del geschlossen und die Waare ausgeliefert. Tuch und Büchse waren die nämlichen; indes- sen, Vorsicht schadet nicht; die Dame öffnet die Büchse und findet den gekauften Thee. Sie schließt ihn ein, zur großen Belustigung des Verkäufers, der unterdessen über ihre ängst- liche Behutsamkeit gelacht und sie gefragt hatte, woher sie denn eine so gar üble Meynung von seiner Ehrlichkeit habe. Das Geld wird be- zahlt, der Rasnoschtschik entfernt sich -- und Tags darauf findet man die Büchse voll Sand und Graus, die Oberfläche ausgenommen, die freylich mit Thee bedeckt war.
Dinge dieser Art sind übrigens in allen großen Städten zu Hause, wo die starke Be- völkerung jede Entdeckung schwieriger macht, und der Abstand und die Verschiedenheit der Glücksumstände die Leidenschaften weckt und den menschlichen Geist zur Industrie aller Art reizt. Die höchste Kultur und Verfeinerung so wie die höchste Sittenlosigkeit und Verderb- niß, muß man nur in Stadten vom ersten Range suchen. Die Mittel gegen diese Uebel sind nicht in den Händen der Polizey; keine menschliche Erfindung wird eine Wirkung ver-
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del geſchloſſen und die Waare ausgeliefert. Tuch und Buͤchſe waren die naͤmlichen; indeſ- ſen, Vorſicht ſchadet nicht; die Dame oͤffnet die Buͤchſe und findet den gekauften Thee. Sie ſchließt ihn ein, zur großen Beluſtigung des Verkaͤufers, der unterdeſſen uͤber ihre aͤngſt- liche Behutſamkeit gelacht und ſie gefragt hatte, woher ſie denn eine ſo gar uͤble Meynung von ſeiner Ehrlichkeit habe. Das Geld wird be- zahlt, der Rasnoſchtſchik entfernt ſich — und Tags darauf findet man die Buͤchſe voll Sand und Graus, die Oberflaͤche ausgenommen, die freylich mit Thee bedeckt war.
Dinge dieſer Art ſind uͤbrigens in allen großen Staͤdten zu Hauſe, wo die ſtarke Be- voͤlkerung jede Entdeckung ſchwieriger macht, und der Abſtand und die Verſchiedenheit der Gluͤcksumſtaͤnde die Leidenſchaften weckt und den menſchlichen Geiſt zur Induſtrie aller Art reizt. Die hoͤchſte Kultur und Verfeinerung ſo wie die hoͤchſte Sittenloſigkeit und Verderb- niß, muß man nur in Stadten vom erſten Range ſuchen. Die Mittel gegen dieſe Uebel ſind nicht in den Haͤnden der Polizey; keine menſchliche Erfindung wird eine Wirkung ver-
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del geſchloſſen und die Waare ausgeliefert.
Tuch und Buͤchſe waren die naͤmlichen; indeſ-
ſen, Vorſicht ſchadet nicht; die Dame oͤffnet
die Buͤchſe und findet den gekauften Thee.
Sie ſchließt ihn ein, zur großen Beluſtigung
des Verkaͤufers, der unterdeſſen uͤber ihre aͤngſt-
liche Behutſamkeit gelacht und ſie gefragt hatte,
woher ſie denn eine ſo gar uͤble Meynung von
ſeiner Ehrlichkeit habe. Das Geld wird be-
zahlt, der Rasnoſchtſchik entfernt ſich — und
Tags darauf findet man die Buͤchſe voll Sand
und Graus, die Oberflaͤche ausgenommen, die
freylich mit Thee bedeckt war.
Dinge dieſer Art ſind uͤbrigens in allen
großen Staͤdten zu Hauſe, wo die ſtarke Be-
voͤlkerung jede Entdeckung ſchwieriger macht,
und der Abſtand und die Verſchiedenheit der
Gluͤcksumſtaͤnde die Leidenſchaften weckt und
den menſchlichen Geiſt zur Induſtrie aller Art
reizt. Die hoͤchſte Kultur und Verfeinerung
ſo wie die hoͤchſte Sittenloſigkeit und Verderb-
niß, muß man nur in Stadten vom erſten
Range ſuchen. Die Mittel gegen dieſe Uebel
ſind nicht in den Haͤnden der Polizey; keine
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/235>, abgerufen am 27.04.2024.
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