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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Harzgeruch verbreitet, wie er ist, wenn Nadelholz
gesägt oder gespalten wird. Die Schlossen lagen mit
der Tannenstreu untermischt und von ihr bedekt, und
hauchten eine unsägliche Kälte unter den Stämmen
aus, welche im Freien draußen nicht so empfunden
worden war. Der Vater und die Knechte mußten den
Weg suchen, weil er mit Streu bedekt, und nicht zu
sehen war.

Aus dem Walde kam man wieder in das Freie,
und ging bis zu den Felsen nieder, von denen aus
man das Haus und die Felder sehen konnte.

Der Garten war verschwunden, nur einzelne
Stämme mit verstümmelten Armen standen empor.
Das Grün war dahin, und die Felder jenseits des
Gartens sahen aus, als wären sie schlecht geeggt
worden.

Der Vater ging mit den Kindern in der Sand¬
lehne nieder.

Da sahen sie, daß alle Fenster der Glashäuser
zerstört waren, und daß im Innern an der Stelle,
wo die Blumen in Töpfen und Kübeln gestanden
waren, weiße Haufen von Schlossen lagen. Die
Fenster des Hauses, welche gegen Abend schauten,
waren zertrümmert, die Ziegeldächer und die Schin¬
deldächer waren zerschlagen, daß sie theils wie ein

Harzgeruch verbreitet, wie er iſt, wenn Nadelholz
geſägt oder geſpalten wird. Die Schloſſen lagen mit
der Tannenſtreu untermiſcht und von ihr bedekt, und
hauchten eine unſägliche Kälte unter den Stämmen
aus, welche im Freien draußen nicht ſo empfunden
worden war. Der Vater und die Knechte mußten den
Weg ſuchen, weil er mit Streu bedekt, und nicht zu
ſehen war.

Aus dem Walde kam man wieder in das Freie,
und ging bis zu den Felſen nieder, von denen aus
man das Haus und die Felder ſehen konnte.

Der Garten war verſchwunden, nur einzelne
Stämme mit verſtümmelten Armen ſtanden empor.
Das Grün war dahin, und die Felder jenſeits des
Gartens ſahen aus, als wären ſie ſchlecht geeggt
worden.

Der Vater ging mit den Kindern in der Sand¬
lehne nieder.

Da ſahen ſie, daß alle Fenſter der Glashäuſer
zerſtört waren, und daß im Innern an der Stelle,
wo die Blumen in Töpfen und Kübeln geſtanden
waren, weiße Haufen von Schloſſen lagen. Die
Fenſter des Hauſes, welche gegen Abend ſchauten,
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[139/0150] Harzgeruch verbreitet, wie er iſt, wenn Nadelholz geſägt oder geſpalten wird. Die Schloſſen lagen mit der Tannenſtreu untermiſcht und von ihr bedekt, und hauchten eine unſägliche Kälte unter den Stämmen aus, welche im Freien draußen nicht ſo empfunden worden war. Der Vater und die Knechte mußten den Weg ſuchen, weil er mit Streu bedekt, und nicht zu ſehen war. Aus dem Walde kam man wieder in das Freie, und ging bis zu den Felſen nieder, von denen aus man das Haus und die Felder ſehen konnte. Der Garten war verſchwunden, nur einzelne Stämme mit verſtümmelten Armen ſtanden empor. Das Grün war dahin, und die Felder jenſeits des Gartens ſahen aus, als wären ſie ſchlecht geeggt worden. Der Vater ging mit den Kindern in der Sand¬ lehne nieder. Da ſahen ſie, daß alle Fenſter der Glashäuſer zerſtört waren, und daß im Innern an der Stelle, wo die Blumen in Töpfen und Kübeln geſtanden waren, weiße Haufen von Schloſſen lagen. Die Fenſter des Hauſes, welche gegen Abend ſchauten, waren zertrümmert, die Ziegeldächer und die Schin¬ deldächer waren zerſchlagen, daß ſie theils wie ein

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/150>, abgerufen am 02.05.2024.