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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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hat nicht am wenigsten davon getrunken! Ihr schmuckes Lärvchen brannte ordentlich, und daß sie mit der linken Hand sich auf den Tisch stützte, wenn sie sich erhob und mit den Herren anstieß, das war auch nicht von ungefähr! Hätte die Mutter nicht mit ziemlich trockenem Munde dabei gesessen, sie wäre nach dem Schauspiel wohl, Gott weiß, wohin gekommen; denn der am vornehmsten aussah, der schien viel Gutes nicht mit ihr im Sinn zu haben!"

Als das lustige Mädchen mit ihrem Gespinnst zu Ende war, sagte ich nichts; denn mir war nicht eben wohl ums Herz, Nachbar; ich hörte nur, daß jetzt die ältere Schwester der jüngeren beistimmte: "Wir reden natürlich nicht davon," sagte sie, "aber ins Haus nehmen, das geht doch nicht!"

Und die Jüngere warf den Kopf zurück: "Ich danke - wenn der Herr Graf sie Abends vor unserer Hausthür erwartete, - da könnte am Ende ich noch in den Geruch einer Gräfin kommen!"

"Sie haben völlig recht, Mamsell Nettchen, und das wäre wenig passend," sagte ich und empfahl mich höflichst.

- - Daß ich beim Nachhausekommen mir unsere alte Tugendhafte auf mein Zimmer bat, und was der Inhalt unseres Gespräches gewesen, brauche

hat nicht am wenigsten davon getrunken! Ihr schmuckes Lärvchen brannte ordentlich, und daß sie mit der linken Hand sich auf den Tisch stützte, wenn sie sich erhob und mit den Herren anstieß, das war auch nicht von ungefähr! Hätte die Mutter nicht mit ziemlich trockenem Munde dabei gesessen, sie wäre nach dem Schauspiel wohl, Gott weiß, wohin gekommen; denn der am vornehmsten aussah, der schien viel Gutes nicht mit ihr im Sinn zu haben!“

Als das lustige Mädchen mit ihrem Gespinnst zu Ende war, sagte ich nichts; denn mir war nicht eben wohl ums Herz, Nachbar; ich hörte nur, daß jetzt die ältere Schwester der jüngeren beistimmte: „Wir reden natürlich nicht davon,“ sagte sie, „aber ins Haus nehmen, das geht doch nicht!“

Und die Jüngere warf den Kopf zurück: „Ich danke – wenn der Herr Graf sie Abends vor unserer Hausthür erwartete, – da könnte am Ende ich noch in den Geruch einer Gräfin kommen!“

„Sie haben völlig recht, Mamsell Nettchen, und das wäre wenig passend,“ sagte ich und empfahl mich höflichst.

– – Daß ich beim Nachhausekommen mir unsere alte Tugendhafte auf mein Zimmer bat, und was der Inhalt unseres Gespräches gewesen, brauche

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[56/0060] hat nicht am wenigsten davon getrunken! Ihr schmuckes Lärvchen brannte ordentlich, und daß sie mit der linken Hand sich auf den Tisch stützte, wenn sie sich erhob und mit den Herren anstieß, das war auch nicht von ungefähr! Hätte die Mutter nicht mit ziemlich trockenem Munde dabei gesessen, sie wäre nach dem Schauspiel wohl, Gott weiß, wohin gekommen; denn der am vornehmsten aussah, der schien viel Gutes nicht mit ihr im Sinn zu haben!“ Als das lustige Mädchen mit ihrem Gespinnst zu Ende war, sagte ich nichts; denn mir war nicht eben wohl ums Herz, Nachbar; ich hörte nur, daß jetzt die ältere Schwester der jüngeren beistimmte: „Wir reden natürlich nicht davon,“ sagte sie, „aber ins Haus nehmen, das geht doch nicht!“ Und die Jüngere warf den Kopf zurück: „Ich danke – wenn der Herr Graf sie Abends vor unserer Hausthür erwartete, – da könnte am Ende ich noch in den Geruch einer Gräfin kommen!“ „Sie haben völlig recht, Mamsell Nettchen, und das wäre wenig passend,“ sagte ich und empfahl mich höflichst. – – Daß ich beim Nachhausekommen mir unsere alte Tugendhafte auf mein Zimmer bat, und was der Inhalt unseres Gespräches gewesen, brauche

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Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/60>, abgerufen am 12.05.2024.