Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
noch ferneren glücklichen Progressen so insolent
werden, daß er dem Gegentheil ungebührliche
Leges vorschreibe; so scheinet das Amt eines Me-
diatoris
alsdenn unentbehrlich zu seyn: welcher
entweder freywillig oder auch dazu erbethen, die
Gemüther zu einem Frieden disponire: oder, da-
fern der eine Theil hartnäckich seyn, und keine Pro-
positiones
annehmen wolte, seine Autorität und
Macht zeige: vermöge derer er dem sich accom-
modir
enden Theile beystehen, und den andern zu
einen raisonablen Frieden forciren könne.

§. 3.

Gleichwie nun dieses Amt eines der glo-
rieuse
sten ist, welches ein Potentat übernehmen
kan: massen er dadurch unter zweyen, ihm an
Würde gleichen, (auch wohl höhern) welche sonst
auf der Welt keinen höhern über sich als GOtt
allein erkennen, willkührlicher Richter, und certo
respectu,
auf eine Zeit ihr Oberer wird; so muß
er auch von solcher Gewalt und Autorität seyn,
daß er die Partheyen auseinander setzen, und was
abgehandelt worden, mainteniren könne.

§. 4.

Weil aber dieses Amt, und sonderlich
die daran hafftende Quarantie, einem alleine offt-
mahlen zu schwer: oder denen interessirten Par-
theyen bedencklich und besorglich fallen will, ihre
Angelegenheiten und die Moderation ihrer Satis-
facti
on und künfftigen Wohlstandes, einem ein-
zigem anzuvertrauen; so findet man, daß bey den
meisten Friedens-Schlüssen mehr als einer, und

dem-

Europaͤiſches
noch ferneren gluͤcklichen Progreſſen ſo inſolent
werden, daß er dem Gegentheil ungebuͤhrliche
Leges vorſchreibe; ſo ſcheinet das Amt eines Me-
diatoris
alsdenn unentbehrlich zu ſeyn: welcher
entweder freywillig oder auch dazu erbethen, die
Gemuͤther zu einem Frieden diſponire: oder, da-
fern der eine Theil hartnaͤckich ſeyn, und keine Pro-
poſitiones
annehmen wolte, ſeine Autoritaͤt und
Macht zeige: vermoͤge derer er dem ſich accom-
modir
enden Theile beyſtehen, und den andern zu
einen raiſonablen Frieden forciren koͤnne.

§. 3.

Gleichwie nun dieſes Amt eines der glo-
rieuſe
ſten iſt, welches ein Potentat uͤbernehmen
kan: maſſen er dadurch unter zweyen, ihm an
Wuͤrde gleichen, (auch wohl hoͤhern) welche ſonſt
auf der Welt keinen hoͤhern uͤber ſich als GOtt
allein erkennen, willkuͤhrlicher Richter, und certo
reſpectu,
auf eine Zeit ihr Oberer wird; ſo muß
er auch von ſolcher Gewalt und Autoritaͤt ſeyn,
daß er die Partheyen auseinander ſetzen, und was
abgehandelt worden, mainteniren koͤnne.

§. 4.

Weil aber dieſes Amt, und ſonderlich
die daran hafftende Quarantie, einem alleine offt-
mahlen zu ſchwer: oder denen intereſſirten Par-
theyen bedencklich und beſorglich fallen will, ihre
Angelegenheiten und die Moderation ihrer Satis-
facti
on und kuͤnfftigen Wohlſtandes, einem ein-
zigem anzuvertrauen; ſo findet man, daß bey den
meiſten Friedens-Schluͤſſen mehr als einer, und

dem-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0340" n="312"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
noch ferneren glu&#x0364;cklichen <hi rendition="#aq">Progre&#x017F;&#x017F;</hi>en &#x017F;o <hi rendition="#aq">in&#x017F;ole</hi>nt<lb/>
werden, daß er dem Gegentheil ungebu&#x0364;hrliche<lb/><hi rendition="#aq">Leges</hi> vor&#x017F;chreibe; &#x017F;o &#x017F;cheinet das Amt eines <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
diatoris</hi> alsdenn unentbehrlich zu &#x017F;eyn: welcher<lb/>
entweder freywillig oder auch dazu erbethen, die<lb/>
Gemu&#x0364;ther zu einem Frieden <hi rendition="#aq">di&#x017F;ponir</hi>e: oder, da-<lb/>
fern der eine Theil hartna&#x0364;ckich &#x017F;eyn, und keine <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
po&#x017F;itiones</hi> annehmen wolte, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;t und<lb/>
Macht zeige: vermo&#x0364;ge derer er dem &#x017F;ich <hi rendition="#aq">accom-<lb/>
modir</hi>enden Theile bey&#x017F;tehen, und den andern zu<lb/>
einen <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onab</hi>len Frieden <hi rendition="#aq">forci</hi>ren ko&#x0364;nne.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Gleichwie nun die&#x017F;es Amt eines der <hi rendition="#aq">glo-<lb/>
rieu&#x017F;e</hi>&#x017F;ten i&#x017F;t, welches ein Potentat u&#x0364;bernehmen<lb/>
kan: ma&#x017F;&#x017F;en er dadurch unter zweyen, ihm an<lb/>
Wu&#x0364;rde gleichen, (auch wohl ho&#x0364;hern) welche &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
auf der Welt keinen ho&#x0364;hern u&#x0364;ber &#x017F;ich als GOtt<lb/>
allein erkennen, willku&#x0364;hrlicher Richter, und <hi rendition="#aq">certo<lb/>
re&#x017F;pectu,</hi> auf eine Zeit ihr Oberer wird; &#x017F;o muß<lb/>
er auch von &#x017F;olcher Gewalt und <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;t &#x017F;eyn,<lb/>
daß er die Partheyen auseinander &#x017F;etzen, und was<lb/>
abgehandelt worden, <hi rendition="#aq">mainteni</hi>ren ko&#x0364;nne.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Weil aber die&#x017F;es Amt, und &#x017F;onderlich<lb/>
die daran hafftende <hi rendition="#aq">Quaranti</hi>e, einem alleine offt-<lb/>
mahlen zu &#x017F;chwer: oder denen <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;ir</hi>ten Par-<lb/>
theyen bedencklich und be&#x017F;orglich fallen will, ihre<lb/>
Angelegenheiten und die <hi rendition="#aq">Moderati</hi>on ihrer <hi rendition="#aq">Satis-<lb/>
facti</hi>on und ku&#x0364;nfftigen Wohl&#x017F;tandes, einem ein-<lb/>
zigem anzuvertrauen; &#x017F;o findet man, daß bey den<lb/>
mei&#x017F;ten Friedens-Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mehr als einer, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0340] Europaͤiſches noch ferneren gluͤcklichen Progreſſen ſo inſolent werden, daß er dem Gegentheil ungebuͤhrliche Leges vorſchreibe; ſo ſcheinet das Amt eines Me- diatoris alsdenn unentbehrlich zu ſeyn: welcher entweder freywillig oder auch dazu erbethen, die Gemuͤther zu einem Frieden diſponire: oder, da- fern der eine Theil hartnaͤckich ſeyn, und keine Pro- poſitiones annehmen wolte, ſeine Autoritaͤt und Macht zeige: vermoͤge derer er dem ſich accom- modirenden Theile beyſtehen, und den andern zu einen raiſonablen Frieden forciren koͤnne. §. 3. Gleichwie nun dieſes Amt eines der glo- rieuſeſten iſt, welches ein Potentat uͤbernehmen kan: maſſen er dadurch unter zweyen, ihm an Wuͤrde gleichen, (auch wohl hoͤhern) welche ſonſt auf der Welt keinen hoͤhern uͤber ſich als GOtt allein erkennen, willkuͤhrlicher Richter, und certo reſpectu, auf eine Zeit ihr Oberer wird; ſo muß er auch von ſolcher Gewalt und Autoritaͤt ſeyn, daß er die Partheyen auseinander ſetzen, und was abgehandelt worden, mainteniren koͤnne. §. 4. Weil aber dieſes Amt, und ſonderlich die daran hafftende Quarantie, einem alleine offt- mahlen zu ſchwer: oder denen intereſſirten Par- theyen bedencklich und beſorglich fallen will, ihre Angelegenheiten und die Moderation ihrer Satis- faction und kuͤnfftigen Wohlſtandes, einem ein- zigem anzuvertrauen; ſo findet man, daß bey den meiſten Friedens-Schluͤſſen mehr als einer, und dem-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/340
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/340>, abgerufen am 25.05.2024.