Von den Kameraden, die sich uns anboten, fanden nur zwei Gnade vor unsern Augen, Kolonisten-Söhne aus Rio Grande do Sul, Namens Pedro und Carlos Dhein. Wir haben diese Wahl nicht zu bereuen gehabt. Es waren ein paar prächtige, stramme Burschen, unverdrossen bei der schwersten Arbeit und auch zu feinerer nicht ungeschickt. Besonders der Jüngere, Carlos, war auf seine Art ein Genie, der alles konnte, was er anfasste. Die beiden Brüder hatten ein paar Jahre in Diensten des amerikanischen Naturforschers und Sammlers Herbert Smith gestanden, für ihn gejagt und die Ausbeute regelrecht präpariert. Nach seiner Abreise hatten sie zu ihrer Verzweiflung erst Ziegel, dann Brod backen müssen; mit Begeisterung traten sie nun in eine Stelle, die ihren Talenten und Neigungen wieder zusagte. Sie führten uns auch 4 Hunde zu, "Jagdhunde": den altersschwachen "Diamante", der ein sehr brüchiger und ungeschliffener Edelstein war, von seinen Herren aber wegen der einstigen Tugenden noch wie ein Kleinod wertgehalten wurde, und die drei flinken und frechen "Feroz", Wilder, "Legitimo", Echter, "Certeza", Sicherheit.
Wir rechneten ferner mit Bestimmtheit darauf, die Begleitung des besten Mannes unserer ersten Expedition zu gewinnen, des Bakairi-Indianers Antonio, der in seinem Dorfe am Paranatinga, dem vorgeschobensten Posten des bekannten Gebietes, wohnte, und den wir dort aufzusuchen gedachten.
Eine unerwartete Unterstützung meldete sich in Gestalt des alten guten Januario. Er hatte uns 1884 als Kommandant der uns damals von der Regierung überlassenen Reittiere bis zum Einschiffungsplatz begleitet und seine Schutz- befohlenen nach Cuyaba zurückgeführt. In der Zwischenzeit hatte der tapfere Sergeant nach 35jährigen Diensten seinen Abschied als Leutnant erhalten und sehnte sich, gegenüber Cuyaba in einem kleinen Häuschen wohnend, nach neuen Thaten. Wir kauften ihm ein gutes Reittier, unterstützten ihn für seine Aus- rüstung und hiessen sein Mitgehen um so mehr willkommen, als wir in dem Be- streben, einen guten Arriero zu finden, sehr unglücklich waren. Es ist dies der Führer der Lasttiere, von dessen Tüchtigkeit das Wohl und Wehe einer Tropa abhängt; er beaufsichtigt das Packen der Tiere, hält die Sattel in Stand, sorgt für die gute Ordnung auf dem Marsche, sieht sich nach den guten Bachübergängen um, entscheidet bei alle den tausend kleinen Schwierigkeiten unterwegs mit seinem Feldherrnblick und bestimmt Zeit und Ort des Lagers. Der einzige Arriero, der sich uns anbot, und den wir nur zwei Tage behielten, war ein so klapperiges altes Gestell, das zwar noch reiten, aber schon längst nicht mehr gehen konnte, dass wir ihn sicherlich auf halbem Wege hätten begraben müssen. Zu unserer Beruhigung ist er auch schon vor unserer Rückkehr und wenigstens ohne unser Verschulden gestorben.
So waren wir ausser dem später hinzutretenden Antonio 12 Personen: wir vier, Perrot, Januario, Carlos und Peter, sowie die vier von Perrot ausgesuchten Soldaten. Sie waren sämtlich Unteroffiziere und hiessen Joao Pedro, Columna, Raymundo und Satyro.
Von den Kameraden, die sich uns anboten, fanden nur zwei Gnade vor unsern Augen, Kolonisten-Söhne aus Rio Grande do Sul, Namens Pedro und Carlos Dhein. Wir haben diese Wahl nicht zu bereuen gehabt. Es waren ein paar prächtige, stramme Burschen, unverdrossen bei der schwersten Arbeit und auch zu feinerer nicht ungeschickt. Besonders der Jüngere, Carlos, war auf seine Art ein Genie, der alles konnte, was er anfasste. Die beiden Brüder hatten ein paar Jahre in Diensten des amerikanischen Naturforschers und Sammlers Herbert Smith gestanden, für ihn gejagt und die Ausbeute regelrecht präpariert. Nach seiner Abreise hatten sie zu ihrer Verzweiflung erst Ziegel, dann Brod backen müssen; mit Begeisterung traten sie nun in eine Stelle, die ihren Talenten und Neigungen wieder zusagte. Sie führten uns auch 4 Hunde zu, »Jagdhunde«: den altersschwachen »Diamante«, der ein sehr brüchiger und ungeschliffener Edelstein war, von seinen Herren aber wegen der einstigen Tugenden noch wie ein Kleinod wertgehalten wurde, und die drei flinken und frechen »Feroz«, Wilder, »Legitimo«, Echter, »Certeza«, Sicherheit.
Wir rechneten ferner mit Bestimmtheit darauf, die Begleitung des besten Mannes unserer ersten Expedition zu gewinnen, des Bakaïrí-Indianers Antonio, der in seinem Dorfe am Paranatinga, dem vorgeschobensten Posten des bekannten Gebietes, wohnte, und den wir dort aufzusuchen gedachten.
Eine unerwartete Unterstützung meldete sich in Gestalt des alten guten Januario. Er hatte uns 1884 als Kommandant der uns damals von der Regierung überlassenen Reittiere bis zum Einschiffungsplatz begleitet und seine Schutz- befohlenen nach Cuyabá zurückgeführt. In der Zwischenzeit hatte der tapfere Sergeant nach 35jährigen Diensten seinen Abschied als Leutnant erhalten und sehnte sich, gegenüber Cuyabá in einem kleinen Häuschen wohnend, nach neuen Thaten. Wir kauften ihm ein gutes Reittier, unterstützten ihn für seine Aus- rüstung und hiessen sein Mitgehen um so mehr willkommen, als wir in dem Be- streben, einen guten Arriero zu finden, sehr unglücklich waren. Es ist dies der Führer der Lasttiere, von dessen Tüchtigkeit das Wohl und Wehe einer Tropa abhängt; er beaufsichtigt das Packen der Tiere, hält die Sattel in Stand, sorgt für die gute Ordnung auf dem Marsche, sieht sich nach den guten Bachübergängen um, entscheidet bei alle den tausend kleinen Schwierigkeiten unterwegs mit seinem Feldherrnblick und bestimmt Zeit und Ort des Lagers. Der einzige Arriero, der sich uns anbot, und den wir nur zwei Tage behielten, war ein so klapperiges altes Gestell, das zwar noch reiten, aber schon längst nicht mehr gehen konnte, dass wir ihn sicherlich auf halbem Wege hätten begraben müssen. Zu unserer Beruhigung ist er auch schon vor unserer Rückkehr und wenigstens ohne unser Verschulden gestorben.
So waren wir ausser dem später hinzutretenden Antonio 12 Personen: wir vier, Perrot, Januario, Carlos und Peter, sowie die vier von Perrot ausgesuchten Soldaten. Sie waren sämtlich Unteroffiziere und hiessen João Pedro, Columna, Raymundo und Satyro.
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[12/0034]
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unsern Augen, Kolonisten-Söhne aus Rio Grande do Sul, Namens Pedro und
Carlos Dhein. Wir haben diese Wahl nicht zu bereuen gehabt. Es waren ein
paar prächtige, stramme Burschen, unverdrossen bei der schwersten Arbeit und auch
zu feinerer nicht ungeschickt. Besonders der Jüngere, Carlos, war auf seine Art ein
Genie, der alles konnte, was er anfasste. Die beiden Brüder hatten ein paar
Jahre in Diensten des amerikanischen Naturforschers und Sammlers Herbert
Smith gestanden, für ihn gejagt und die Ausbeute regelrecht präpariert. Nach
seiner Abreise hatten sie zu ihrer Verzweiflung erst Ziegel, dann Brod backen
müssen; mit Begeisterung traten sie nun in eine Stelle, die ihren Talenten und
Neigungen wieder zusagte. Sie führten uns auch 4 Hunde zu, »Jagdhunde«: den
altersschwachen »Diamante«, der ein sehr brüchiger und ungeschliffener Edelstein
war, von seinen Herren aber wegen der einstigen Tugenden noch wie ein Kleinod
wertgehalten wurde, und die drei flinken und frechen »Feroz«, Wilder, »Legitimo«,
Echter, »Certeza«, Sicherheit.
Wir rechneten ferner mit Bestimmtheit darauf, die Begleitung des besten
Mannes unserer ersten Expedition zu gewinnen, des Bakaïrí-Indianers Antonio,
der in seinem Dorfe am Paranatinga, dem vorgeschobensten Posten des bekannten
Gebietes, wohnte, und den wir dort aufzusuchen gedachten.
Eine unerwartete Unterstützung meldete sich in Gestalt des alten guten
Januario. Er hatte uns 1884 als Kommandant der uns damals von der Regierung
überlassenen Reittiere bis zum Einschiffungsplatz begleitet und seine Schutz-
befohlenen nach Cuyabá zurückgeführt. In der Zwischenzeit hatte der tapfere
Sergeant nach 35jährigen Diensten seinen Abschied als Leutnant erhalten und
sehnte sich, gegenüber Cuyabá in einem kleinen Häuschen wohnend, nach neuen
Thaten. Wir kauften ihm ein gutes Reittier, unterstützten ihn für seine Aus-
rüstung und hiessen sein Mitgehen um so mehr willkommen, als wir in dem Be-
streben, einen guten Arriero zu finden, sehr unglücklich waren. Es ist dies der
Führer der Lasttiere, von dessen Tüchtigkeit das Wohl und Wehe einer Tropa
abhängt; er beaufsichtigt das Packen der Tiere, hält die Sattel in Stand, sorgt
für die gute Ordnung auf dem Marsche, sieht sich nach den guten Bachübergängen
um, entscheidet bei alle den tausend kleinen Schwierigkeiten unterwegs mit seinem
Feldherrnblick und bestimmt Zeit und Ort des Lagers. Der einzige Arriero, der
sich uns anbot, und den wir nur zwei Tage behielten, war ein so klapperiges
altes Gestell, das zwar noch reiten, aber schon längst nicht mehr gehen konnte,
dass wir ihn sicherlich auf halbem Wege hätten begraben müssen. Zu unserer
Beruhigung ist er auch schon vor unserer Rückkehr und wenigstens ohne unser
Verschulden gestorben.
So waren wir ausser dem später hinzutretenden Antonio 12 Personen: wir
vier, Perrot, Januario, Carlos und Peter, sowie die vier von Perrot ausgesuchten
Soldaten. Sie waren sämtlich Unteroffiziere und hiessen João Pedro, Columna,
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/34>, abgerufen am 14.10.2024.
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