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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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im Anfang der Wochen.
biger Christ sein Hertz und Augen zu GOtt er-
heben, wenn er eine neue Woche anfangen will?
Wie viele Menschen haben den Sonntag als den
ersten Tag in der Wochen gesund erlebet, und sind
den Sonnabend darauf schon begraben gewesen?
Wie viele haben die Woche frölich und im Se-
gen angefangen, aber ehe sie sich geendet, hat sie
das Unglück wie ein Sturm-Wetter überfallen,
daß sie die Woche mit Ach und Weh, tausend Thrä-
nen und Hände-Ringen geendet haben? Nun,
mein lieber Christ, das kan dir und mir auch wi-
derfahren, darum soll man gleich im Anfang der
Wochen zu GOtt sich wenden; es soll aber ein
glaubiger Christ 1) GOtt anruffen um sei-
nen Heiligen Geist, daß derselbe sein Hertz wolle
heiligen, ihn regieren, damit er nicht in Sünden
fallen, GOtt beleidigen, sein Gewissen verletzen,
den Nächsten betrüben, und eine grosse Verant-
wortung auf seine Seele laden möge. 2) Er soll
die Woche über des Gebets und des Gottesdienstes
nicht vergessen, sondern sich befleißigen, daß er nicht
allein des Sonntags, sondern auch in der Woche
die Kirchen und Betstunden fleißig besuche. 3) Und
weil es nicht liegt an unserm rennen und lauffen
zur Arbeit, so soll er sonderlich GOtt um seinen
Segen anruffen, aber, auch mitten unter der Ar-
beit an GOtt gedencken, und mit Gebet die Ar-
beit anfangen, mitteln und vollenden. 4) Er soll
behutsam reden, Christlich wandeln, GOtt vor
Augen haben, und gedencken, daß eine Woche

nach

im Anfang der Wochen.
biger Chriſt ſein Hertz und Augen zu GOtt er-
heben, wenn er eine neue Woche anfangen will?
Wie viele Menſchen haben den Sonntag als den
erſten Tag in der Wochen geſund erlebet, und ſind
den Sonnabend darauf ſchon begraben geweſen?
Wie viele haben die Woche froͤlich und im Se-
gen angefangen, aber ehe ſie ſich geendet, hat ſie
das Ungluͤck wie ein Sturm-Wetter uͤberfallen,
daß ſie die Woche mit Ach und Weh, tauſend Thraͤ-
nen und Haͤnde-Ringen geendet haben? Nun,
mein lieber Chriſt, das kan dir und mir auch wi-
derfahren, darum ſoll man gleich im Anfang der
Wochen zu GOtt ſich wenden; es ſoll aber ein
glaubiger Chriſt 1) GOtt anruffen um ſei-
nen Heiligen Geiſt, daß derſelbe ſein Hertz wolle
heiligen, ihn regieren, damit er nicht in Suͤnden
fallen, GOtt beleidigen, ſein Gewiſſen verletzen,
den Naͤchſten betruͤben, und eine groſſe Verant-
wortung auf ſeine Seele laden moͤge. 2) Er ſoll
die Woche uͤber des Gebets und des Gottesdienſtes
nicht vergeſſen, ſondern ſich befleißigen, daß er nicht
allein des Sonntags, ſondern auch in der Woche
die Kirchen und Betſtunden fleißig beſuche. 3) Und
weil es nicht liegt an unſerm rennen und lauffen
zur Arbeit, ſo ſoll er ſonderlich GOtt um ſeinen
Segen anruffen, aber, auch mitten unter der Ar-
beit an GOtt gedencken, und mit Gebet die Ar-
beit anfangen, mitteln und vollenden. 4) Er ſoll
behutſam reden, Chriſtlich wandeln, GOtt vor
Augen haben, und gedencken, daß eine Woche

nach
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[47/0071] im Anfang der Wochen. biger Chriſt ſein Hertz und Augen zu GOtt er- heben, wenn er eine neue Woche anfangen will? Wie viele Menſchen haben den Sonntag als den erſten Tag in der Wochen geſund erlebet, und ſind den Sonnabend darauf ſchon begraben geweſen? Wie viele haben die Woche froͤlich und im Se- gen angefangen, aber ehe ſie ſich geendet, hat ſie das Ungluͤck wie ein Sturm-Wetter uͤberfallen, daß ſie die Woche mit Ach und Weh, tauſend Thraͤ- nen und Haͤnde-Ringen geendet haben? Nun, mein lieber Chriſt, das kan dir und mir auch wi- derfahren, darum ſoll man gleich im Anfang der Wochen zu GOtt ſich wenden; es ſoll aber ein glaubiger Chriſt 1) GOtt anruffen um ſei- nen Heiligen Geiſt, daß derſelbe ſein Hertz wolle heiligen, ihn regieren, damit er nicht in Suͤnden fallen, GOtt beleidigen, ſein Gewiſſen verletzen, den Naͤchſten betruͤben, und eine groſſe Verant- wortung auf ſeine Seele laden moͤge. 2) Er ſoll die Woche uͤber des Gebets und des Gottesdienſtes nicht vergeſſen, ſondern ſich befleißigen, daß er nicht allein des Sonntags, ſondern auch in der Woche die Kirchen und Betſtunden fleißig beſuche. 3) Und weil es nicht liegt an unſerm rennen und lauffen zur Arbeit, ſo ſoll er ſonderlich GOtt um ſeinen Segen anruffen, aber, auch mitten unter der Ar- beit an GOtt gedencken, und mit Gebet die Ar- beit anfangen, mitteln und vollenden. 4) Er ſoll behutſam reden, Chriſtlich wandeln, GOtt vor Augen haben, und gedencken, daß eine Woche nach

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/71>, abgerufen am 20.05.2024.