Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

daraus erwachsen würden, -- war sauber abge-
schrieben und nebst anliegenden Rissen und Zeich-
nungen aller Localitäten, jetzt und künftig, der
Schleusen und Siele und was noch sonst dazu
gehörte, in ein festes Convolut gepackt und mit dem
deichgräflichen Amtssiegel versehen worden.

"Da ist es, Elke," sagte der junge Deichgraf,
"nun gib ihm Deinen Segen!"

Elke legte ihre Hand in seine: "Wir wollen
fest zusammenhalten," sagte sie.

-- "Das wollen wir."


Dann wurde die Eingabe durch einen reitenden
Boten in die Stadt gesandt.

"Sie wollen bemerken, lieber Herr," unterbrach
der Schulmeister seine Erzählung, mich freundlich
mit seinen feinen Augen fixirend, "daß ich das
bisher Berichtete während meiner fast vierzig-
jährigen Wirksamkeit in diesem Kooge aus den
Ueberlieferungen verständiger Leute, oder aus Er-
zählungen der Enkel und Urenkel solcher zusammen-
gefunden habe; was ich, damit Sie dieses mit
dem endlichen Verlauf in Einklang zu bringen
vermögen, Ihnen jetzt vorzutragen habe, das war

daraus erwachſen würden, — war ſauber abge-
ſchrieben und nebſt anliegenden Riſſen und Zeich-
nungen aller Localitäten, jetzt und künftig, der
Schleuſen und Siele und was noch ſonſt dazu
gehörte, in ein feſtes Convolut gepackt und mit dem
deichgräflichen Amtsſiegel verſehen worden.

„Da iſt es, Elke,” ſagte der junge Deichgraf,
„nun gib ihm Deinen Segen!”

Elke legte ihre Hand in ſeine: „Wir wollen
feſt zuſammenhalten,” ſagte ſie.

— „Das wollen wir.”


Dann wurde die Eingabe durch einen reitenden
Boten in die Stadt geſandt.

„Sie wollen bemerken, lieber Herr,” unterbrach
der Schulmeiſter ſeine Erzählung, mich freundlich
mit ſeinen feinen Augen fixirend, „daß ich das
bisher Berichtete während meiner faſt vierzig-
jährigen Wirkſamkeit in dieſem Kooge aus den
Ueberlieferungen verſtändiger Leute, oder aus Er-
zählungen der Enkel und Urenkel ſolcher zuſammen-
gefunden habe; was ich, damit Sie dieſes mit
dem endlichen Verlauf in Einklang zu bringen
vermögen, Ihnen jetzt vorzutragen habe, das war

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0124" n="112"/>
daraus erwach&#x017F;en würden, &#x2014; war &#x017F;auber abge-<lb/>
&#x017F;chrieben und neb&#x017F;t anliegenden Ri&#x017F;&#x017F;en und Zeich-<lb/>
nungen aller Localitäten, jetzt und künftig, der<lb/>
Schleu&#x017F;en und Siele und was noch &#x017F;on&#x017F;t dazu<lb/>
gehörte, in ein fe&#x017F;tes Convolut gepackt und mit dem<lb/>
deichgräflichen Amts&#x017F;iegel ver&#x017F;ehen worden.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Da i&#x017F;t es, Elke,&#x201D; &#x017F;agte der junge Deichgraf,<lb/>
&#x201E;nun gib ihm Deinen Segen!&#x201D;</p><lb/>
        <p>Elke legte ihre Hand in &#x017F;eine: &#x201E;Wir wollen<lb/>
fe&#x017F;t zu&#x017F;ammenhalten,&#x201D; &#x017F;agte &#x017F;ie.</p><lb/>
        <p> &#x2014; &#x201E;Das wollen wir.&#x201D;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Dann wurde die Eingabe durch einen reitenden<lb/>
Boten in die Stadt ge&#x017F;andt.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie wollen bemerken, lieber Herr,&#x201D; unterbrach<lb/>
der Schulmei&#x017F;ter &#x017F;eine Erzählung, mich freundlich<lb/>
mit &#x017F;einen feinen Augen fixirend, &#x201E;daß ich das<lb/>
bisher Berichtete während meiner fa&#x017F;t vierzig-<lb/>
jährigen Wirk&#x017F;amkeit in die&#x017F;em Kooge aus den<lb/>
Ueberlieferungen ver&#x017F;tändiger Leute, oder aus Er-<lb/>
zählungen der Enkel und Urenkel &#x017F;olcher zu&#x017F;ammen-<lb/>
gefunden habe; was ich, damit Sie die&#x017F;es mit<lb/>
dem endlichen Verlauf in Einklang zu bringen<lb/>
vermögen, Ihnen jetzt vorzutragen habe, das war<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0124] daraus erwachſen würden, — war ſauber abge- ſchrieben und nebſt anliegenden Riſſen und Zeich- nungen aller Localitäten, jetzt und künftig, der Schleuſen und Siele und was noch ſonſt dazu gehörte, in ein feſtes Convolut gepackt und mit dem deichgräflichen Amtsſiegel verſehen worden. „Da iſt es, Elke,” ſagte der junge Deichgraf, „nun gib ihm Deinen Segen!” Elke legte ihre Hand in ſeine: „Wir wollen feſt zuſammenhalten,” ſagte ſie. — „Das wollen wir.” Dann wurde die Eingabe durch einen reitenden Boten in die Stadt geſandt. „Sie wollen bemerken, lieber Herr,” unterbrach der Schulmeiſter ſeine Erzählung, mich freundlich mit ſeinen feinen Augen fixirend, „daß ich das bisher Berichtete während meiner faſt vierzig- jährigen Wirkſamkeit in dieſem Kooge aus den Ueberlieferungen verſtändiger Leute, oder aus Er- zählungen der Enkel und Urenkel ſolcher zuſammen- gefunden habe; was ich, damit Sie dieſes mit dem endlichen Verlauf in Einklang zu bringen vermögen, Ihnen jetzt vorzutragen habe, das war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/124
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/124>, abgerufen am 29.04.2024.