Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Würkungs-Craysen
muß am eigentlichsten aus der Theorie der
Music erklärt werden können, wie davon aus-
führlich in meiner Inquisitione in sensum com-
munem
demonstrirt worden. Dann es ist
unmöglich, daß die Seele von der wahren
innern Zusammenstimmung der Töne etwas
fühlen oder bemerken könnte, wann sie nicht
auf doppelte Art in ihrem Gehör bey der Mu-
sie beschäftigt wäre, nemlich das eine mal so,
daß sie die rationes Geometricas, welche durch
Multiplication und Division ausgedruckt
werden, nach der genauesten Resolution in
ultimas unitates
oder numeros primos vor-
nimmt, und daher z Ex. von der Lieblichkeit
der Terzen und Sexten, welche alle und al-
lein von der Messung der Zahl 5 mit den an-
dern Primzahlen dependiren, ein Urtheil fäl-
len kann; das andere mal aber, daß sie alle
die melodische Wendungen und Bewegungen
auf der Scala, ja alle Regulmäßige Tonver-
stärkungen, die Unreinigkeit, ferner die Rau-
higkeit des Tons, die Art, wie der Schall in
der Luft erregt worden, durch stossen, reiben,
blasen u. d. g. ja die Weiche oder Zärte des
Jnstruments, seiner Peripherie, oder inner-
sten Zitterung spüret, und manchmal von
solchen Nebendingen, welche bey der Harmo-
nie gar keine Hauptsache seyn, hingerissen
wird.

Da muß nothwendig zum Grund gelegt
werden, daß sie gleichsam 2. oder 3. Atmos-

phaetas

Von den Wuͤrkungs-Crayſen
muß am eigentlichſten aus der Theorie der
Muſic erklaͤrt werden koͤnnen, wie davon aus-
fuͤhrlich in meiner Inquiſitione in ſenſum com-
munem
demonſtrirt worden. Dann es iſt
unmoͤglich, daß die Seele von der wahren
innern Zuſammenſtimmung der Toͤne etwas
fuͤhlen oder bemerken koͤnnte, wann ſie nicht
auf doppelte Art in ihrem Gehoͤr bey der Mu-
ſie beſchaͤftigt waͤre, nemlich das eine mal ſo,
daß ſie die rationes Geometricas, welche durch
Multiplication und Diviſion ausgedruckt
werden, nach der genaueſten Reſolution in
ultimas unitates
oder numeros primos vor-
nimmt, und daher z Ex. von der Lieblichkeit
der Terzen und Sexten, welche alle und al-
lein von der Meſſung der Zahl 5 mit den an-
dern Primzahlen dependiren, ein Urtheil faͤl-
len kann; das andere mal aber, daß ſie alle
die melodiſche Wendungen und Bewegungen
auf der Scala, ja alle Regulmaͤßige Tonver-
ſtaͤrkungen, die Unreinigkeit, ferner die Rau-
higkeit des Tons, die Art, wie der Schall in
der Luft erregt worden, durch ſtoſſen, reiben,
blaſen u. d. g. ja die Weiche oder Zaͤrte des
Jnſtruments, ſeiner Peripherie, oder inner-
ſten Zitterung ſpuͤret, und manchmal von
ſolchen Nebendingen, welche bey der Harmo-
nie gar keine Hauptſache ſeyn, hingeriſſen
wird.

Da muß nothwendig zum Grund gelegt
werden, daß ſie gleichſam 2. oder 3. Atmos-

phætas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="260"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Wu&#x0364;rkungs-Cray&#x017F;en</hi></fw><lb/>
muß am eigentlich&#x017F;ten aus der Theorie der<lb/>
Mu&#x017F;ic erkla&#x0364;rt werden ko&#x0364;nnen, wie davon aus-<lb/>
fu&#x0364;hrlich in meiner <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;itione in &#x017F;en&#x017F;um com-<lb/>
munem</hi> demon&#x017F;trirt worden. Dann es i&#x017F;t<lb/>
unmo&#x0364;glich, daß die Seele von der wahren<lb/>
innern Zu&#x017F;ammen&#x017F;timmung der To&#x0364;ne etwas<lb/>
fu&#x0364;hlen oder bemerken ko&#x0364;nnte, wann &#x017F;ie nicht<lb/>
auf doppelte Art in ihrem Geho&#x0364;r bey der Mu-<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;cha&#x0364;ftigt wa&#x0364;re, nemlich das eine mal &#x017F;o,<lb/>
daß &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">rationes Geometricas,</hi> welche durch<lb/>
Multiplication und Divi&#x017F;ion ausgedruckt<lb/>
werden, nach der genaue&#x017F;ten Re&#x017F;olution <hi rendition="#aq">in<lb/>
ultimas unitates</hi> oder <hi rendition="#aq">numeros primos</hi> vor-<lb/>
nimmt, und daher z Ex. von der Lieblichkeit<lb/>
der Terzen und Sexten, welche alle und al-<lb/>
lein von der Me&#x017F;&#x017F;ung der Zahl 5 mit den an-<lb/>
dern Primzahlen dependiren, ein Urtheil fa&#x0364;l-<lb/>
len kann; das andere mal aber, daß &#x017F;ie alle<lb/>
die melodi&#x017F;che Wendungen und Bewegungen<lb/>
auf der <hi rendition="#aq">Scala,</hi> ja alle Regulma&#x0364;ßige Tonver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkungen, die Unreinigkeit, ferner die Rau-<lb/>
higkeit des Tons, die Art, wie der Schall in<lb/>
der Luft erregt worden, durch &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, reiben,<lb/>
bla&#x017F;en u. d. g. ja die Weiche oder Za&#x0364;rte des<lb/>
Jn&#x017F;truments, &#x017F;einer Peripherie, oder inner-<lb/>
&#x017F;ten Zitterung &#x017F;pu&#x0364;ret, und manchmal von<lb/>
&#x017F;olchen Nebendingen, welche bey der Harmo-<lb/>
nie gar keine Haupt&#x017F;ache &#x017F;eyn, hingeri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird.</p><lb/>
          <p>Da muß nothwendig zum Grund gelegt<lb/>
werden, daß &#x017F;ie gleich&#x017F;am 2. oder 3. <hi rendition="#aq">Atmos-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">phætas</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0260] Von den Wuͤrkungs-Crayſen muß am eigentlichſten aus der Theorie der Muſic erklaͤrt werden koͤnnen, wie davon aus- fuͤhrlich in meiner Inquiſitione in ſenſum com- munem demonſtrirt worden. Dann es iſt unmoͤglich, daß die Seele von der wahren innern Zuſammenſtimmung der Toͤne etwas fuͤhlen oder bemerken koͤnnte, wann ſie nicht auf doppelte Art in ihrem Gehoͤr bey der Mu- ſie beſchaͤftigt waͤre, nemlich das eine mal ſo, daß ſie die rationes Geometricas, welche durch Multiplication und Diviſion ausgedruckt werden, nach der genaueſten Reſolution in ultimas unitates oder numeros primos vor- nimmt, und daher z Ex. von der Lieblichkeit der Terzen und Sexten, welche alle und al- lein von der Meſſung der Zahl 5 mit den an- dern Primzahlen dependiren, ein Urtheil faͤl- len kann; das andere mal aber, daß ſie alle die melodiſche Wendungen und Bewegungen auf der Scala, ja alle Regulmaͤßige Tonver- ſtaͤrkungen, die Unreinigkeit, ferner die Rau- higkeit des Tons, die Art, wie der Schall in der Luft erregt worden, durch ſtoſſen, reiben, blaſen u. d. g. ja die Weiche oder Zaͤrte des Jnſtruments, ſeiner Peripherie, oder inner- ſten Zitterung ſpuͤret, und manchmal von ſolchen Nebendingen, welche bey der Harmo- nie gar keine Hauptſache ſeyn, hingeriſſen wird. Da muß nothwendig zum Grund gelegt werden, daß ſie gleichſam 2. oder 3. Atmos- phætas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/260
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/260>, abgerufen am 07.05.2024.