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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
schönem Wetter, wie täglich geschieht, spazieren geht,
so kommt man doch in einige Wärme, und wird beym
Eintreten in die Häuser wieder kalt, kann sich auch in
den meisten Häusern nicht einmal wärmen, da selten
Camine in den Zimmern sind.

Uebrigens siehet es in der Stadt lebhaft genug
aus; denn sie scheinet für ihre geringe Größe stark be-
wohnt, und den ganzen Tag sieht man außer den
Einwohnern eine große Menge Landvolk auf den
Gassen.

Von der Lage des Hafens habe ich bereits gespro-Der Hafen.
chen. Er ist ganz durch Kunst gemacht. Die Na-
tur hat dazu weiter nichts gethan, als daß sie zwischen
dem Felsenberge, daran die Stadt liegt, und dem
Berge Montalban einen schmalen Strich niedriges
Land, das an die See stößt, gelassen hat. Dieses
ist an der See ausgegraben, und zum Hafen vertieft
worden. Die Einfahrt in denselben ist durch zwey
starke in die See gesetzte gemauerte Wälle oder Mole
ins Enge gebracht. Gegenwärtig ist der Hafen noch
klein, und würde schwerlich 40 Handlungsschiffe be-
herbergen können. Man kann ihn aber, so weit man
will, ins Land hinein verlängern; und gegenwärtig
wird wirklich an dieser Verlängerung gearbeitet. Es
wäre aber nöthig, daß die Reede vor der Einfahrt
auch tiefer gemacht würde; denn es sind noch Felsen
im Grunde, welche ganz beladenen Schiffen von 400
Tonnen und darüber die Einfahrt nicht verstatten:
daher dergleichen Schiffe erst in dem unweit davon
liegenden Hafen von Villa franca lichten.

Sonst wird an dem Hafen nichts gespart. Die
Mole sind schön gebaut, und besonders der, den man

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gethanen Reiſe.
ſchoͤnem Wetter, wie taͤglich geſchieht, ſpazieren geht,
ſo kommt man doch in einige Waͤrme, und wird beym
Eintreten in die Haͤuſer wieder kalt, kann ſich auch in
den meiſten Haͤuſern nicht einmal waͤrmen, da ſelten
Camine in den Zimmern ſind.

Uebrigens ſiehet es in der Stadt lebhaft genug
aus; denn ſie ſcheinet fuͤr ihre geringe Groͤße ſtark be-
wohnt, und den ganzen Tag ſieht man außer den
Einwohnern eine große Menge Landvolk auf den
Gaſſen.

Von der Lage des Hafens habe ich bereits geſpro-Der Hafen.
chen. Er iſt ganz durch Kunſt gemacht. Die Na-
tur hat dazu weiter nichts gethan, als daß ſie zwiſchen
dem Felſenberge, daran die Stadt liegt, und dem
Berge Montalban einen ſchmalen Strich niedriges
Land, das an die See ſtoͤßt, gelaſſen hat. Dieſes
iſt an der See ausgegraben, und zum Hafen vertieft
worden. Die Einfahrt in denſelben iſt durch zwey
ſtarke in die See geſetzte gemauerte Waͤlle oder Mole
ins Enge gebracht. Gegenwaͤrtig iſt der Hafen noch
klein, und wuͤrde ſchwerlich 40 Handlungsſchiffe be-
herbergen koͤnnen. Man kann ihn aber, ſo weit man
will, ins Land hinein verlaͤngern; und gegenwaͤrtig
wird wirklich an dieſer Verlaͤngerung gearbeitet. Es
waͤre aber noͤthig, daß die Reede vor der Einfahrt
auch tiefer gemacht wuͤrde; denn es ſind noch Felſen
im Grunde, welche ganz beladenen Schiffen von 400
Tonnen und daruͤber die Einfahrt nicht verſtatten:
daher dergleichen Schiffe erſt in dem unweit davon
liegenden Hafen von Villa franca lichten.

Sonſt wird an dem Hafen nichts geſpart. Die
Mole ſind ſchoͤn gebaut, und beſonders der, den man

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[183/0203] gethanen Reiſe. ſchoͤnem Wetter, wie taͤglich geſchieht, ſpazieren geht, ſo kommt man doch in einige Waͤrme, und wird beym Eintreten in die Haͤuſer wieder kalt, kann ſich auch in den meiſten Haͤuſern nicht einmal waͤrmen, da ſelten Camine in den Zimmern ſind. Uebrigens ſiehet es in der Stadt lebhaft genug aus; denn ſie ſcheinet fuͤr ihre geringe Groͤße ſtark be- wohnt, und den ganzen Tag ſieht man außer den Einwohnern eine große Menge Landvolk auf den Gaſſen. Von der Lage des Hafens habe ich bereits geſpro- chen. Er iſt ganz durch Kunſt gemacht. Die Na- tur hat dazu weiter nichts gethan, als daß ſie zwiſchen dem Felſenberge, daran die Stadt liegt, und dem Berge Montalban einen ſchmalen Strich niedriges Land, das an die See ſtoͤßt, gelaſſen hat. Dieſes iſt an der See ausgegraben, und zum Hafen vertieft worden. Die Einfahrt in denſelben iſt durch zwey ſtarke in die See geſetzte gemauerte Waͤlle oder Mole ins Enge gebracht. Gegenwaͤrtig iſt der Hafen noch klein, und wuͤrde ſchwerlich 40 Handlungsſchiffe be- herbergen koͤnnen. Man kann ihn aber, ſo weit man will, ins Land hinein verlaͤngern; und gegenwaͤrtig wird wirklich an dieſer Verlaͤngerung gearbeitet. Es waͤre aber noͤthig, daß die Reede vor der Einfahrt auch tiefer gemacht wuͤrde; denn es ſind noch Felſen im Grunde, welche ganz beladenen Schiffen von 400 Tonnen und daruͤber die Einfahrt nicht verſtatten: daher dergleichen Schiffe erſt in dem unweit davon liegenden Hafen von Villa franca lichten. Der Hafen. Sonſt wird an dem Hafen nichts geſpart. Die Mole ſind ſchoͤn gebaut, und beſonders der, den man bey M 4

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/203>, abgerufen am 27.04.2024.