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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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übel sei oder nicht. Ich war von meinen Wanderun¬
gen her an jedes Wetter gewohnt, um so mehr konnte
mir dasselbe gleichgültig sein, wenn ich in einem
vollkommen geschüzten Wagen saß, und auf einer
wohlgebauten Hauptstraße dahin rollte.

Am dritten Tage Mittags nach meiner Abreise
von dem Rosenhause traf ich bei den Meinigen ein.
Die zweite Ankunft in diesem Jahre.

Sie hatten aus meinem Briefe die Verspätung
meiner Ankunft entnommen, den Grund vollständig
gebilligt, und wären, wie ich ganz richtig vorausge¬
sehen hatte, unwillig auf mich geworden, wenn ich
anders gehandelt hätte. Ich erzählte nun alles, was
sich nach meiner schnellen Abreise von Hause begeben
hatte. Da bei meiner ersten Ankunft gleich die eine
Ursache zur Wiederabreise vorgekommen war, so
konnte ich auch jezt erst nach und nach erzählen, was
sich im vergangenen Sommer mit mir zugetragen habe.
Der Vater kam sehr häufig auf die Zeichnungen zu¬
rück, die ihm mein Gastfreund gesendet hatte, und
aus seinen Reden war zu entnehmen, wie sehr er die
Geschicklichkeit des Mannes anerkannte, der die Zeich¬
nungen gemacht hatte, und wie hoch in seiner Ach¬
tung der stehe, auf dessen Veranlassung sie entstanden

übel ſei oder nicht. Ich war von meinen Wanderun¬
gen her an jedes Wetter gewohnt, um ſo mehr konnte
mir dasſelbe gleichgültig ſein, wenn ich in einem
vollkommen geſchüzten Wagen ſaß, und auf einer
wohlgebauten Hauptſtraße dahin rollte.

Am dritten Tage Mittags nach meiner Abreiſe
von dem Roſenhauſe traf ich bei den Meinigen ein.
Die zweite Ankunft in dieſem Jahre.

Sie hatten aus meinem Briefe die Verſpätung
meiner Ankunft entnommen, den Grund vollſtändig
gebilligt, und wären, wie ich ganz richtig vorausge¬
ſehen hatte, unwillig auf mich geworden, wenn ich
anders gehandelt hätte. Ich erzählte nun alles, was
ſich nach meiner ſchnellen Abreiſe von Hauſe begeben
hatte. Da bei meiner erſten Ankunft gleich die eine
Urſache zur Wiederabreiſe vorgekommen war, ſo
konnte ich auch jezt erſt nach und nach erzählen, was
ſich im vergangenen Sommer mit mir zugetragen habe.
Der Vater kam ſehr häufig auf die Zeichnungen zu¬
rück, die ihm mein Gaſtfreund geſendet hatte, und
aus ſeinen Reden war zu entnehmen, wie ſehr er die
Geſchicklichkeit des Mannes anerkannte, der die Zeich¬
nungen gemacht hatte, und wie hoch in ſeiner Ach¬
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[228/0242] übel ſei oder nicht. Ich war von meinen Wanderun¬ gen her an jedes Wetter gewohnt, um ſo mehr konnte mir dasſelbe gleichgültig ſein, wenn ich in einem vollkommen geſchüzten Wagen ſaß, und auf einer wohlgebauten Hauptſtraße dahin rollte. Am dritten Tage Mittags nach meiner Abreiſe von dem Roſenhauſe traf ich bei den Meinigen ein. Die zweite Ankunft in dieſem Jahre. Sie hatten aus meinem Briefe die Verſpätung meiner Ankunft entnommen, den Grund vollſtändig gebilligt, und wären, wie ich ganz richtig vorausge¬ ſehen hatte, unwillig auf mich geworden, wenn ich anders gehandelt hätte. Ich erzählte nun alles, was ſich nach meiner ſchnellen Abreiſe von Hauſe begeben hatte. Da bei meiner erſten Ankunft gleich die eine Urſache zur Wiederabreiſe vorgekommen war, ſo konnte ich auch jezt erſt nach und nach erzählen, was ſich im vergangenen Sommer mit mir zugetragen habe. Der Vater kam ſehr häufig auf die Zeichnungen zu¬ rück, die ihm mein Gaſtfreund geſendet hatte, und aus ſeinen Reden war zu entnehmen, wie ſehr er die Geſchicklichkeit des Mannes anerkannte, der die Zeich¬ nungen gemacht hatte, und wie hoch in ſeiner Ach¬ tung der ſtehe, auf deſſen Veranlaſſung ſie entſtanden

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/242>, abgerufen am 03.05.2024.