in die Laube und setzte sich neben Severin. Ich erhob mich, ging im Garten auf und ab und so oft ich an

vom Geschäfte: von Unterschriften, die unter den Bauern gesammelt werden sollten, um die Agitation gegen die neuen liberalen Gesetze zu unterstützen. Sie luden mich ein, mit ihnen zu frühstücken, aber ich zog es vor, meine Flasche für mich zu trinken, zu rauchen und nach den Fenstern der Küche zu sehen. Ich war betrübt: man hatte Monica offenbar gezwungen, Severin ihre Hand zu geben, den sie nur verabscheuen konnte. Um ihn zurückzuweisen, musste sie die Liebe eines anderen Mannes schützen. Sollte ich der Perseus sein, der diese arme Andromeda von dem Ungeheuer befreien würde, dem man sie Preis gegeben hat? Ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und wie ich nach dem Fenster schielte, sah ich sie in der Küche einige Schritte vor demselben stehen und nach mir blicken. Als ich den Kopf erhob, wandte sie rasch ihren Blick nach der Laube und verschwand wieder vom Fenster. Nach einer Weile kam sie in den Garten, ging ohne mich anzusehen in die Laube und setzte sich neben Severin. Ich erhob mich, ging im Garten auf und ab und so oft ich an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="34"/>
vom Geschäfte: von Unterschriften, die unter den Bauern gesammelt werden sollten, um die Agitation gegen die neuen liberalen Gesetze zu unterstützen. Sie luden mich ein, mit ihnen zu frühstücken, aber ich zog es vor, meine Flasche für mich zu trinken, zu rauchen und nach den Fenstern der Küche zu sehen. Ich war betrübt: man hatte Monica offenbar gezwungen, Severin ihre Hand zu geben, den sie nur verabscheuen konnte. Um ihn zurückzuweisen, musste sie die Liebe eines anderen Mannes schützen. Sollte ich der Perseus sein, der diese arme Andromeda von dem Ungeheuer befreien würde, dem man sie Preis gegeben hat? Ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und wie ich nach dem Fenster schielte, sah ich sie in der Küche einige Schritte vor demselben stehen und nach mir blicken. Als ich den Kopf erhob, wandte sie rasch ihren Blick nach der Laube und verschwand wieder vom Fenster. Nach einer Weile kam sie in den Garten, ging ohne mich anzusehen in die Laube und setzte sich neben Severin. Ich erhob mich, ging im Garten auf und ab und so oft ich an
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0036] vom Geschäfte: von Unterschriften, die unter den Bauern gesammelt werden sollten, um die Agitation gegen die neuen liberalen Gesetze zu unterstützen. Sie luden mich ein, mit ihnen zu frühstücken, aber ich zog es vor, meine Flasche für mich zu trinken, zu rauchen und nach den Fenstern der Küche zu sehen. Ich war betrübt: man hatte Monica offenbar gezwungen, Severin ihre Hand zu geben, den sie nur verabscheuen konnte. Um ihn zurückzuweisen, musste sie die Liebe eines anderen Mannes schützen. Sollte ich der Perseus sein, der diese arme Andromeda von dem Ungeheuer befreien würde, dem man sie Preis gegeben hat? Ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und wie ich nach dem Fenster schielte, sah ich sie in der Küche einige Schritte vor demselben stehen und nach mir blicken. Als ich den Kopf erhob, wandte sie rasch ihren Blick nach der Laube und verschwand wieder vom Fenster. Nach einer Weile kam sie in den Garten, ging ohne mich anzusehen in die Laube und setzte sich neben Severin. Ich erhob mich, ging im Garten auf und ab und so oft ich an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/36
Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/36>, abgerufen am 29.04.2024.