Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Lezteres Zehen. 4. Die Magd solt' iezo dran/ die sonst alleine lagbiß auff ein ziemlich Kind/ das sie zu warten pflag der Traum-Gott hatte sie im Schlaaffe grob er- schrekkt/ drum lag sie Sinnloß auff den Rükken außge- strekkt. 5. Er rührt sie sachtlich an. Schlafft oder wachet ihr?sie aber/ sie erseuffzt' und sprach: wer ist bey mir? Jch bin es liebster Schaz/ ach laßt mich zu euch ein ich bin verirrt und nakt/ ich möcht' erfroren sein. 6. Sie merkte bald die Kreyd' und nahm ihn ein zu sich/das Bett auff einen Mann gemacht/ hielt nicht den Stich als hie der dritte kam/ die Last würd ihm zuschweer/ es bog sich ziemlich ein und wakkelt' hin und her. 7. Das Kind/ das lange schon der Wiege war entwehntals das geplagte Bett' ohn Ende wankt und trähnt' erwacht'/ und ließ ob man ihm freundlich zu: schon sprach/ dennoch nicht sein Geschrey und furchtsam weinen nach. 8. Die Mutter: Kloris geh/ geschwind und nim einLicht/ ohn Ursach pflegt das Kind so hart zu weinen nicht. die N
Lezteres Zehen. 4. Die Magd ſolt’ iezo dran/ die ſonſt alleine lagbiß auff ein ziemlich Kind/ das ſie zu warten pflag der Traum-Gott hatte ſie im Schlaaffe grob er- ſchrekkt/ drum lag ſie Sinnloß auff den Ruͤkken außge- ſtrekkt. 5. Er ruͤhrt ſie ſachtlich an. Schlafft oder wachet ihr?ſie aber/ ſie erſeuffzt’ und ſprach: wer iſt bey mir? Jch bin es liebſter Schaz/ ach laßt mich zu euch ein ich bin verirrt und nakt/ ich moͤcht’ erfroren ſein. 6. Sie merkte bald die Kreyd’ und nahm ihn ein zu ſich/das Bett auff einen Mann gemacht/ hielt nicht den Stich als hie der dritte kam/ die Laſt wuͤrd ihm zuſchweer/ es bog ſich ziemlich ein und wakkelt’ hin und her. 7. Das Kind/ das lange ſchon der Wiege war entwehntals das geplagte Bett’ ohn Ende wankt und traͤhnt’ erwacht’/ und ließ ob man ihm freundlich zu: ſchon ſprach/ dennoch nicht ſein Geſchrey und furchtſam weinen nach. 8. Die Mutter: Kloris geh/ geſchwind und nim einLicht/ ohn Urſach pflegt das Kind ſo hart zu weinen nicht. die N
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Lezteres Zehen.
4.
Die Magd ſolt’ iezo dran/ die ſonſt alleine lag
biß auff ein ziemlich Kind/ das ſie zu warten pflag
der Traum-Gott hatte ſie im Schlaaffe grob er-
ſchrekkt/
drum lag ſie Sinnloß auff den Ruͤkken außge-
ſtrekkt.
5.
Er ruͤhrt ſie ſachtlich an. Schlafft oder wachet ihr?
ſie aber/ ſie erſeuffzt’ und ſprach: wer iſt bey mir?
Jch bin es liebſter Schaz/ ach laßt mich zu euch
ein
ich bin verirrt und nakt/ ich moͤcht’ erfroren ſein.
6.
Sie merkte bald die Kreyd’ und nahm ihn ein zu ſich/
das Bett auff einen Mann gemacht/ hielt nicht den
Stich
als hie der dritte kam/ die Laſt wuͤrd ihm zuſchweer/
es bog ſich ziemlich ein und wakkelt’ hin und her.
7.
Das Kind/ das lange ſchon der Wiege war entwehnt
als das geplagte Bett’ ohn Ende wankt und traͤhnt’
erwacht’/ und ließ ob man ihm freundlich zu: ſchon
ſprach/
dennoch nicht ſein Geſchrey und furchtſam weinen
nach.
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Die Mutter: Kloris geh/ geſchwind und nim ein
Licht/
ohn Urſach pflegt das Kind ſo hart zu weinen nicht.
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Zitationshilfe: | Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/291>, abgerufen am 14.06.2024. |