Allein Graunt hat in denen Jahren nach dem 6ten die Sterblichkeit gar zu groß angenommen, wie aus dem folgenden genugsam erhellen wird. Es lassen sich dergleichen Dinge nicht durch Muth- maassungen treffen, man muß die Erfahrung zu Rathe ziehen, sonst geht es einem wie dem Hollän- der de Graaf. (§. 70.)
§. 80.
Der Herr Halley hat sich der Breßlauer Listen bey seiner Rechnung bedienet. [b] Er hat Breßlau zum Maaßstab und Regel erwählet, weil es eine Stadt, die nicht an der See sondern mit- ten im Lande liegt, weil allda nicht ein solcher Zu- sammenfluß von Leuten als in London, und arme Leute beym Leinen Handel ihr Brod finden, und endlich weil die Zahl der gebohrnen etwas grösser als der gestorbenen. Letzteres ist in denen 5 Jahren von 1687 bis 1691 hintereinander mahl so gewesen, sonst aber nicht. (§. 15. p. 55.) In selbigen hat der berühmte Doctor in der Gottesgelahrtheit Neumann monathlich eine Liste der gestorbenen ausgegeben, darinn er eines jeden Alter bemercket. Aus selbi- gen hat Herr Halley wahrgenommen, daß von de- nen 1238, so damahls die Mittel-Zahl der gebohr- nen war, 348 gestorben, ehe sie ein Jahr alt gewor- den. Das wären von tausend gebohrnen nur 281, allein es sind nach obigen Anmerckungen von Breß- lau, Wien und London weit mehr. Herr Halley hat ferner daraus wahrgenommen, daß in denen 5 Jahren zwischen 1 und 6 voll 193 gestorben. Wenn
nun
[b]Philosophical transactions Num. 196. p. 596. und in Lowthorp's abridgm. Vol. 3. p. 669.
Von Verhaͤltniß der Sterbenden
Allein Graunt hat in denen Jahren nach dem 6ten die Sterblichkeit gar zu groß angenommen, wie aus dem folgenden genugſam erhellen wird. Es laſſen ſich dergleichen Dinge nicht durch Muth- maaſſungen treffen, man muß die Erfahrung zu Rathe ziehen, ſonſt geht es einem wie dem Hollaͤn- der de Graaf. (§. 70.)
§. 80.
Der Herr Halley hat ſich der Breßlauer Liſten bey ſeiner Rechnung bedienet. [b] Er hat Breßlau zum Maaßſtab und Regel erwaͤhlet, weil es eine Stadt, die nicht an der See ſondern mit- ten im Lande liegt, weil allda nicht ein ſolcher Zu- ſammenfluß von Leuten als in London, und arme Leute beym Leinen Handel ihr Brod finden, und endlich weil die Zahl der gebohrnen etwas groͤſſer als der geſtorbenen. Letzteres iſt in denen 5 Jahren von 1687 bis 1691 hintereinander mahl ſo geweſen, ſonſt aber nicht. (§. 15. p. 55.) In ſelbigen hat der beruͤhmte Doctor in der Gottesgelahrtheit Neumann monathlich eine Liſte der geſtorbenen ausgegeben, darinn er eines jeden Alter bemercket. Aus ſelbi- gen hat Herr Halley wahrgenommen, daß von de- nen 1238, ſo damahls die Mittel-Zahl der gebohr- nen war, 348 geſtorben, ehe ſie ein Jahr alt gewor- den. Das waͤren von tauſend gebohrnen nur 281, allein es ſind nach obigen Anmerckungen von Breß- lau, Wien und London weit mehr. Herr Halley hat ferner daraus wahrgenommen, daß in denen 5 Jahren zwiſchen 1 und 6 voll 193 geſtorben. Wenn
nun
[b]Philoſophical transactions Num. 196. p. 596. und in Lowthorp’s abridgm. Vol. 3. p. 669.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0274"n="228"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von Verhaͤltniß der Sterbenden</hi></fw><lb/><p>Allein Graunt hat in denen Jahren nach dem<lb/>
6ten die Sterblichkeit gar zu groß angenommen,<lb/>
wie aus dem folgenden genugſam erhellen wird.<lb/>
Es laſſen ſich dergleichen Dinge nicht durch Muth-<lb/>
maaſſungen treffen, man muß die Erfahrung zu<lb/>
Rathe ziehen, ſonſt geht es einem wie dem Hollaͤn-<lb/>
der de Graaf. (§. 70.)</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 80.</head><lb/><p>Der Herr Halley hat ſich der Breßlauer<lb/>
Liſten bey ſeiner Rechnung bedienet. <noteplace="foot"n="[b]"><hirendition="#aq">Philoſophical transactions Num. 196. p.</hi> 596. und in<lb/><hirendition="#aq">Lowthorp’s abridgm. Vol. 3. p.</hi> 669.</note> Er hat<lb/>
Breßlau zum Maaßſtab und Regel erwaͤhlet, weil<lb/>
es eine Stadt, die nicht an der See ſondern mit-<lb/>
ten im Lande liegt, weil allda nicht ein ſolcher Zu-<lb/>ſammenfluß von Leuten als in London, und arme<lb/>
Leute beym Leinen Handel ihr Brod finden, und<lb/>
endlich weil die Zahl der gebohrnen etwas groͤſſer<lb/>
als der geſtorbenen. Letzteres iſt in denen 5 Jahren<lb/>
von 1687 bis 1691 hintereinander mahl ſo geweſen,<lb/>ſonſt aber nicht. (§. 15. p. 55.) In ſelbigen hat der<lb/>
beruͤhmte Doctor in der Gottesgelahrtheit Neumann<lb/>
monathlich eine Liſte der geſtorbenen ausgegeben,<lb/>
darinn er eines jeden Alter bemercket. Aus ſelbi-<lb/>
gen hat Herr Halley wahrgenommen, daß von de-<lb/>
nen 1238, ſo damahls die Mittel-Zahl der gebohr-<lb/>
nen war, 348 geſtorben, ehe ſie ein Jahr alt gewor-<lb/>
den. Das waͤren von tauſend gebohrnen nur 281,<lb/>
allein es ſind nach obigen Anmerckungen von Breß-<lb/>
lau, Wien und London weit mehr. Herr Halley<lb/>
hat ferner daraus wahrgenommen, daß in denen 5<lb/>
Jahren zwiſchen 1 und 6 voll 193 geſtorben. Wenn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nun</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[228/0274]
Von Verhaͤltniß der Sterbenden
Allein Graunt hat in denen Jahren nach dem
6ten die Sterblichkeit gar zu groß angenommen,
wie aus dem folgenden genugſam erhellen wird.
Es laſſen ſich dergleichen Dinge nicht durch Muth-
maaſſungen treffen, man muß die Erfahrung zu
Rathe ziehen, ſonſt geht es einem wie dem Hollaͤn-
der de Graaf. (§. 70.)
§. 80.
Der Herr Halley hat ſich der Breßlauer
Liſten bey ſeiner Rechnung bedienet. [b] Er hat
Breßlau zum Maaßſtab und Regel erwaͤhlet, weil
es eine Stadt, die nicht an der See ſondern mit-
ten im Lande liegt, weil allda nicht ein ſolcher Zu-
ſammenfluß von Leuten als in London, und arme
Leute beym Leinen Handel ihr Brod finden, und
endlich weil die Zahl der gebohrnen etwas groͤſſer
als der geſtorbenen. Letzteres iſt in denen 5 Jahren
von 1687 bis 1691 hintereinander mahl ſo geweſen,
ſonſt aber nicht. (§. 15. p. 55.) In ſelbigen hat der
beruͤhmte Doctor in der Gottesgelahrtheit Neumann
monathlich eine Liſte der geſtorbenen ausgegeben,
darinn er eines jeden Alter bemercket. Aus ſelbi-
gen hat Herr Halley wahrgenommen, daß von de-
nen 1238, ſo damahls die Mittel-Zahl der gebohr-
nen war, 348 geſtorben, ehe ſie ein Jahr alt gewor-
den. Das waͤren von tauſend gebohrnen nur 281,
allein es ſind nach obigen Anmerckungen von Breß-
lau, Wien und London weit mehr. Herr Halley
hat ferner daraus wahrgenommen, daß in denen 5
Jahren zwiſchen 1 und 6 voll 193 geſtorben. Wenn
nun
[b] Philoſophical transactions Num. 196. p. 596. und in
Lowthorp’s abridgm. Vol. 3. p. 669.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/274>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.