Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Venus.
auch ihr Böses und Falsches von ganz anderer
Gattung. Diejenigen aber, welche so beschaffen
sind, daß sie können seelig werden, sind an
Oertern der Abstreifung (vastationis) und
werden allda auf den äussersten Grad der Ver-
zweiflung gebracht, denn das Böse und Fal-
sche von jener Art kann nicht anderst gebän-
digt und weggeschaft werden. Wenn sie in
dem Stand der Verzweiflung sind, schreyen
sie, daß sie Bestien seyen, daß sie ein Greuel,
ein Scheusal, und also verdammt seyen. Ei-
nige von ihnen, wenn sie in solchem Zustand
sind, schreyen auch gegen den Himmel, die-
ses aber wird ihnen vergeben, weil es aus der
Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es,
daß sie in keine Lästerungen als bis zu den ge-
setzten Gränzen losbrechen. Wenn diese das
Aeusserste erduldet haben, so werden sie selig,
weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod ist.
Von diesen wurde (mir) auch gesagt, daß
sie, da sie auf ihrer Erde lebten, an einen
höchsten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben,
wenn sie aber selig werden, so werden sie auch
unterrichtet, daß der HErr seye allein GOtt,
ein Heiland und Mittler. Jch sahe etliche
von ihnen, nachdem sie das Aeusserste erlitten
haben, in den Himmel aufgenommen werden,
und als sie daselbst aufgenommen worden, be-
merkte ich eine solche Zärtlichkeit der Freude
von ihnen, daß sie mir Thränen aus meinen
Augen preßte.

Von
N 3

Venus.
auch ihr Böſes und Falſches von ganz anderer
Gattung. Diejenigen aber, welche ſo beſchaffen
ſind, daß ſie können ſeelig werden, ſind an
Oertern der Abſtreifung (vaſtationis) und
werden allda auf den äuſſerſten Grad der Ver-
zweiflung gebracht, denn das Böſe und Fal-
ſche von jener Art kann nicht anderſt gebän-
digt und weggeſchaft werden. Wenn ſie in
dem Stand der Verzweiflung ſind, ſchreyen
ſie, daß ſie Beſtien ſeyen, daß ſie ein Greuel,
ein Scheuſal, und alſo verdammt ſeyen. Ei-
nige von ihnen, wenn ſie in ſolchem Zuſtand
ſind, ſchreyen auch gegen den Himmel, die-
ſes aber wird ihnen vergeben, weil es aus der
Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es,
daß ſie in keine Läſterungen als bis zu den ge-
ſetzten Gränzen losbrechen. Wenn dieſe das
Aeuſſerſte erduldet haben, ſo werden ſie ſelig,
weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod iſt.
Von dieſen wurde (mir) auch geſagt, daß
ſie, da ſie auf ihrer Erde lebten, an einen
höchſten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben,
wenn ſie aber ſelig werden, ſo werden ſie auch
unterrichtet, daß der HErr ſeye allein GOtt,
ein Heiland und Mittler. Jch ſahe etliche
von ihnen, nachdem ſie das Aeuſſerſte erlitten
haben, in den Himmel aufgenommen werden,
und als ſie daſelbſt aufgenommen worden, be-
merkte ich eine ſolche Zärtlichkeit der Freude
von ihnen, daß ſie mir Thränen aus meinen
Augen preßte.

Von
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0201" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Venus.</hi></fw><lb/>
auch ihr Bö&#x017F;es und Fal&#x017F;ches von ganz anderer<lb/>
Gattung. Diejenigen aber, welche &#x017F;o be&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;ind, daß &#x017F;ie können &#x017F;eelig werden, &#x017F;ind an<lb/>
Oertern der Ab&#x017F;treifung (<hi rendition="#aq">va&#x017F;tationis</hi>) und<lb/>
werden allda auf den äu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Grad der Ver-<lb/>
zweiflung gebracht, denn das Bö&#x017F;e und Fal-<lb/>
&#x017F;che von jener Art kann nicht ander&#x017F;t gebän-<lb/>
digt und wegge&#x017F;chaft werden. Wenn &#x017F;ie in<lb/>
dem Stand der Verzweiflung &#x017F;ind, &#x017F;chreyen<lb/>
&#x017F;ie, daß &#x017F;ie Be&#x017F;tien &#x017F;eyen, daß &#x017F;ie ein Greuel,<lb/>
ein Scheu&#x017F;al, und al&#x017F;o verdammt &#x017F;eyen. Ei-<lb/>
nige von ihnen, wenn &#x017F;ie in &#x017F;olchem Zu&#x017F;tand<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;chreyen auch gegen den Himmel, die-<lb/>
&#x017F;es aber wird ihnen vergeben, weil es aus der<lb/>
Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es,<lb/>
daß &#x017F;ie in keine Lä&#x017F;terungen als bis zu den ge-<lb/>
&#x017F;etzten Gränzen losbrechen. Wenn die&#x017F;e das<lb/>
Aeu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te erduldet haben, &#x017F;o werden &#x017F;ie &#x017F;elig,<lb/>
weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod i&#x017F;t.<lb/>
Von die&#x017F;en wurde (mir) auch ge&#x017F;agt, daß<lb/>
&#x017F;ie, da &#x017F;ie auf ihrer Erde lebten, an einen<lb/>
höch&#x017F;ten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben,<lb/>
wenn &#x017F;ie aber &#x017F;elig werden, &#x017F;o werden &#x017F;ie auch<lb/>
unterrichtet, daß der HErr &#x017F;eye allein GOtt,<lb/>
ein Heiland und Mittler. Jch &#x017F;ahe etliche<lb/>
von ihnen, nachdem &#x017F;ie das Aeu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te erlitten<lb/>
haben, in den Himmel aufgenommen werden,<lb/>
und als &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t aufgenommen worden, be-<lb/>
merkte ich eine &#x017F;olche Zärtlichkeit der Freude<lb/>
von ihnen, daß &#x017F;ie mir Thränen aus meinen<lb/>
Augen preßte.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0201] Venus. auch ihr Böſes und Falſches von ganz anderer Gattung. Diejenigen aber, welche ſo beſchaffen ſind, daß ſie können ſeelig werden, ſind an Oertern der Abſtreifung (vaſtationis) und werden allda auf den äuſſerſten Grad der Ver- zweiflung gebracht, denn das Böſe und Fal- ſche von jener Art kann nicht anderſt gebän- digt und weggeſchaft werden. Wenn ſie in dem Stand der Verzweiflung ſind, ſchreyen ſie, daß ſie Beſtien ſeyen, daß ſie ein Greuel, ein Scheuſal, und alſo verdammt ſeyen. Ei- nige von ihnen, wenn ſie in ſolchem Zuſtand ſind, ſchreyen auch gegen den Himmel, die- ſes aber wird ihnen vergeben, weil es aus der Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es, daß ſie in keine Läſterungen als bis zu den ge- ſetzten Gränzen losbrechen. Wenn dieſe das Aeuſſerſte erduldet haben, ſo werden ſie ſelig, weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod iſt. Von dieſen wurde (mir) auch geſagt, daß ſie, da ſie auf ihrer Erde lebten, an einen höchſten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben, wenn ſie aber ſelig werden, ſo werden ſie auch unterrichtet, daß der HErr ſeye allein GOtt, ein Heiland und Mittler. Jch ſahe etliche von ihnen, nachdem ſie das Aeuſſerſte erlitten haben, in den Himmel aufgenommen werden, und als ſie daſelbſt aufgenommen worden, be- merkte ich eine ſolche Zärtlichkeit der Freude von ihnen, daß ſie mir Thränen aus meinen Augen preßte. Von N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/201
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/201>, abgerufen am 04.05.2024.