Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

ihnen so viele Aexte abgepfändet hat. Im siebenjährigen Kriege soll auch einmal ein russischer Offizier nach Rothemühl gekommen seyn, der hat sich Alles genau gemerkt, und gesagt, sein Vater habe dort in einem großen Kriege mit seinem Regimente gestanden, und, als der Feind ihn zum Rückzuge genöthigt, hier die Kriegskasse vergraben. Der Offizier hat aber von dem Gelde nichts wieder finden können.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Baltische Studien, V. 1. S. 161.
Mündlich.
228. Die Bergschlange im Bauerberge bei Wolgast.

Zwischen den Städten Wolgast und Lassahn, bei dem Dorfe Bauer, befindet sich eine Anhöhe, welche der Bauerberg heißt. In diesem Berge hält sich seit ewigen Zeiten eine ungeheuer große Schlange auf, die von den Leuten in der Gegend die alte große Bergschlange genannt wird. Die ist ein großer Schrecken für die ganze Gegend; denn wenn sie sich sehen läßt, so entsteht ganz sicher irgend ein Unglück in der Nähe; entweder ein unvermutheter Todesfall, oder eine Feuersbrunst, oder eine große Dürre, daß keine Saat und keine Frucht gedeihet. Und wer sie sieht, den trifft es selbst am meisten. Zuletzt hat sie eine Bauerfrau gesehen. Das war noch vor wenigen Jahren, nämlich im Jahre 1817. Am Tage darauf, das war der vierzehnte Junius des genannten Jahres an einem Sonnabend, entstand auf einmal des Nachmittags eine erschreckliche Feuersbrunst im Dorfe Bauer, welche in wenigen Augenblicken zwei und dreißig Wohnhäuser in Asche legte. Das Wunderbarste und Schrecklichste dabei war, daß die Frau, welche die

ihnen so viele Aexte abgepfändet hat. Im siebenjährigen Kriege soll auch einmal ein russischer Offizier nach Rothemühl gekommen seyn, der hat sich Alles genau gemerkt, und gesagt, sein Vater habe dort in einem großen Kriege mit seinem Regimente gestanden, und, als der Feind ihn zum Rückzuge genöthigt, hier die Kriegskasse vergraben. Der Offizier hat aber von dem Gelde nichts wieder finden können.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Baltische Studien, V. 1. S. 161.
Mündlich.
228. Die Bergschlange im Bauerberge bei Wolgast.

Zwischen den Städten Wolgast und Lassahn, bei dem Dorfe Bauer, befindet sich eine Anhöhe, welche der Bauerberg heißt. In diesem Berge hält sich seit ewigen Zeiten eine ungeheuer große Schlange auf, die von den Leuten in der Gegend die alte große Bergschlange genannt wird. Die ist ein großer Schrecken für die ganze Gegend; denn wenn sie sich sehen läßt, so entsteht ganz sicher irgend ein Unglück in der Nähe; entweder ein unvermutheter Todesfall, oder eine Feuersbrunst, oder eine große Dürre, daß keine Saat und keine Frucht gedeihet. Und wer sie sieht, den trifft es selbst am meisten. Zuletzt hat sie eine Bauerfrau gesehen. Das war noch vor wenigen Jahren, nämlich im Jahre 1817. Am Tage darauf, das war der vierzehnte Junius des genannten Jahres an einem Sonnabend, entstand auf einmal des Nachmittags eine erschreckliche Feuersbrunst im Dorfe Bauer, welche in wenigen Augenblicken zwei und dreißig Wohnhäuser in Asche legte. Das Wunderbarste und Schrecklichste dabei war, daß die Frau, welche die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="270"/>
ihnen so viele Aexte abgepfändet hat. Im siebenjährigen Kriege soll auch einmal ein russischer Offizier nach Rothemühl gekommen seyn, der hat sich Alles genau gemerkt, und gesagt, sein Vater habe dort in einem großen Kriege mit seinem Regimente gestanden, und, als der Feind ihn zum Rückzuge genöthigt, hier die Kriegskasse vergraben. Der Offizier hat aber von dem Gelde nichts wieder finden können.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.</bibl><lb/>
            <bibl>Baltische Studien, V. 1. S. 161.</bibl><lb/>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>228. Die Bergschlange im Bauerberge bei Wolgast.</head><lb/>
          <p>Zwischen den Städten Wolgast und Lassahn, bei dem Dorfe Bauer, befindet sich eine Anhöhe, welche der Bauerberg heißt. In diesem Berge hält sich seit ewigen Zeiten eine ungeheuer große Schlange auf, die von den Leuten in der Gegend die alte große Bergschlange genannt wird. Die ist ein großer Schrecken für die ganze Gegend; denn wenn sie sich sehen läßt, so entsteht ganz sicher irgend ein Unglück in der Nähe; entweder ein unvermutheter Todesfall, oder eine Feuersbrunst, oder eine große Dürre, daß keine Saat und keine Frucht gedeihet. Und wer sie sieht, den trifft es selbst am meisten. Zuletzt hat sie eine Bauerfrau gesehen. Das war noch vor wenigen Jahren, nämlich im Jahre 1817. Am Tage darauf, das war der vierzehnte Junius des genannten Jahres an einem Sonnabend, entstand auf einmal des Nachmittags eine erschreckliche Feuersbrunst im Dorfe Bauer, welche in wenigen Augenblicken zwei und dreißig Wohnhäuser in Asche legte. Das Wunderbarste und Schrecklichste dabei war, daß die Frau, welche die
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0302] ihnen so viele Aexte abgepfändet hat. Im siebenjährigen Kriege soll auch einmal ein russischer Offizier nach Rothemühl gekommen seyn, der hat sich Alles genau gemerkt, und gesagt, sein Vater habe dort in einem großen Kriege mit seinem Regimente gestanden, und, als der Feind ihn zum Rückzuge genöthigt, hier die Kriegskasse vergraben. Der Offizier hat aber von dem Gelde nichts wieder finden können. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. Baltische Studien, V. 1. S. 161. Mündlich. 228. Die Bergschlange im Bauerberge bei Wolgast. Zwischen den Städten Wolgast und Lassahn, bei dem Dorfe Bauer, befindet sich eine Anhöhe, welche der Bauerberg heißt. In diesem Berge hält sich seit ewigen Zeiten eine ungeheuer große Schlange auf, die von den Leuten in der Gegend die alte große Bergschlange genannt wird. Die ist ein großer Schrecken für die ganze Gegend; denn wenn sie sich sehen läßt, so entsteht ganz sicher irgend ein Unglück in der Nähe; entweder ein unvermutheter Todesfall, oder eine Feuersbrunst, oder eine große Dürre, daß keine Saat und keine Frucht gedeihet. Und wer sie sieht, den trifft es selbst am meisten. Zuletzt hat sie eine Bauerfrau gesehen. Das war noch vor wenigen Jahren, nämlich im Jahre 1817. Am Tage darauf, das war der vierzehnte Junius des genannten Jahres an einem Sonnabend, entstand auf einmal des Nachmittags eine erschreckliche Feuersbrunst im Dorfe Bauer, welche in wenigen Augenblicken zwei und dreißig Wohnhäuser in Asche legte. Das Wunderbarste und Schrecklichste dabei war, daß die Frau, welche die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/302
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/302>, abgerufen am 12.05.2024.