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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Die Pflichten und Rechte dieses Postens sind
so ausgedehnt als wichtig. Ein Vorsteher muß
genaue Kenntniß von den Einwohnern seines
Stadttheils haben, über welche ihm eine Art
von väterlichrichterlicher Gewalt vertraut ist;
er ist der Sittenaufseher seines Stadttheils;
sein Haus darf weder bey Tage noch bey Nacht
verschlossen werden, sondern soll ein beständiger
Zufluchtsort' für jeden Gefahr- und Nothlei-
denden seyn; er selbst darf sich nicht auf zwey
Stunden aus der Stadt entfernen, ohne seinen
Dienst einem andern zu übertragen. Das Po-
lizeykommando und die Wachtposten des Stadt-
theils stehen unter seinem Befehl, und er wird,
in Geschäften seines Dienstes, von zwey Ser-
geanten begleitet. Ueber ein widerrechtliches
Verfahren des Vorstehers kann man sich beym
Polizeyamt beschweren *).

Jeder Stadttheil ist wieder in drey bis
fünf Quartiere abgetheilt, deren in der Re-
sidenz in allem zwey und vierzig sind. Jedes
derselben hat einen Quartieraufseher,
dem ein Quartierlieutenant untergeord-

*) Polizeyordnung. 85 bis 131.

Die Pflichten und Rechte dieſes Poſtens ſind
ſo ausgedehnt als wichtig. Ein Vorſteher muß
genaue Kenntniß von den Einwohnern ſeines
Stadttheils haben, uͤber welche ihm eine Art
von vaͤterlichrichterlicher Gewalt vertraut iſt;
er iſt der Sittenaufſeher ſeines Stadttheils;
ſein Haus darf weder bey Tage noch bey Nacht
verſchloſſen werden, ſondern ſoll ein beſtaͤndiger
Zufluchtsort’ fuͤr jeden Gefahr- und Nothlei-
denden ſeyn; er ſelbſt darf ſich nicht auf zwey
Stunden aus der Stadt entfernen, ohne ſeinen
Dienſt einem andern zu uͤbertragen. Das Po-
lizeykommando und die Wachtpoſten des Stadt-
theils ſtehen unter ſeinem Befehl, und er wird,
in Geſchaͤften ſeines Dienſtes, von zwey Ser-
geanten begleitet. Ueber ein widerrechtliches
Verfahren des Vorſtehers kann man ſich beym
Polizeyamt beſchweren *).

Jeder Stadttheil iſt wieder in drey bis
fuͤnf Quartiere abgetheilt, deren in der Re-
ſidenz in allem zwey und vierzig ſind. Jedes
derſelben hat einen Quartieraufſeher,
dem ein Quartierlieutenant untergeord-

*) Polizeyordnung. 85 bis 131.
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[173/0207] Die Pflichten und Rechte dieſes Poſtens ſind ſo ausgedehnt als wichtig. Ein Vorſteher muß genaue Kenntniß von den Einwohnern ſeines Stadttheils haben, uͤber welche ihm eine Art von vaͤterlichrichterlicher Gewalt vertraut iſt; er iſt der Sittenaufſeher ſeines Stadttheils; ſein Haus darf weder bey Tage noch bey Nacht verſchloſſen werden, ſondern ſoll ein beſtaͤndiger Zufluchtsort’ fuͤr jeden Gefahr- und Nothlei- denden ſeyn; er ſelbſt darf ſich nicht auf zwey Stunden aus der Stadt entfernen, ohne ſeinen Dienſt einem andern zu uͤbertragen. Das Po- lizeykommando und die Wachtpoſten des Stadt- theils ſtehen unter ſeinem Befehl, und er wird, in Geſchaͤften ſeines Dienſtes, von zwey Ser- geanten begleitet. Ueber ein widerrechtliches Verfahren des Vorſtehers kann man ſich beym Polizeyamt beſchweren *). Jeder Stadttheil iſt wieder in drey bis fuͤnf Quartiere abgetheilt, deren in der Re- ſidenz in allem zwey und vierzig ſind. Jedes derſelben hat einen Quartieraufſeher, dem ein Quartierlieutenant untergeord- *) Polizeyordnung. 85 bis 131.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/207>, abgerufen am 28.04.2024.