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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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daß ich meine Gedanken etwas ordne -- und daß ich
auch noch andere Dinge ordne, die noth thun.""

"Die Thränen waren mir wieder in die Augen
getreten."

""Sammelt euch, lieber Gustav,"" sagte sie, ""und
thut, was ihr für gut haltet, sprecht mit Mathilden
oder sprecht auch nicht, ich schreibe euch nichts vor.
Es wird eine Zeit kommen, in der ihr einsehen wer¬
det, daß ich euch nicht so unrecht thue, als ihr jezt
vielleicht glauben mögt.""

"Ich küßte ihr die Hand, die sie mir gütig gab,
und verließ das Zimmer."

"Am andern Tage bath ich Mathilden, mit mir
einen Gang in den Garten zu machen. Wir gingen
durch den ersten Theil desselben, und wir gingen
durch den Weinlaubengang bis zu dem Gartenhause,
an dem die Rosen blühten. Während wir so wandel¬
ten, sprachen wir fast kein Wort, außer daß wir sag¬
ten, wie uns hie und da eine Blume gefalle, wie das
Weinlaub schön sei, und wie der Tag sich so ausge¬
heitert habe. Wir waren zu gespannt auf das, was
da kommen werde, Mathilde auf das, was ich ihr
mitzutheilen habe, und ich auf das, wie sie die Mit¬
theilung aufnehmen werde. In der Nähe des Gar¬

daß ich meine Gedanken etwas ordne — und daß ich
auch noch andere Dinge ordne, die noth thun.““

„Die Thränen waren mir wieder in die Augen
getreten.“

„„Sammelt euch, lieber Guſtav,““ ſagte ſie, „„und
thut, was ihr für gut haltet, ſprecht mit Mathilden
oder ſprecht auch nicht, ich ſchreibe euch nichts vor.
Es wird eine Zeit kommen, in der ihr einſehen wer¬
det, daß ich euch nicht ſo unrecht thue, als ihr jezt
vielleicht glauben mögt.““

„Ich küßte ihr die Hand, die ſie mir gütig gab,
und verließ das Zimmer.“

„Am andern Tage bath ich Mathilden, mit mir
einen Gang in den Garten zu machen. Wir gingen
durch den erſten Theil deſſelben, und wir gingen
durch den Weinlaubengang bis zu dem Gartenhauſe,
an dem die Roſen blühten. Während wir ſo wandel¬
ten, ſprachen wir faſt kein Wort, außer daß wir ſag¬
ten, wie uns hie und da eine Blume gefalle, wie das
Weinlaub ſchön ſei, und wie der Tag ſich ſo ausge¬
heitert habe. Wir waren zu geſpannt auf das, was
da kommen werde, Mathilde auf das, was ich ihr
mitzutheilen habe, und ich auf das, wie ſie die Mit¬
theilung aufnehmen werde. In der Nähe des Gar¬

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[317/0331] daß ich meine Gedanken etwas ordne — und daß ich auch noch andere Dinge ordne, die noth thun.““ „Die Thränen waren mir wieder in die Augen getreten.“ „„Sammelt euch, lieber Guſtav,““ ſagte ſie, „„und thut, was ihr für gut haltet, ſprecht mit Mathilden oder ſprecht auch nicht, ich ſchreibe euch nichts vor. Es wird eine Zeit kommen, in der ihr einſehen wer¬ det, daß ich euch nicht ſo unrecht thue, als ihr jezt vielleicht glauben mögt.““ „Ich küßte ihr die Hand, die ſie mir gütig gab, und verließ das Zimmer.“ „Am andern Tage bath ich Mathilden, mit mir einen Gang in den Garten zu machen. Wir gingen durch den erſten Theil deſſelben, und wir gingen durch den Weinlaubengang bis zu dem Gartenhauſe, an dem die Roſen blühten. Während wir ſo wandel¬ ten, ſprachen wir faſt kein Wort, außer daß wir ſag¬ ten, wie uns hie und da eine Blume gefalle, wie das Weinlaub ſchön ſei, und wie der Tag ſich ſo ausge¬ heitert habe. Wir waren zu geſpannt auf das, was da kommen werde, Mathilde auf das, was ich ihr mitzutheilen habe, und ich auf das, wie ſie die Mit¬ theilung aufnehmen werde. In der Nähe des Gar¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/331>, abgerufen am 29.04.2024.