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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Eis sichtbar war, es lagen Hügel da, die wie zusam¬
mengeschobener Schaum aussahen, an deren Seiten
es aber matt nach einwärts flimmerte und glänzte,
als wären Balken und Stangen von Edelsteinen durch
einander geworfen worden, es lagen ferner gerundete
Kugeln da, die ganz mit Schnee umhüllt waren, es
standen Platten und andere Körper auch schief oder
gerade aufwärts so hoch wie der Kirchthurm in Gschaid
oder wie Häuser. In einigen waren Höhlen einge¬
fressen, durch die man mit einem Arme durchfahren
konnte, mit einem Kopfe, mit einem Körper, mit
einem ganzen großen Wagen voll Heu. Alle diese
Stüke waren zusammen oder empor gedrängt, und
starrten, so daß sie oft Dächer bildeten, oder Über¬
hänge, über deren Ränder sich der Schnee herüber
legte, und herab grif wie lange weiße Tazen. Selbst
ein großer schrekhaft schwarzer Stein, wie ein
Haus, lag unter dem Eise, und war empor gestellt,
daß er auf der Spize stand, daß kein Schnee an seinen
Seiten liegen bleiben konnte. Und nicht dieser Stein
allein -- noch mehrere und größere staken in dem Eise,
die man erst später sah, und die wie eine Trüm¬
mermauer an ihm hingingen.

"Da muß recht viel Wasser gewesen sein, weil so
viel Eis ist," sagte Sanna.

Eis ſichtbar war, es lagen Hügel da, die wie zuſam¬
mengeſchobener Schaum ausſahen, an deren Seiten
es aber matt nach einwärts flimmerte und glänzte,
als wären Balken und Stangen von Edelſteinen durch
einander geworfen worden, es lagen ferner gerundete
Kugeln da, die ganz mit Schnee umhüllt waren, es
ſtanden Platten und andere Körper auch ſchief oder
gerade aufwärts ſo hoch wie der Kirchthurm in Gſchaid
oder wie Häuſer. In einigen waren Höhlen einge¬
freſſen, durch die man mit einem Arme durchfahren
konnte, mit einem Kopfe, mit einem Körper, mit
einem ganzen großen Wagen voll Heu. Alle dieſe
Stüke waren zuſammen oder empor gedrängt, und
ſtarrten, ſo daß ſie oft Dächer bildeten, oder Über¬
hänge, über deren Ränder ſich der Schnee herüber
legte, und herab grif wie lange weiße Tazen. Selbſt
ein großer ſchrekhaft ſchwarzer Stein, wie ein
Haus, lag unter dem Eiſe, und war empor geſtellt,
daß er auf der Spize ſtand, daß kein Schnee an ſeinen
Seiten liegen bleiben konnte. Und nicht dieſer Stein
allein — noch mehrere und größere ſtaken in dem Eiſe,
die man erſt ſpäter ſah, und die wie eine Trüm¬
mermauer an ihm hingingen.

„Da muß recht viel Waſſer geweſen ſein, weil ſo
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[57/0068] Eis ſichtbar war, es lagen Hügel da, die wie zuſam¬ mengeſchobener Schaum ausſahen, an deren Seiten es aber matt nach einwärts flimmerte und glänzte, als wären Balken und Stangen von Edelſteinen durch einander geworfen worden, es lagen ferner gerundete Kugeln da, die ganz mit Schnee umhüllt waren, es ſtanden Platten und andere Körper auch ſchief oder gerade aufwärts ſo hoch wie der Kirchthurm in Gſchaid oder wie Häuſer. In einigen waren Höhlen einge¬ freſſen, durch die man mit einem Arme durchfahren konnte, mit einem Kopfe, mit einem Körper, mit einem ganzen großen Wagen voll Heu. Alle dieſe Stüke waren zuſammen oder empor gedrängt, und ſtarrten, ſo daß ſie oft Dächer bildeten, oder Über¬ hänge, über deren Ränder ſich der Schnee herüber legte, und herab grif wie lange weiße Tazen. Selbſt ein großer ſchrekhaft ſchwarzer Stein, wie ein Haus, lag unter dem Eiſe, und war empor geſtellt, daß er auf der Spize ſtand, daß kein Schnee an ſeinen Seiten liegen bleiben konnte. Und nicht dieſer Stein allein — noch mehrere und größere ſtaken in dem Eiſe, die man erſt ſpäter ſah, und die wie eine Trüm¬ mermauer an ihm hingingen. „Da muß recht viel Waſſer geweſen ſein, weil ſo viel Eis iſt,“ ſagte Sanna.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/68>, abgerufen am 30.04.2024.