Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Planeten
einer weiß, alle wissen, und was alle, ein
jeder daselbst.

Weil die Geister des Mercurs an Kennt-
nissen einen Ueberfluß haben, so stehen sie in
einer Art Aufblehung. Sie glauben daher,
daß sie schon so viel wissen, daß man kaum
mehr wissen könne. Allein die Geister von
unserer Erde sagten ihnen, daß sie nicht viel
sondern wenig wissen, und daß dasjenige,
was sie nicht wissen, unendlich dagegen sey;
und daß sich das, was sie nicht wissen, wie
das Wasser des sehr grossen Weltmeers zu
dem Wasser eines kleinen Bronnen, verhal-
te; ferner, daß die erste Stufe zur Weis-
heit sey, daß man wisse, erkenne und anneh-
me, weil das, was man weiß, so wenig ge-
gen demjenigen, was man nicht weiß, ist,
daß es kaum verglichen werden kann. Da-
mit sie wissen möchten, daß es so sey, so
durfte ein Geist, der ein Engel war, mit ih-
nen reden, und ihnen überhaupt sagen, was
sie wüßten, und was sie nicht wüßten, und
daß ihnen noch unendliches verborgen sey,
auch daß sie in Ewigkeit nicht einmal das
gemeine der Sachen wissen könnten. Er
redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel
fertiger als sie, und weil er ihnen entdeckte,
was sie wüßten, und was sie nicht wüßten,
so sind sie sehr darüber erstaunt. Nach die-
sem habe ich einen andern Engel mit ihnen

reden

Von dem Planeten
einer weiß, alle wiſſen, und was alle, ein
jeder daſelbſt.

Weil die Geiſter des Mercurs an Kennt-
niſſen einen Ueberfluß haben, ſo ſtehen ſie in
einer Art Aufblehung. Sie glauben daher,
daß ſie ſchon ſo viel wiſſen, daß man kaum
mehr wiſſen könne. Allein die Geiſter von
unſerer Erde ſagten ihnen, daß ſie nicht viel
ſondern wenig wiſſen, und daß dasjenige,
was ſie nicht wiſſen, unendlich dagegen ſey;
und daß ſich das, was ſie nicht wiſſen, wie
das Waſſer des ſehr groſſen Weltmeers zu
dem Waſſer eines kleinen Bronnen, verhal-
te; ferner, daß die erſte Stufe zur Weis-
heit ſey, daß man wiſſe, erkenne und anneh-
me, weil das, was man weiß, ſo wenig ge-
gen demjenigen, was man nicht weiß, iſt,
daß es kaum verglichen werden kann. Da-
mit ſie wiſſen möchten, daß es ſo ſey, ſo
durfte ein Geiſt, der ein Engel war, mit ih-
nen reden, und ihnen überhaupt ſagen, was
ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten, und
daß ihnen noch unendliches verborgen ſey,
auch daß ſie in Ewigkeit nicht einmal das
gemeine der Sachen wiſſen könnten. Er
redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel
fertiger als ſie, und weil er ihnen entdeckte,
was ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten,
ſo ſind ſie ſehr darüber erſtaunt. Nach die-
ſem habe ich einen andern Engel mit ihnen

reden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0110" n="106"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Planeten</hi></fw><lb/>
einer weiß, alle wi&#x017F;&#x017F;en, und was alle, ein<lb/>
jeder da&#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Weil die Gei&#x017F;ter des Mercurs an Kennt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en einen Ueberfluß haben, &#x017F;o &#x017F;tehen &#x017F;ie in<lb/>
einer Art Aufblehung. Sie glauben daher,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;chon &#x017F;o viel wi&#x017F;&#x017F;en, daß man kaum<lb/>
mehr wi&#x017F;&#x017F;en könne. Allein die Gei&#x017F;ter von<lb/>
un&#x017F;erer Erde &#x017F;agten ihnen, daß &#x017F;ie nicht viel<lb/>
&#x017F;ondern wenig wi&#x017F;&#x017F;en, und daß dasjenige,<lb/>
was &#x017F;ie nicht wi&#x017F;&#x017F;en, unendlich dagegen &#x017F;ey;<lb/>
und daß &#x017F;ich das, was &#x017F;ie nicht wi&#x017F;&#x017F;en, wie<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er des &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Weltmeers zu<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er eines kleinen Bronnen, verhal-<lb/>
te; ferner, daß die er&#x017F;te Stufe zur Weis-<lb/>
heit &#x017F;ey, daß man wi&#x017F;&#x017F;e, erkenne und anneh-<lb/>
me, weil das, was man weiß, &#x017F;o wenig ge-<lb/>
gen demjenigen, was man nicht weiß, i&#x017F;t,<lb/>
daß es kaum verglichen werden kann. Da-<lb/>
mit &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en möchten, daß es &#x017F;o &#x017F;ey, &#x017F;o<lb/>
durfte ein Gei&#x017F;t, der ein Engel war, mit ih-<lb/>
nen reden, und ihnen überhaupt &#x017F;agen, was<lb/>
&#x017F;ie wüßten, und was &#x017F;ie nicht wüßten, und<lb/>
daß ihnen noch unendliches verborgen &#x017F;ey,<lb/>
auch daß &#x017F;ie in Ewigkeit nicht einmal das<lb/>
gemeine der Sachen wi&#x017F;&#x017F;en könnten. Er<lb/>
redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel<lb/>
fertiger als &#x017F;ie, und weil er ihnen entdeckte,<lb/>
was &#x017F;ie wüßten, und was &#x017F;ie nicht wüßten,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;ehr darüber er&#x017F;taunt. Nach die-<lb/>
&#x017F;em habe ich einen andern Engel mit ihnen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reden</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0110] Von dem Planeten einer weiß, alle wiſſen, und was alle, ein jeder daſelbſt. Weil die Geiſter des Mercurs an Kennt- niſſen einen Ueberfluß haben, ſo ſtehen ſie in einer Art Aufblehung. Sie glauben daher, daß ſie ſchon ſo viel wiſſen, daß man kaum mehr wiſſen könne. Allein die Geiſter von unſerer Erde ſagten ihnen, daß ſie nicht viel ſondern wenig wiſſen, und daß dasjenige, was ſie nicht wiſſen, unendlich dagegen ſey; und daß ſich das, was ſie nicht wiſſen, wie das Waſſer des ſehr groſſen Weltmeers zu dem Waſſer eines kleinen Bronnen, verhal- te; ferner, daß die erſte Stufe zur Weis- heit ſey, daß man wiſſe, erkenne und anneh- me, weil das, was man weiß, ſo wenig ge- gen demjenigen, was man nicht weiß, iſt, daß es kaum verglichen werden kann. Da- mit ſie wiſſen möchten, daß es ſo ſey, ſo durfte ein Geiſt, der ein Engel war, mit ih- nen reden, und ihnen überhaupt ſagen, was ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten, und daß ihnen noch unendliches verborgen ſey, auch daß ſie in Ewigkeit nicht einmal das gemeine der Sachen wiſſen könnten. Er redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel fertiger als ſie, und weil er ihnen entdeckte, was ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten, ſo ſind ſie ſehr darüber erſtaunt. Nach die- ſem habe ich einen andern Engel mit ihnen reden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/110
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/110>, abgerufen am 21.05.2024.