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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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zen herausgehobene Züge werden zur Karakte-
ristik dieses Theils der hiesigen Polizeyverfas-
sung hinlänglich seyn.

St. Petersburg ist wegen seiner Lage an
der Mündung eines großen schiffbaren Stro-
mes sehr oft Ueberschwemmungen aus-
gesetzt. Bey anhaltendem Westwinde steigt das
Wasser bis und über zehn Fuß über die Mit-
telhöhe desselben. Mit fünf Fuß überschwemmt
es nur die westlichsten Gegenden der Stadt,
an den Stellen, wo die Newa kein Bollwerk
hat; aber bey einer Wasserhöhe von zehn Fuß
bleibt nur der östlichste Theil von einer allge-
meinen Ueberschwemmung verschont. Im Jahr
1777 am 10. September, Vormittags 10 Uhr
war das Wasser bis auf 10 Fuß 7 Zoll über
seinen Mittelstand gestiegen, und ob es gleich
zwey Stunden nachher schon wieder in seinen
Ufern war, so hatte diese kurze Ueberschwem-
mung doch außerordentliche Wirkungen. Ein
lübeckisches Schiff ward in den Wald von
Wassili Ostrow getrieben, viele hölzerne Häuser
waren verschoben und mehrere Menschen hat-
ten während der Dunkelheit der Nacht ihr
Leben verloren.


zen herausgehobene Zuͤge werden zur Karakte-
riſtik dieſes Theils der hieſigen Polizeyverfaſ-
ſung hinlaͤnglich ſeyn.

St. Petersburg iſt wegen ſeiner Lage an
der Muͤndung eines großen ſchiffbaren Stro-
mes ſehr oft Ueberſchwemmungen aus-
geſetzt. Bey anhaltendem Weſtwinde ſteigt das
Waſſer bis und uͤber zehn Fuß uͤber die Mit-
telhoͤhe deſſelben. Mit fuͤnf Fuß uͤberſchwemmt
es nur die weſtlichſten Gegenden der Stadt,
an den Stellen, wo die Newa kein Bollwerk
hat; aber bey einer Waſſerhoͤhe von zehn Fuß
bleibt nur der oͤſtlichſte Theil von einer allge-
meinen Ueberſchwemmung verſchont. Im Jahr
1777 am 10. September, Vormittags 10 Uhr
war das Waſſer bis auf 10 Fuß 7 Zoll uͤber
ſeinen Mittelſtand geſtiegen, und ob es gleich
zwey Stunden nachher ſchon wieder in ſeinen
Ufern war, ſo hatte dieſe kurze Ueberſchwem-
mung doch außerordentliche Wirkungen. Ein
luͤbeckiſches Schiff ward in den Wald von
Waſſili Oſtrow getrieben, viele hoͤlzerne Haͤuſer
waren verſchoben und mehrere Menſchen hat-
ten waͤhrend der Dunkelheit der Nacht ihr
Leben verloren.


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[203/0237] zen herausgehobene Zuͤge werden zur Karakte- riſtik dieſes Theils der hieſigen Polizeyverfaſ- ſung hinlaͤnglich ſeyn. St. Petersburg iſt wegen ſeiner Lage an der Muͤndung eines großen ſchiffbaren Stro- mes ſehr oft Ueberſchwemmungen aus- geſetzt. Bey anhaltendem Weſtwinde ſteigt das Waſſer bis und uͤber zehn Fuß uͤber die Mit- telhoͤhe deſſelben. Mit fuͤnf Fuß uͤberſchwemmt es nur die weſtlichſten Gegenden der Stadt, an den Stellen, wo die Newa kein Bollwerk hat; aber bey einer Waſſerhoͤhe von zehn Fuß bleibt nur der oͤſtlichſte Theil von einer allge- meinen Ueberſchwemmung verſchont. Im Jahr 1777 am 10. September, Vormittags 10 Uhr war das Waſſer bis auf 10 Fuß 7 Zoll uͤber ſeinen Mittelſtand geſtiegen, und ob es gleich zwey Stunden nachher ſchon wieder in ſeinen Ufern war, ſo hatte dieſe kurze Ueberſchwem- mung doch außerordentliche Wirkungen. Ein luͤbeckiſches Schiff ward in den Wald von Waſſili Oſtrow getrieben, viele hoͤlzerne Haͤuſer waren verſchoben und mehrere Menſchen hat- ten waͤhrend der Dunkelheit der Nacht ihr Leben verloren.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/237>, abgerufen am 27.04.2024.