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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

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Auferweckung des Menschen

Mir wurde insinuirt, daß die Gedanken,
welche ein Mensch in dem Punct des Todes
hat, und gottselig und heilig sind, von den
Engeln erhalten werden, wie auch daß die
Sterbende gemeiniglich an das ewige Leben,
selten an ihr Wohl und Glückseligkeit geden-
ken, darum unterhalten sie die Engel in den
Gedanken von dem ewigen Leben.

Jn diesem Gedanken werden sie von
den himmlischen Engeln ziemlich lang unter-
halten, ehe sie weichen, und den geistlichen
Engeln überlassen werden, denen sie hernach
zugesellet werden: Unterdessen meynen sie
nicht anders, wiewol dunkel, als sie leben
noch im Leib. Die Lebenssubstanzen werden,
so bald das innwendige leibliche erkaltet, von
dem Menschen geschieden; sie mögen seyn
wo sie wollen, und wann sie auch in tausend
Jrrgänge eingeschlossen wären: Dann die
Barmherzigkeit des HERRN ist von einer
so grossen Kraft, welche ich zuerst innen
wurde, als wie eine lebendige und starke At-
traction, so daß nichts zum Leben gehörig
übrig bleiben kann.

Die himmlischen Engel, welche bey dem
Haupt sassen, sind, nachdem ich gleichsam
wie auferweckt war, einige Zeitlang bey mir
gewesen, und haben nicht anderst als still ge-
redet, ich merkte dieses aus ihrer Gedanken-
sprache, daß sie alles betrügliche und falsche

We-
Auferweckung des Menſchen

Mir wurde inſinuirt, daß die Gedanken,
welche ein Menſch in dem Punct des Todes
hat, und gottſelig und heilig ſind, von den
Engeln erhalten werden, wie auch daß die
Sterbende gemeiniglich an das ewige Leben,
ſelten an ihr Wohl und Gluͤckſeligkeit geden-
ken, darum unterhalten ſie die Engel in den
Gedanken von dem ewigen Leben.

Jn dieſem Gedanken werden ſie von
den himmliſchen Engeln ziemlich lang unter-
halten, ehe ſie weichen, und den geiſtlichen
Engeln uͤbeꝛlaſſen werden, denen ſie hernach
zugeſellet werden: Unterdeſſen meynen ſie
nicht anders, wiewol dunkel, als ſie leben
noch im Leib. Die Lebensſubſtanzen werden,
ſo bald das innwendige leibliche erkaltet, von
dem Menſchen geſchieden; ſie moͤgen ſeyn
wo ſie wollen, und wann ſie auch in tauſend
Jrrgaͤnge eingeſchloſſen waͤren: Dann die
Barmherzigkeit des HERRN iſt von einer
ſo groſſen Kraft, welche ich zuerſt innen
wurde, als wie eine lebendige und ſtarke At-
traction, ſo daß nichts zum Leben gehoͤrig
uͤbrig bleiben kann.

Die himmliſchen Engel, welche bey dem
Haupt ſaſſen, ſind, nachdem ich gleichſam
wie auferweckt war, einige Zeitlang bey mir
geweſen, und haben nicht anderſt als ſtill ge-
redet, ich merkte dieſes aus ihrer Gedanken-
ſprache, daß ſie alles betruͤgliche und falſche

We-
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[218/0218] Auferweckung des Menſchen Mir wurde inſinuirt, daß die Gedanken, welche ein Menſch in dem Punct des Todes hat, und gottſelig und heilig ſind, von den Engeln erhalten werden, wie auch daß die Sterbende gemeiniglich an das ewige Leben, ſelten an ihr Wohl und Gluͤckſeligkeit geden- ken, darum unterhalten ſie die Engel in den Gedanken von dem ewigen Leben. Jn dieſem Gedanken werden ſie von den himmliſchen Engeln ziemlich lang unter- halten, ehe ſie weichen, und den geiſtlichen Engeln uͤbeꝛlaſſen werden, denen ſie hernach zugeſellet werden: Unterdeſſen meynen ſie nicht anders, wiewol dunkel, als ſie leben noch im Leib. Die Lebensſubſtanzen werden, ſo bald das innwendige leibliche erkaltet, von dem Menſchen geſchieden; ſie moͤgen ſeyn wo ſie wollen, und wann ſie auch in tauſend Jrrgaͤnge eingeſchloſſen waͤren: Dann die Barmherzigkeit des HERRN iſt von einer ſo groſſen Kraft, welche ich zuerſt innen wurde, als wie eine lebendige und ſtarke At- traction, ſo daß nichts zum Leben gehoͤrig uͤbrig bleiben kann. Die himmliſchen Engel, welche bey dem Haupt ſaſſen, ſind, nachdem ich gleichſam wie auferweckt war, einige Zeitlang bey mir geweſen, und haben nicht anderſt als ſtill ge- redet, ich merkte dieſes aus ihrer Gedanken- ſprache, daß ſie alles betruͤgliche und falſche We-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/218>, abgerufen am 28.04.2024.