Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der glaubige Christ betet in Pest-Zeiten.
ist fast keine Furcht Gottes im Lande, die Hei-
ligen haben abgenommen, und der Glaubigen
ist wenig unter den Mensehen. Wilt du nun
Sünde zurechnen, Herr, wer wird vor dir be-
stehen? Ach! HErr, HErr, wir halten dir für
dein Wort, ihr solt mein Antlitz suchen, da-
rum suchen wir auch, HErr! dein Antlitz; du
wilt nicht den Tod des Sünders, sondern
daß er sich bekehre und lebe, darum schuldi-
gen wir uns, und thun Busse im Staub und
in der Aschen. Sieh nicht an unsre Sün-
de groß, sprich uns derselben aus Gnaden
loß, steh uns in unserm Elend bey, und mach
uns aller Straffen frey. Wir haben gesün-
diget mit unsern Vätern, wir haben mißge-
handelt und sind gottloß gewesen. Befiehl
doch dem Würg-Engel, der das Rach-
Schwerdt führet, daß er ablasse, und sage,
es sey genug. Laß uns leben, so wollen wir
deinen Namen rühmen. Sind wir keiner
Gnade werth, so sind wir sie doch bedürfftig;
find wir alle Kinder des Todes, so hast du den
Bußfertigen verheissen, du wollest Gnade
vor Recht ergehen lassen. O so schencke uns
deine Gnade und das Leben, um JEsu un-
sers einigen Mittlers und Fürsprechers wil-
len, erbarme dich, erbarme dich, GOtt unser
Erbarmer über uns, sey uns gnädig, ver-
schone unser, lieber HErr, sey uns gnädig,
hilff uns, lieber HErre GOTT. Erbarme

dich

Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten.
iſt faſt keine Furcht Gottes im Lande, die Hei-
ligen haben abgenom̃en, und der Glaubigen
iſt wenig unter den Menſehen. Wilt du nun
Suͤnde zurechnen, Herr, wer wird vor dir be-
ſtehen? Ach! HErr, HErr, wir halten dir fuͤr
dein Wort, ihr ſolt mein Antlitz ſuchen, da-
rum ſuchen wir auch, HErr! dein Antlitz; du
wilt nicht den Tod des Suͤnders, ſondern
daß er ſich bekehre und lebe, darum ſchuldi-
gen wir uns, und thun Buſſe im Staub und
in der Aſchen. Sieh nicht an unſre Suͤn-
de groß, ſprich uns derſelben aus Gnaden
loß, ſteh uns in unſerm Elend bey, und mach
uns aller Straffen frey. Wir haben geſuͤn-
diget mit unſern Vaͤtern, wir haben mißge-
handelt und ſind gottloß geweſen. Befiehl
doch dem Wuͤrg-Engel, der das Rach-
Schwerdt fuͤhret, daß er ablaſſe, und ſage,
es ſey genug. Laß uns leben, ſo wollen wir
deinen Namen ruͤhmen. Sind wir keiner
Gnade werth, ſo ſind wir ſie doch beduͤrfftig;
find wir alle Kinder des Todes, ſo haſt du den
Bußfertigen verheiſſen, du wolleſt Gnade
vor Recht ergehen laſſen. O ſo ſchencke uns
deine Gnade und das Leben, um JEſu un-
ſers einigen Mittlers und Fuͤrſprechers wil-
len, erbarme dich, erbarme dich, GOtt unſer
Erbarmer uͤber uns, ſey uns gnaͤdig, ver-
ſchone unſer, lieber HErr, ſey uns gnaͤdig,
hilff uns, lieber HErre GOTT. Erbarme

dich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0806" n="776"/>
              <fw place="top" type="header">Der glaubige Chri&#x017F;t betet in Pe&#x017F;t-Zeiten.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t fa&#x017F;t keine Furcht Gottes im Lande, die Hei-<lb/>
ligen haben abgenom&#x0303;en, und der Glaubigen<lb/>
i&#x017F;t wenig unter den Men&#x017F;ehen. Wilt du nun<lb/>
Su&#x0364;nde zurechnen, Herr, wer wird vor dir be-<lb/>
&#x017F;tehen? Ach! HErr, HErr, wir halten dir fu&#x0364;r<lb/>
dein Wort, ihr &#x017F;olt mein Antlitz &#x017F;uchen, da-<lb/>
rum &#x017F;uchen wir auch, HErr! dein Antlitz; du<lb/>
wilt nicht den Tod des Su&#x0364;nders, &#x017F;ondern<lb/>
daß er &#x017F;ich bekehre und lebe, darum &#x017F;chuldi-<lb/>
gen wir uns, und thun Bu&#x017F;&#x017F;e im Staub und<lb/>
in der A&#x017F;chen. Sieh nicht an un&#x017F;re Su&#x0364;n-<lb/>
de groß, &#x017F;prich uns der&#x017F;elben aus Gnaden<lb/>
loß, &#x017F;teh uns in un&#x017F;erm Elend bey, und mach<lb/>
uns aller Straffen frey. Wir haben ge&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
diget mit un&#x017F;ern Va&#x0364;tern, wir haben mißge-<lb/>
handelt und &#x017F;ind gottloß gewe&#x017F;en. Befiehl<lb/>
doch dem Wu&#x0364;rg-Engel, der das Rach-<lb/>
Schwerdt fu&#x0364;hret, daß er abla&#x017F;&#x017F;e, und &#x017F;age,<lb/>
es &#x017F;ey genug. Laß uns leben, &#x017F;o wollen wir<lb/>
deinen Namen ru&#x0364;hmen. Sind wir keiner<lb/>
Gnade werth, &#x017F;o &#x017F;ind wir &#x017F;ie doch bedu&#x0364;rfftig;<lb/>
find wir alle Kinder des Todes, &#x017F;o ha&#x017F;t du den<lb/>
Bußfertigen verhei&#x017F;&#x017F;en, du wolle&#x017F;t Gnade<lb/>
vor Recht ergehen la&#x017F;&#x017F;en. O &#x017F;o &#x017F;chencke uns<lb/>
deine Gnade und das Leben, um JE&#x017F;u un-<lb/>
&#x017F;ers einigen Mittlers und Fu&#x0364;r&#x017F;prechers wil-<lb/>
len, erbarme dich, erbarme dich, GOtt un&#x017F;er<lb/>
Erbarmer u&#x0364;ber uns, &#x017F;ey uns gna&#x0364;dig, ver-<lb/>
&#x017F;chone un&#x017F;er, lieber HErr, &#x017F;ey uns gna&#x0364;dig,<lb/>
hilff uns, lieber HErre GOTT. Erbarme</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">dich</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[776/0806] Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten. iſt faſt keine Furcht Gottes im Lande, die Hei- ligen haben abgenom̃en, und der Glaubigen iſt wenig unter den Menſehen. Wilt du nun Suͤnde zurechnen, Herr, wer wird vor dir be- ſtehen? Ach! HErr, HErr, wir halten dir fuͤr dein Wort, ihr ſolt mein Antlitz ſuchen, da- rum ſuchen wir auch, HErr! dein Antlitz; du wilt nicht den Tod des Suͤnders, ſondern daß er ſich bekehre und lebe, darum ſchuldi- gen wir uns, und thun Buſſe im Staub und in der Aſchen. Sieh nicht an unſre Suͤn- de groß, ſprich uns derſelben aus Gnaden loß, ſteh uns in unſerm Elend bey, und mach uns aller Straffen frey. Wir haben geſuͤn- diget mit unſern Vaͤtern, wir haben mißge- handelt und ſind gottloß geweſen. Befiehl doch dem Wuͤrg-Engel, der das Rach- Schwerdt fuͤhret, daß er ablaſſe, und ſage, es ſey genug. Laß uns leben, ſo wollen wir deinen Namen ruͤhmen. Sind wir keiner Gnade werth, ſo ſind wir ſie doch beduͤrfftig; find wir alle Kinder des Todes, ſo haſt du den Bußfertigen verheiſſen, du wolleſt Gnade vor Recht ergehen laſſen. O ſo ſchencke uns deine Gnade und das Leben, um JEſu un- ſers einigen Mittlers und Fuͤrſprechers wil- len, erbarme dich, erbarme dich, GOtt unſer Erbarmer uͤber uns, ſey uns gnaͤdig, ver- ſchone unſer, lieber HErr, ſey uns gnaͤdig, hilff uns, lieber HErre GOTT. Erbarme dich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/806
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/806>, abgerufen am 31.05.2024.