Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Daher kamen mancherlei Arten und Bußen des Volltrinkens auf, als

ein Kleeblättlein, das sind drei Gläser, ein jegliches in Einem Trunke;

will Einer denn ein Stengelein dazu thun, das ist das vierte Glas;

den Fuchs schleifen, das ist: wenn man eine große Kanne nimmt, und umher trinket, so muß der Letzte, wenn auch die Vorigen wenig daraus getrunken, das andere gar austrinken, und dann einen frischen Trunk wieder erheben; alsdann bekommt sein Nachbar wieder das letzte, und so geht es die ganze Reihe durch;

die Parlenke trinken, das ist: Einem eine große Schale zutrinken, und wann sie beinahe aus ist, das Uebrige dem Andern in die Augen gießen und ihm die Schale an den Kopf werfen, worüber sich keiner erzürnen darf;

Einen zu Wasser reiten, das ist: man setzt von fern eine Schale mit Trinken, so muß derjenige, der trinken soll, auf Hände und Kniee sich niederlegen, und der, welcher ihm zugetrunken hat, setzt sich ihm auf den Rücken, den muß er tragen, und hinkriechen bis zu der Schale; diese muß er so niedergekniet austrinken, und der Andere bleibt auf ihm sitzen, wie auf einem Pferde, das zu Wasser reitet.

Item zu trinken Kurle Murlepuff, eine blanke Hose, ein Schlänglein, und der Unart soviel, daß es eine Schande ist.

Aus einer solchen großen Schale hatte nun einmal Zacharias Hase dem Herzog Wartislav, als dieser jung war und aus Vorwitz der Jugend sich mit ihm in eine Zeche gemengt hatte, zugetrunken, daß er zu Wasser reiten mußte; und als sie an die Schale kamen, da speiete Hase in die Schale hinein, aus welcher der Herzog trinken mußte. Das hat ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergeben können,

Daher kamen mancherlei Arten und Bußen des Volltrinkens auf, als

ein Kleeblättlein, das sind drei Gläser, ein jegliches in Einem Trunke;

will Einer denn ein Stengelein dazu thun, das ist das vierte Glas;

den Fuchs schleifen, das ist: wenn man eine große Kanne nimmt, und umher trinket, so muß der Letzte, wenn auch die Vorigen wenig daraus getrunken, das andere gar austrinken, und dann einen frischen Trunk wieder erheben; alsdann bekommt sein Nachbar wieder das letzte, und so geht es die ganze Reihe durch;

die Parlenke trinken, das ist: Einem eine große Schale zutrinken, und wann sie beinahe aus ist, das Uebrige dem Andern in die Augen gießen und ihm die Schale an den Kopf werfen, worüber sich keiner erzürnen darf;

Einen zu Wasser reiten, das ist: man setzt von fern eine Schale mit Trinken, so muß derjenige, der trinken soll, auf Hände und Kniee sich niederlegen, und der, welcher ihm zugetrunken hat, setzt sich ihm auf den Rücken, den muß er tragen, und hinkriechen bis zu der Schale; diese muß er so niedergekniet austrinken, und der Andere bleibt auf ihm sitzen, wie auf einem Pferde, das zu Wasser reitet.

Item zu trinken Kurle Murlepuff, eine blanke Hose, ein Schlänglein, und der Unart soviel, daß es eine Schande ist.

Aus einer solchen großen Schale hatte nun einmal Zacharias Hase dem Herzog Wartislav, als dieser jung war und aus Vorwitz der Jugend sich mit ihm in eine Zeche gemengt hatte, zugetrunken, daß er zu Wasser reiten mußte; und als sie an die Schale kamen, da speiete Hase in die Schale hinein, aus welcher der Herzog trinken mußte. Das hat ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergeben können,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="73"/>
Daher kamen mancherlei Arten und Bußen des Volltrinkens auf, als</p>
          <p><hi rendition="#g">ein Kleeblättlein</hi>, das sind drei Gläser, ein jegliches in Einem Trunke;</p>
          <p>will Einer denn <hi rendition="#g">ein Stengelein</hi> dazu thun, das ist das vierte Glas;</p>
          <p><hi rendition="#g">den Fuchs schleifen</hi>, das ist: wenn man eine große Kanne nimmt, und umher trinket, so muß der Letzte, wenn auch die Vorigen wenig daraus getrunken, das andere gar austrinken, und dann einen frischen Trunk wieder erheben; alsdann bekommt sein Nachbar wieder das letzte, und so geht es die ganze Reihe durch;</p>
          <p><hi rendition="#g">die Parlenke</hi> trinken, das ist: Einem eine große Schale zutrinken, und wann sie beinahe aus ist, das Uebrige dem Andern in die Augen gießen und ihm die Schale an den Kopf werfen, worüber sich keiner erzürnen darf;</p>
          <p><hi rendition="#g">Einen zu Wasser reiten</hi>, das ist: man setzt von fern eine Schale mit Trinken, so muß derjenige, der trinken soll, auf Hände und Kniee sich niederlegen, und der, welcher ihm zugetrunken hat, setzt sich ihm auf den Rücken, den muß er tragen, und hinkriechen bis zu der Schale; diese muß er so niedergekniet austrinken, und der Andere bleibt auf ihm sitzen, wie auf einem Pferde, das zu Wasser reitet.</p>
          <p>Item zu trinken <hi rendition="#g">Kurle Murlepuff, eine blanke Hose, ein Schlänglein</hi>, und der Unart soviel, daß es eine Schande ist.</p>
          <p>Aus einer solchen großen Schale hatte nun einmal Zacharias Hase dem Herzog Wartislav, als dieser jung war und aus Vorwitz der Jugend sich mit ihm in eine Zeche gemengt hatte, zugetrunken, daß er zu Wasser reiten mußte; und als sie an die Schale kamen, da speiete Hase in die Schale hinein, aus welcher der Herzog trinken mußte. Das hat ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergeben können,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0105] Daher kamen mancherlei Arten und Bußen des Volltrinkens auf, als ein Kleeblättlein, das sind drei Gläser, ein jegliches in Einem Trunke; will Einer denn ein Stengelein dazu thun, das ist das vierte Glas; den Fuchs schleifen, das ist: wenn man eine große Kanne nimmt, und umher trinket, so muß der Letzte, wenn auch die Vorigen wenig daraus getrunken, das andere gar austrinken, und dann einen frischen Trunk wieder erheben; alsdann bekommt sein Nachbar wieder das letzte, und so geht es die ganze Reihe durch; die Parlenke trinken, das ist: Einem eine große Schale zutrinken, und wann sie beinahe aus ist, das Uebrige dem Andern in die Augen gießen und ihm die Schale an den Kopf werfen, worüber sich keiner erzürnen darf; Einen zu Wasser reiten, das ist: man setzt von fern eine Schale mit Trinken, so muß derjenige, der trinken soll, auf Hände und Kniee sich niederlegen, und der, welcher ihm zugetrunken hat, setzt sich ihm auf den Rücken, den muß er tragen, und hinkriechen bis zu der Schale; diese muß er so niedergekniet austrinken, und der Andere bleibt auf ihm sitzen, wie auf einem Pferde, das zu Wasser reitet. Item zu trinken Kurle Murlepuff, eine blanke Hose, ein Schlänglein, und der Unart soviel, daß es eine Schande ist. Aus einer solchen großen Schale hatte nun einmal Zacharias Hase dem Herzog Wartislav, als dieser jung war und aus Vorwitz der Jugend sich mit ihm in eine Zeche gemengt hatte, zugetrunken, daß er zu Wasser reiten mußte; und als sie an die Schale kamen, da speiete Hase in die Schale hinein, aus welcher der Herzog trinken mußte. Das hat ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergeben können,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/105
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/105>, abgerufen am 11.05.2024.