Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Brigitta. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–301. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

hassen müssen. Wie glücklich ist es gekommen, daß es die Liebe ward!

Brigitta sagte Nichts, sie hielt ihn an der Hand und ließ die glänzenden Augen in sanfter Ruhe durch das Zimmer blicken.

Dann befahlen sie, daß die Reste des Festes weggeräumt würden, daß die Menge der überflüssigen Lichter ausgethan und die Festgemücher eine gewöhnliche Wohnung würden. Dies geschah, die Diener begaben sich in ihre Zimmer, und auf die neue Wohnung und auf die neue Familie, die aus Zweien bestand und erst einige Stunden alt war, senkte sich die erste Nacht hernieder.

Von nun an lebten sie in ihrer Wohnung fort. So wie sie, da sie sich kennen gelernt hatten, nur in Gesellschaften zusammen getroffen waren, und so wie sie im Brautstande nur immer öffentlich erschienen waren: so blieben sie nun immer zu Hause. Sie dachten nicht, daß etwas Aeußerliches zu ihrem Glücke erforderlich sei. Obgleich die Wohnung im Allgemeinen mit Allem versehen war, was ihr nur immer noth that, so blieb doch im Einzelnen noch so Vieles zu verbessern und zu verschönern übrig. Sie klügelten dieses heraus, sie überlegten, was man dort und da noch anbringen könnte, gingen einander mit Rath und That an die Hand, daß sich der Raum immer mehr und mehr und reiner ordnete und die Eintretenden mit klarer Wohnlichkeit und einfacher Schönheit empfing.

Ueber Jahresfrist gebar sie ihm einen Sohn und

hassen müssen. Wie glücklich ist es gekommen, daß es die Liebe ward!

Brigitta sagte Nichts, sie hielt ihn an der Hand und ließ die glänzenden Augen in sanfter Ruhe durch das Zimmer blicken.

Dann befahlen sie, daß die Reste des Festes weggeräumt würden, daß die Menge der überflüssigen Lichter ausgethan und die Festgemücher eine gewöhnliche Wohnung würden. Dies geschah, die Diener begaben sich in ihre Zimmer, und auf die neue Wohnung und auf die neue Familie, die aus Zweien bestand und erst einige Stunden alt war, senkte sich die erste Nacht hernieder.

Von nun an lebten sie in ihrer Wohnung fort. So wie sie, da sie sich kennen gelernt hatten, nur in Gesellschaften zusammen getroffen waren, und so wie sie im Brautstande nur immer öffentlich erschienen waren: so blieben sie nun immer zu Hause. Sie dachten nicht, daß etwas Aeußerliches zu ihrem Glücke erforderlich sei. Obgleich die Wohnung im Allgemeinen mit Allem versehen war, was ihr nur immer noth that, so blieb doch im Einzelnen noch so Vieles zu verbessern und zu verschönern übrig. Sie klügelten dieses heraus, sie überlegten, was man dort und da noch anbringen könnte, gingen einander mit Rath und That an die Hand, daß sich der Raum immer mehr und mehr und reiner ordnete und die Eintretenden mit klarer Wohnlichkeit und einfacher Schönheit empfing.

Ueber Jahresfrist gebar sie ihm einen Sohn und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="3">
        <p><pb facs="#f0069"/>
hassen müssen. Wie glücklich ist es                gekommen, daß es die Liebe ward!</p><lb/>
        <p>Brigitta sagte Nichts, sie hielt ihn an der Hand und ließ die glänzenden Augen in                sanfter Ruhe durch das Zimmer blicken.</p><lb/>
        <p>Dann befahlen sie, daß die Reste des Festes weggeräumt würden, daß die Menge der                überflüssigen Lichter ausgethan und die Festgemücher eine gewöhnliche Wohnung würden.                Dies geschah, die Diener begaben sich in ihre Zimmer, und auf die neue Wohnung und                auf die neue Familie, die aus Zweien bestand und erst einige Stunden alt war, senkte                sich die erste Nacht hernieder.</p><lb/>
        <p>Von nun an lebten sie in ihrer Wohnung fort. So wie sie, da sie sich kennen gelernt                hatten, nur in Gesellschaften zusammen getroffen waren, und so wie sie im Brautstande                nur immer öffentlich erschienen waren: so blieben sie nun immer zu Hause. Sie dachten                nicht, daß etwas Aeußerliches zu ihrem Glücke erforderlich sei. Obgleich die Wohnung                im Allgemeinen mit Allem versehen war, was ihr nur immer noth that, so blieb doch im                Einzelnen noch so Vieles zu verbessern und zu verschönern übrig. Sie klügelten dieses                heraus, sie überlegten, was man dort und da noch anbringen könnte, gingen einander                mit Rath und That an die Hand, daß sich der Raum immer mehr und mehr und reiner                ordnete und die Eintretenden mit klarer Wohnlichkeit und einfacher Schönheit                empfing.</p><lb/>
        <p>Ueber Jahresfrist gebar sie ihm einen Sohn und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0069] hassen müssen. Wie glücklich ist es gekommen, daß es die Liebe ward! Brigitta sagte Nichts, sie hielt ihn an der Hand und ließ die glänzenden Augen in sanfter Ruhe durch das Zimmer blicken. Dann befahlen sie, daß die Reste des Festes weggeräumt würden, daß die Menge der überflüssigen Lichter ausgethan und die Festgemücher eine gewöhnliche Wohnung würden. Dies geschah, die Diener begaben sich in ihre Zimmer, und auf die neue Wohnung und auf die neue Familie, die aus Zweien bestand und erst einige Stunden alt war, senkte sich die erste Nacht hernieder. Von nun an lebten sie in ihrer Wohnung fort. So wie sie, da sie sich kennen gelernt hatten, nur in Gesellschaften zusammen getroffen waren, und so wie sie im Brautstande nur immer öffentlich erschienen waren: so blieben sie nun immer zu Hause. Sie dachten nicht, daß etwas Aeußerliches zu ihrem Glücke erforderlich sei. Obgleich die Wohnung im Allgemeinen mit Allem versehen war, was ihr nur immer noth that, so blieb doch im Einzelnen noch so Vieles zu verbessern und zu verschönern übrig. Sie klügelten dieses heraus, sie überlegten, was man dort und da noch anbringen könnte, gingen einander mit Rath und That an die Hand, daß sich der Raum immer mehr und mehr und reiner ordnete und die Eintretenden mit klarer Wohnlichkeit und einfacher Schönheit empfing. Ueber Jahresfrist gebar sie ihm einen Sohn und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:12:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:12:00Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_brigitta_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_brigitta_1910/69
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Brigitta. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–301. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_brigitta_1910/69>, abgerufen am 29.04.2024.