Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.
Du gabest diesen Meisterstücken
Des sechsten Tages Lieder ein,
Die sieht man mit gebeugten Rücken
Jn Unschuld ihrem Schöpfer weihn,
Der Morgensterne Schaaren droben
Hört man durch dich den Meister loben,
Der sie so wunderschön gebaut,
Nachdem auf Cherubinen-Flügeln
Er von der Wohnung heilgen Hügeln
Sein Werk noch eins mit Lust beschaut.
Hat nachmahls die gewordne Menge
Der Menschenkinder deinen Werth,
Und deiner feurigen Gesänge
Erhabnen Ton die Welt gehört?
Die Vorderwelt, der Sitz der Lügen,
Die vor unbändigem Vergnügen
Das Ohr bey deinem Reiz verschloß,
Du liebst kein lasterhaft Getümmel,
Drum kehretest du in den Himmel
Zurück in deiner Mutter Schoos.
Die Bosheit lacht; sie triumphiret,
Und reicht der Barbarey die Hand,
Wie sich die Menschlichkeit verliehret;
Es tobt der Frechheit Unverstand,
Die Wohllust ist ganz ausgelassen,
Sie häuft ihr Thun in vollen Maassen,
HErr! regt sich noch dein Donner nicht?
Fährt noch dein Grimm nicht aus auf Wettern,
Die Rotte plötzlich zu zerschmettern?
Doch nein! denn dein Gesandter spricht.
Umsonst!
Viertes Buch.
Du gabeſt dieſen Meiſterſtuͤcken
Des ſechſten Tages Lieder ein,
Die ſieht man mit gebeugten Ruͤcken
Jn Unſchuld ihrem Schoͤpfer weihn,
Der Morgenſterne Schaaren droben
Hoͤrt man durch dich den Meiſter loben,
Der ſie ſo wunderſchoͤn gebaut,
Nachdem auf Cherubinen-Fluͤgeln
Er von der Wohnung heilgen Huͤgeln
Sein Werk noch eins mit Luſt beſchaut.
Hat nachmahls die gewordne Menge
Der Menſchenkinder deinen Werth,
Und deiner feurigen Geſaͤnge
Erhabnen Ton die Welt gehoͤrt?
Die Vorderwelt, der Sitz der Luͤgen,
Die vor unbaͤndigem Vergnuͤgen
Das Ohr bey deinem Reiz verſchloß,
Du liebſt kein laſterhaft Getuͤmmel,
Drum kehreteſt du in den Himmel
Zuruͤck in deiner Mutter Schoos.
Die Bosheit lacht; ſie triumphiret,
Und reicht der Barbarey die Hand,
Wie ſich die Menſchlichkeit verliehret;
Es tobt der Frechheit Unverſtand,
Die Wohlluſt iſt ganz ausgelaſſen,
Sie haͤuft ihr Thun in vollen Maaſſen,
HErr! regt ſich noch dein Donner nicht?
Faͤhrt noch dein Grimm nicht aus auf Wettern,
Die Rotte ploͤtzlich zu zerſchmettern?
Doch nein! denn dein Geſandter ſpricht.
Umſonſt!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0276" n="256"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Du gabe&#x017F;t die&#x017F;en Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;cken</l><lb/>
              <l>Des &#x017F;ech&#x017F;ten Tages Lieder ein,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ieht man mit gebeugten Ru&#x0364;cken</l><lb/>
              <l>Jn Un&#x017F;chuld ihrem Scho&#x0364;pfer weihn,</l><lb/>
              <l>Der Morgen&#x017F;terne Schaaren droben</l><lb/>
              <l>Ho&#x0364;rt man durch dich den Mei&#x017F;ter loben,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;ie &#x017F;o wunder&#x017F;cho&#x0364;n gebaut,</l><lb/>
              <l>Nachdem auf Cherubinen-Flu&#x0364;geln</l><lb/>
              <l>Er von der Wohnung heilgen Hu&#x0364;geln</l><lb/>
              <l>Sein Werk noch eins mit Lu&#x017F;t be&#x017F;chaut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Hat nachmahls die gewordne Menge</l><lb/>
              <l>Der Men&#x017F;chenkinder deinen Werth,</l><lb/>
              <l>Und deiner feurigen Ge&#x017F;a&#x0364;nge</l><lb/>
              <l>Erhabnen Ton die Welt geho&#x0364;rt?</l><lb/>
              <l>Die Vorderwelt, der Sitz der Lu&#x0364;gen,</l><lb/>
              <l>Die vor unba&#x0364;ndigem Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
              <l>Das Ohr bey deinem Reiz ver&#x017F;chloß,</l><lb/>
              <l>Du lieb&#x017F;t kein la&#x017F;terhaft Getu&#x0364;mmel,</l><lb/>
              <l>Drum kehrete&#x017F;t du in den Himmel</l><lb/>
              <l>Zuru&#x0364;ck in deiner Mutter Schoos.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Die Bosheit lacht; &#x017F;ie triumphiret,</l><lb/>
              <l>Und reicht der Barbarey die Hand,</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ich die Men&#x017F;chlichkeit verliehret;</l><lb/>
              <l>Es tobt der Frechheit Unver&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Die Wohllu&#x017F;t i&#x017F;t ganz ausgela&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Sie ha&#x0364;uft ihr Thun in vollen Maa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>HErr! regt &#x017F;ich noch dein Donner nicht?</l><lb/>
              <l>Fa&#x0364;hrt noch dein Grimm nicht aus auf Wettern,</l><lb/>
              <l>Die Rotte plo&#x0364;tzlich zu zer&#x017F;chmettern?</l><lb/>
              <l>Doch nein! denn dein Ge&#x017F;andter &#x017F;pricht.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Um&#x017F;on&#x017F;t!</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0276] Viertes Buch. Du gabeſt dieſen Meiſterſtuͤcken Des ſechſten Tages Lieder ein, Die ſieht man mit gebeugten Ruͤcken Jn Unſchuld ihrem Schoͤpfer weihn, Der Morgenſterne Schaaren droben Hoͤrt man durch dich den Meiſter loben, Der ſie ſo wunderſchoͤn gebaut, Nachdem auf Cherubinen-Fluͤgeln Er von der Wohnung heilgen Huͤgeln Sein Werk noch eins mit Luſt beſchaut. Hat nachmahls die gewordne Menge Der Menſchenkinder deinen Werth, Und deiner feurigen Geſaͤnge Erhabnen Ton die Welt gehoͤrt? Die Vorderwelt, der Sitz der Luͤgen, Die vor unbaͤndigem Vergnuͤgen Das Ohr bey deinem Reiz verſchloß, Du liebſt kein laſterhaft Getuͤmmel, Drum kehreteſt du in den Himmel Zuruͤck in deiner Mutter Schoos. Die Bosheit lacht; ſie triumphiret, Und reicht der Barbarey die Hand, Wie ſich die Menſchlichkeit verliehret; Es tobt der Frechheit Unverſtand, Die Wohlluſt iſt ganz ausgelaſſen, Sie haͤuft ihr Thun in vollen Maaſſen, HErr! regt ſich noch dein Donner nicht? Faͤhrt noch dein Grimm nicht aus auf Wettern, Die Rotte ploͤtzlich zu zerſchmettern? Doch nein! denn dein Geſandter ſpricht. Umſonſt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/276
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/276>, abgerufen am 01.05.2024.