Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

figur, in Nr. 15 der Fläche nach gedeckt, erscheint in 3 nur im schematischen
Umriss, der Körper wird zur Raute, der Schwanz zum Dreieck, und beide werden
in beliebiger Zahl nebeneinander oder jedes allein rein ornamental verwendet.
So sehen wir in Nr. 3 links zwei Körperrauten und ein Schwanzdreieck des Paku,
während rechts sich drei Rauten folgen. An den beiden Rauten links setzt der
Kiemenbogen den Kopf ab, wie in den Abbildungen 34 und 35 und auch bei

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 42.

Mereschu. ( 2/3 nat. Gr.)

den geschnitzten Rindenfischen. Dasselbe
wiederholt sich in Nr. 8, nuki-ikuto, dem
Bild des nicht näher festzustellenden, nach
einem sehr ähnlichen Auetömuster aber
vielleicht als ein Harnischwels aufzufassenden
Nuki-Fisches, wo rechts sich Dreieck, Raute,
Raute, Dreieck folgen, als ob sich zwei
Fische mit dem Maul berührten, und links
vier Schwanzdreiecke aneinandergereiht
sind. Anscheinend in der Hautzeichnung
des Nuki-Fisches ist es begründet, wenn
ihn die weiss ausgefüllten Dreiecke vom
Paku unterscheiden. Der Paku ist dagegen
durch kleine Tüpfel gekennzeichnet; in
Nr. 9 sehen wir links ein Musterstück
seiner Haut und rechts daneben eine Anzahl
von Körperrauten, deren jede ein Tüpfel-
chen in der Mitte hat und die wir, wenn
wir sie mit Fischen in Zusammenhang
bringen wollten, wohl zweifellos für das Bild
einer panzerartigen Schuppenhaut erklären
würden, die der Paku gar nicht hat.

Ich muss gestehen, ich wusste nicht
recht, ob ich über unsern gutmütigen Er-
klärer lachen oder ob ich mich der Em-
pfindung der stillen Verblüfftheit hingeben
sollte, die sich in den Ausruf zusammen-
drängen lässt "wie anders malt in diesen
Köpfen sich die Welt!" Nr. 10 semimo ikuto,
Bilder von Fledermäusen! Aneinander gereihte Rauten. Kopf, Extremitäten,
Schwanz, wo sind sie? Wir werden den Fledermäusen aber auch noch in andern
Zeichnungen und besonders bei den Töpfen begegnen, wo sie zur gleichen Rauten-
form reduziert werden. Im Brehms Tierleben, I, 1890, findet sich auf Seite 363 eine
Abbildung von Vesperugo noctula, dem Abendsegler, die uns bei dem in eine Flug-
haut eingeschlagenen, allerdings hängenden Exemplar links einen einigermassen
ähnlichen Umriss zeigt; stilisiert würde er sich auch zur Raute entwickeln können. --

figur, in Nr. 15 der Fläche nach gedeckt, erscheint in 3 nur im schematischen
Umriss, der Körper wird zur Raute, der Schwanz zum Dreieck, und beide werden
in beliebiger Zahl nebeneinander oder jedes allein rein ornamental verwendet.
So sehen wir in Nr. 3 links zwei Körperrauten und ein Schwanzdreieck des Pakú,
während rechts sich drei Rauten folgen. An den beiden Rauten links setzt der
Kiemenbogen den Kopf ab, wie in den Abbildungen 34 und 35 und auch bei

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 42.

Mereschu. (⅔ nat. Gr.)

den geschnitzten Rindenfischen. Dasselbe
wiederholt sich in Nr. 8, núki-ikuto, dem
Bild des nicht näher festzustellenden, nach
einem sehr ähnlichen Auetö́muster aber
vielleicht als ein Harnischwels aufzufassenden
Nuki-Fisches, wo rechts sich Dreieck, Raute,
Raute, Dreieck folgen, als ob sich zwei
Fische mit dem Maul berührten, und links
vier Schwanzdreiecke aneinandergereiht
sind. Anscheinend in der Hautzeichnung
des Nuki-Fisches ist es begründet, wenn
ihn die weiss ausgefüllten Dreiecke vom
Pakú unterscheiden. Der Pakú ist dagegen
durch kleine Tüpfel gekennzeichnet; in
Nr. 9 sehen wir links ein Musterstück
seiner Haut und rechts daneben eine Anzahl
von Körperrauten, deren jede ein Tüpfel-
chen in der Mitte hat und die wir, wenn
wir sie mit Fischen in Zusammenhang
bringen wollten, wohl zweifellos für das Bild
einer panzerartigen Schuppenhaut erklären
würden, die der Pakú gar nicht hat.

Ich muss gestehen, ich wusste nicht
recht, ob ich über unsern gutmütigen Er-
klärer lachen oder ob ich mich der Em-
pfindung der stillen Verblüfftheit hingeben
sollte, die sich in den Ausruf zusammen-
drängen lässt »wie anders malt in diesen
Köpfen sich die Welt!« Nr. 10 semímo ikuto,
Bilder von Fledermäusen! Aneinander gereihte Rauten. Kopf, Extremitäten,
Schwanz, wo sind sie? Wir werden den Fledermäusen aber auch noch in andern
Zeichnungen und besonders bei den Töpfen begegnen, wo sie zur gleichen Rauten-
form reduziert werden. Im Brehms Tierleben, I, 1890, findet sich auf Seite 363 eine
Abbildung von Vesperugo noctula, dem Abendsegler, die uns bei dem in eine Flug-
haut eingeschlagenen, allerdings hängenden Exemplar links einen einigermassen
ähnlichen Umriss zeigt; stilisiert würde er sich auch zur Raute entwickeln können. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0318" n="260"/>
figur, in Nr. 15 der Fläche nach gedeckt, erscheint in 3 nur im schematischen<lb/>
Umriss, der Körper wird zur Raute, der Schwanz zum Dreieck, und beide werden<lb/>
in beliebiger Zahl nebeneinander oder jedes allein rein ornamental verwendet.<lb/>
So sehen wir in Nr. 3 links zwei Körperrauten und ein Schwanzdreieck des Pakú,<lb/>
während rechts sich drei Rauten folgen. An den beiden Rauten links setzt der<lb/>
Kiemenbogen den Kopf ab, wie in den Abbildungen 34 und 35 und auch bei<lb/><figure/> <figure><head>Abb. 42. </head><p><hi rendition="#g">Mereschu</hi>. (&#x2154; nat. Gr.)</p></figure><lb/>
den geschnitzten Rindenfischen. Dasselbe<lb/>
wiederholt sich in Nr. 8, <hi rendition="#i">núki-ikuto</hi>, dem<lb/>
Bild des nicht näher festzustellenden, nach<lb/>
einem sehr ähnlichen Auetö&#x0301;muster aber<lb/>
vielleicht als ein Harnischwels aufzufassenden<lb/>
Nuki-Fisches, wo rechts sich Dreieck, Raute,<lb/>
Raute, Dreieck folgen, als ob sich zwei<lb/>
Fische mit dem Maul berührten, und links<lb/>
vier Schwanzdreiecke aneinandergereiht<lb/>
sind. Anscheinend in der Hautzeichnung<lb/>
des Nuki-Fisches ist es begründet, wenn<lb/>
ihn die weiss ausgefüllten Dreiecke vom<lb/>
Pakú unterscheiden. Der Pakú ist dagegen<lb/>
durch kleine Tüpfel gekennzeichnet; in<lb/>
Nr. 9 sehen wir links ein Musterstück<lb/>
seiner Haut und rechts daneben eine Anzahl<lb/>
von Körperrauten, deren jede ein Tüpfel-<lb/>
chen in der Mitte hat und die wir, wenn<lb/>
wir sie mit Fischen in Zusammenhang<lb/>
bringen wollten, wohl zweifellos für das Bild<lb/>
einer panzerartigen Schuppenhaut erklären<lb/>
würden, die der Pakú gar nicht hat.</p><lb/>
          <p>Ich muss gestehen, ich wusste nicht<lb/>
recht, ob ich über unsern gutmütigen Er-<lb/>
klärer lachen oder ob ich mich der Em-<lb/>
pfindung der stillen Verblüfftheit hingeben<lb/>
sollte, die sich in den Ausruf zusammen-<lb/>
drängen lässt »wie anders malt in diesen<lb/>
Köpfen sich die Welt!« Nr. 10 <hi rendition="#i">semímo ikuto</hi>,<lb/>
Bilder von Fledermäusen! Aneinander gereihte Rauten. Kopf, Extremitäten,<lb/>
Schwanz, wo sind sie? Wir werden den Fledermäusen aber auch noch in andern<lb/>
Zeichnungen und besonders bei den Töpfen begegnen, wo sie zur gleichen Rauten-<lb/>
form reduziert werden. Im Brehms Tierleben, I, 1890, findet sich auf Seite 363 eine<lb/>
Abbildung von Vesperugo noctula, dem Abendsegler, die uns bei dem in eine Flug-<lb/>
haut eingeschlagenen, allerdings hängenden Exemplar links einen einigermassen<lb/>
ähnlichen Umriss zeigt; stilisiert würde er sich auch zur Raute entwickeln können. &#x2014;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0318] figur, in Nr. 15 der Fläche nach gedeckt, erscheint in 3 nur im schematischen Umriss, der Körper wird zur Raute, der Schwanz zum Dreieck, und beide werden in beliebiger Zahl nebeneinander oder jedes allein rein ornamental verwendet. So sehen wir in Nr. 3 links zwei Körperrauten und ein Schwanzdreieck des Pakú, während rechts sich drei Rauten folgen. An den beiden Rauten links setzt der Kiemenbogen den Kopf ab, wie in den Abbildungen 34 und 35 und auch bei [Abbildung] [Abbildung Abb. 42. Mereschu. (⅔ nat. Gr.)] den geschnitzten Rindenfischen. Dasselbe wiederholt sich in Nr. 8, núki-ikuto, dem Bild des nicht näher festzustellenden, nach einem sehr ähnlichen Auetö́muster aber vielleicht als ein Harnischwels aufzufassenden Nuki-Fisches, wo rechts sich Dreieck, Raute, Raute, Dreieck folgen, als ob sich zwei Fische mit dem Maul berührten, und links vier Schwanzdreiecke aneinandergereiht sind. Anscheinend in der Hautzeichnung des Nuki-Fisches ist es begründet, wenn ihn die weiss ausgefüllten Dreiecke vom Pakú unterscheiden. Der Pakú ist dagegen durch kleine Tüpfel gekennzeichnet; in Nr. 9 sehen wir links ein Musterstück seiner Haut und rechts daneben eine Anzahl von Körperrauten, deren jede ein Tüpfel- chen in der Mitte hat und die wir, wenn wir sie mit Fischen in Zusammenhang bringen wollten, wohl zweifellos für das Bild einer panzerartigen Schuppenhaut erklären würden, die der Pakú gar nicht hat. Ich muss gestehen, ich wusste nicht recht, ob ich über unsern gutmütigen Er- klärer lachen oder ob ich mich der Em- pfindung der stillen Verblüfftheit hingeben sollte, die sich in den Ausruf zusammen- drängen lässt »wie anders malt in diesen Köpfen sich die Welt!« Nr. 10 semímo ikuto, Bilder von Fledermäusen! Aneinander gereihte Rauten. Kopf, Extremitäten, Schwanz, wo sind sie? Wir werden den Fledermäusen aber auch noch in andern Zeichnungen und besonders bei den Töpfen begegnen, wo sie zur gleichen Rauten- form reduziert werden. Im Brehms Tierleben, I, 1890, findet sich auf Seite 363 eine Abbildung von Vesperugo noctula, dem Abendsegler, die uns bei dem in eine Flug- haut eingeschlagenen, allerdings hängenden Exemplar links einen einigermassen ähnlichen Umriss zeigt; stilisiert würde er sich auch zur Raute entwickeln können. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/318
Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/318>, abgerufen am 28.04.2024.