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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von der Rückreise
dem Abbe Vasco, der bey dem Finanzdepartement
arbeitet, dem Chevalier Debutet, Capitain bey
der Artillerie, einem Manne von ganz fürtrefflichem
Genie, und den Herren Professoren bey der Univer-
sität, D. Cigna, Allione und Abbe Denina zu
danken.

Jch will mich selbst der unnöthigen Mühe über-
heben, von der Stadt Turin, ihren merkwürdigen
Gebäuden und den königlichen Lustschlössern eine Be-
schreibung zu machen, da man diese Dinge in zwan-
zig Büchern lesen kann. Es ist bekannt genug, daß
Turin sowohl nach ihrer Lage, als nach der Schön-
heit ihrer Straßen, und den durchgehends wohlge-
bauten Häusern unter die schönsten Städte von Euro-
pa gehöret. Darüber habe ich nichts besonders an-
zumerken. Also begnüge ich mich, der Dinge, deren
ich mich am lebhaftesten erinnere, und wovon andre
Reisende wenig oder nichts geschrieben haben, Erwäh-
nung zu thun.

Ein paar Tage nach meiner Ankunft in Turin
verließ der König mit der sämtlichen Hofstatt die hie-
sige Residenz, um nach der Venerie zu ziehen. Die-
ser Auszug, der nach Art des hiesigen Hofes gar
nichts außerordentliches hatte, sondern nach der ge-
wöhnlichen Art geschah, gab mir doch zu bemerken,
daß diesem Hofe eine feyerliche Pracht gewöhnlich ist.
Man sah den größten Theil der Einwohner auf den
Gassen, wodurch der Zug gieng, und auf der Straße
vor der Stadt, die nach der Venerie führet, zusam-
mengedrängt. Vor und neben und hinter jeder Car-
rosse, darin Personen vom königlichen Hause fuhren,
sah man ein ansehnliches Geleite von Cavalieren,

Stall-

Tagebuch von der Ruͤckreiſe
dem Abbé Vaſco, der bey dem Finanzdepartement
arbeitet, dem Chevalier Debutet, Capitain bey
der Artillerie, einem Manne von ganz fuͤrtrefflichem
Genie, und den Herren Profeſſoren bey der Univer-
ſitaͤt, D. Cigna, Allione und Abbé Denina zu
danken.

Jch will mich ſelbſt der unnoͤthigen Muͤhe uͤber-
heben, von der Stadt Turin, ihren merkwuͤrdigen
Gebaͤuden und den koͤniglichen Luſtſchloͤſſern eine Be-
ſchreibung zu machen, da man dieſe Dinge in zwan-
zig Buͤchern leſen kann. Es iſt bekannt genug, daß
Turin ſowohl nach ihrer Lage, als nach der Schoͤn-
heit ihrer Straßen, und den durchgehends wohlge-
bauten Haͤuſern unter die ſchoͤnſten Staͤdte von Euro-
pa gehoͤret. Daruͤber habe ich nichts beſonders an-
zumerken. Alſo begnuͤge ich mich, der Dinge, deren
ich mich am lebhafteſten erinnere, und wovon andre
Reiſende wenig oder nichts geſchrieben haben, Erwaͤh-
nung zu thun.

Ein paar Tage nach meiner Ankunft in Turin
verließ der Koͤnig mit der ſaͤmtlichen Hofſtatt die hie-
ſige Reſidenz, um nach der Venerie zu ziehen. Die-
ſer Auszug, der nach Art des hieſigen Hofes gar
nichts außerordentliches hatte, ſondern nach der ge-
woͤhnlichen Art geſchah, gab mir doch zu bemerken,
daß dieſem Hofe eine feyerliche Pracht gewoͤhnlich iſt.
Man ſah den groͤßten Theil der Einwohner auf den
Gaſſen, wodurch der Zug gieng, und auf der Straße
vor der Stadt, die nach der Venerie fuͤhret, zuſam-
mengedraͤngt. Vor und neben und hinter jeder Car-
roſſe, darin Perſonen vom koͤniglichen Hauſe fuhren,
ſah man ein anſehnliches Geleite von Cavalieren,

Stall-
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[296/0316] Tagebuch von der Ruͤckreiſe dem Abbé Vaſco, der bey dem Finanzdepartement arbeitet, dem Chevalier Debutet, Capitain bey der Artillerie, einem Manne von ganz fuͤrtrefflichem Genie, und den Herren Profeſſoren bey der Univer- ſitaͤt, D. Cigna, Allione und Abbé Denina zu danken. Jch will mich ſelbſt der unnoͤthigen Muͤhe uͤber- heben, von der Stadt Turin, ihren merkwuͤrdigen Gebaͤuden und den koͤniglichen Luſtſchloͤſſern eine Be- ſchreibung zu machen, da man dieſe Dinge in zwan- zig Buͤchern leſen kann. Es iſt bekannt genug, daß Turin ſowohl nach ihrer Lage, als nach der Schoͤn- heit ihrer Straßen, und den durchgehends wohlge- bauten Haͤuſern unter die ſchoͤnſten Staͤdte von Euro- pa gehoͤret. Daruͤber habe ich nichts beſonders an- zumerken. Alſo begnuͤge ich mich, der Dinge, deren ich mich am lebhafteſten erinnere, und wovon andre Reiſende wenig oder nichts geſchrieben haben, Erwaͤh- nung zu thun. Ein paar Tage nach meiner Ankunft in Turin verließ der Koͤnig mit der ſaͤmtlichen Hofſtatt die hie- ſige Reſidenz, um nach der Venerie zu ziehen. Die- ſer Auszug, der nach Art des hieſigen Hofes gar nichts außerordentliches hatte, ſondern nach der ge- woͤhnlichen Art geſchah, gab mir doch zu bemerken, daß dieſem Hofe eine feyerliche Pracht gewoͤhnlich iſt. Man ſah den groͤßten Theil der Einwohner auf den Gaſſen, wodurch der Zug gieng, und auf der Straße vor der Stadt, die nach der Venerie fuͤhret, zuſam- mengedraͤngt. Vor und neben und hinter jeder Car- roſſe, darin Perſonen vom koͤniglichen Hauſe fuhren, ſah man ein anſehnliches Geleite von Cavalieren, Stall-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/316>, abgerufen am 14.05.2024.