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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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men aller ähnlichen Verirrungen des menschlichen
Verstandes heißen mögen, haben ihr Glück mit
einerley schlechtem Erfolg auf dieser Bühne ver-
sucht.

Mit gleicher Sorgfalt ist die Polizey be-
müht, die dunkeln Schlupfwinkel zu zerstören,
in welche die Begierde zum Gewinn arbeitscheue
Müßiggänger versammelt. Wenn die Grenzen
der bürgerlichen Freyheit der Polizey die Anwen-
dung der äußersten Mittel zur Vertilgung der
Spielwuth verwehren, so ist die Fortpflan-
zung und Ausbreitung dieses schrecklichen politi-
schen Uebels doch wenigstens erschwert und ge-
hindert. Nach der Polizeyordnung *) sind nur
solche Spiele erlaubt, die sich auf Stärke und
Gewandheit des Körpers oder auf erlaubten Zu-
fall und Geschicklichkeit gründen. Die nähere
Erklärung dieser Bestimmungen ist dem Gesetz
vorbehalten. Bey verbotnem Spiel soll das
Polizeyamt auf die Absicht der Spielenden se-
hen. Alle Klagen und Forderungen wegen
Spielschulden und deren Bezahlung sind für
nichtig erklärt. Daß hier, wie im ganzen

*) Polizeyordnung. 67.

men aller aͤhnlichen Verirrungen des menſchlichen
Verſtandes heißen moͤgen, haben ihr Gluͤck mit
einerley ſchlechtem Erfolg auf dieſer Buͤhne ver-
ſucht.

Mit gleicher Sorgfalt iſt die Polizey be-
muͤht, die dunkeln Schlupfwinkel zu zerſtoͤren,
in welche die Begierde zum Gewinn arbeitſcheue
Muͤßiggaͤnger verſammelt. Wenn die Grenzen
der buͤrgerlichen Freyheit der Polizey die Anwen-
dung der aͤußerſten Mittel zur Vertilgung der
Spielwuth verwehren, ſo iſt die Fortpflan-
zung und Ausbreitung dieſes ſchrecklichen politi-
ſchen Uebels doch wenigſtens erſchwert und ge-
hindert. Nach der Polizeyordnung *) ſind nur
ſolche Spiele erlaubt, die ſich auf Staͤrke und
Gewandheit des Koͤrpers oder auf erlaubten Zu-
fall und Geſchicklichkeit gruͤnden. Die naͤhere
Erklaͤrung dieſer Beſtimmungen iſt dem Geſetz
vorbehalten. Bey verbotnem Spiel ſoll das
Polizeyamt auf die Abſicht der Spielenden ſe-
hen. Alle Klagen und Forderungen wegen
Spielſchulden und deren Bezahlung ſind fuͤr
nichtig erklaͤrt. Daß hier, wie im ganzen

*) Polizeyordnung. 67.
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[184/0218] men aller aͤhnlichen Verirrungen des menſchlichen Verſtandes heißen moͤgen, haben ihr Gluͤck mit einerley ſchlechtem Erfolg auf dieſer Buͤhne ver- ſucht. Mit gleicher Sorgfalt iſt die Polizey be- muͤht, die dunkeln Schlupfwinkel zu zerſtoͤren, in welche die Begierde zum Gewinn arbeitſcheue Muͤßiggaͤnger verſammelt. Wenn die Grenzen der buͤrgerlichen Freyheit der Polizey die Anwen- dung der aͤußerſten Mittel zur Vertilgung der Spielwuth verwehren, ſo iſt die Fortpflan- zung und Ausbreitung dieſes ſchrecklichen politi- ſchen Uebels doch wenigſtens erſchwert und ge- hindert. Nach der Polizeyordnung *) ſind nur ſolche Spiele erlaubt, die ſich auf Staͤrke und Gewandheit des Koͤrpers oder auf erlaubten Zu- fall und Geſchicklichkeit gruͤnden. Die naͤhere Erklaͤrung dieſer Beſtimmungen iſt dem Geſetz vorbehalten. Bey verbotnem Spiel ſoll das Polizeyamt auf die Abſicht der Spielenden ſe- hen. Alle Klagen und Forderungen wegen Spielſchulden und deren Bezahlung ſind fuͤr nichtig erklaͤrt. Daß hier, wie im ganzen *) Polizeyordnung. 67.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/218>, abgerufen am 28.04.2024.