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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Gültigheit haben kann, aber nicht ohne weiteres von der Hand zu
weisen ist. Am deutlichsten bestätigt die Richtigkeit dieser An-
sicht die Negerrasse. Neger sind Sanguiniker; sie leben dem Augen-
blicke, gedenken weder der Vergangenheit, noch sorgen sie um die
Zukunft und gleichen den Kindern, die zwar meist fröhlich und
heiter, bei denen aber schroffe Übergänge aus einer Stimmung in
die andere gewöhnlich sind. Der Mongole ist dagegen vorzugsweise
Melancholiker. Seine Seelenstimmung ist auf die Vergangenheit
gerichtet; für die Gegenwart zeigt er wenig Verständnis, und
Neuerungen ist er sehr schwer zugänglich. Ausdauernd und schwer-
fällig, hält er treu am Althergebrachten fest, wie uns das auffällig
bei den Chinesen entgegentritt. Der Malaie ist verwegen, voll
Leidenschaft in Liebe und Haß, in Spiel und Kampf; und man
kann ihn darum mit Recht als den Choleriker unter den Völkern
der Erde bezeichnen. Der Amerikaner endlich ist phlegmatisch.
Seine wesentlichste Stimmung ist der Gleichmut, der bis zur
Empfindungslosigkeit geht. Wie alle Phlegmatiker ist er jeder
Übereilung im Denken, Reden und Handeln feind. Mit dem Tem-
perament dieser Rasse hängt ihr rasches Verschwinden nach dem
Vordringen der Europäer zusammen. Schwer dürfte es sein, sich
bei der großen mittelländischen Rasse für ein bestimmtes Tempera-
ment zu entscheiden; sie umfaßt so verschieden geartete Nationen,
und leichter dürfte es fallen, einzelnen derselben ein bestimmtes
Temperament zuzusprechen. Bekannt ist ja, daß die Franzosen als
sanguinisch, die Engländer als melancholisch, die Deutschen als
phlegmatisch und die Italiener als cholerisch bezeichnet werden.

Wo sich verschiedene Rassen begegnen, entstehen Mischlinge,
deren Zahl sich fortwährend auf Kosten der reinen Rassen ver-
größert, sodaß ein allmählicher Ausgleich stattfindet. In Amerika,
wo drei Rassen sich berühren, gibt es für die Mischlinge aus
diesen, wie für die Grade der Mischung besondere Bezeichnungen.
Nachkommen von Weißen und Negern nennt man Mulatten,
Nachkommen von Weißen und Indianern Mestizen und solche
von Indianern und Negern Zambos. Die Mischlinge von Mulatten
und Weißen, die den letzteren immer ähnlicher werden, hat man
je nach dem Grade der Mischung Tercerones, Quar-
terones
und Quinterones genannt. Bei ihnen erkennt man
nur noch in den braungefärbten Fingernägeln die Spuren der
Negerrasse.

Gültigheit haben kann, aber nicht ohne weiteres von der Hand zu
weisen ist. Am deutlichsten bestätigt die Richtigkeit dieser An-
sicht die Negerrasse. Neger sind Sanguiniker; sie leben dem Augen-
blicke, gedenken weder der Vergangenheit, noch sorgen sie um die
Zukunft und gleichen den Kindern, die zwar meist fröhlich und
heiter, bei denen aber schroffe Übergänge aus einer Stimmung in
die andere gewöhnlich sind. Der Mongole ist dagegen vorzugsweise
Melancholiker. Seine Seelenstimmung ist auf die Vergangenheit
gerichtet; für die Gegenwart zeigt er wenig Verständnis, und
Neuerungen ist er sehr schwer zugänglich. Ausdauernd und schwer-
fällig, hält er treu am Althergebrachten fest, wie uns das auffällig
bei den Chinesen entgegentritt. Der Malaie ist verwegen, voll
Leidenschaft in Liebe und Haß, in Spiel und Kampf; und man
kann ihn darum mit Recht als den Choleriker unter den Völkern
der Erde bezeichnen. Der Amerikaner endlich ist phlegmatisch.
Seine wesentlichste Stimmung ist der Gleichmut, der bis zur
Empfindungslosigkeit geht. Wie alle Phlegmatiker ist er jeder
Übereilung im Denken, Reden und Handeln feind. Mit dem Tem-
perament dieser Rasse hängt ihr rasches Verschwinden nach dem
Vordringen der Europäer zusammen. Schwer dürfte es sein, sich
bei der großen mittelländischen Rasse für ein bestimmtes Tempera-
ment zu entscheiden; sie umfaßt so verschieden geartete Nationen,
und leichter dürfte es fallen, einzelnen derselben ein bestimmtes
Temperament zuzusprechen. Bekannt ist ja, daß die Franzosen als
sanguinisch, die Engländer als melancholisch, die Deutschen als
phlegmatisch und die Italiener als cholerisch bezeichnet werden.

Wo sich verschiedene Rassen begegnen, entstehen Mischlinge,
deren Zahl sich fortwährend auf Kosten der reinen Rassen ver-
größert, sodaß ein allmählicher Ausgleich stattfindet. In Amerika,
wo drei Rassen sich berühren, gibt es für die Mischlinge aus
diesen, wie für die Grade der Mischung besondere Bezeichnungen.
Nachkommen von Weißen und Negern nennt man Mulatten,
Nachkommen von Weißen und Indianern Mestizen und solche
von Indianern und Negern Zambos. Die Mischlinge von Mulatten
und Weißen, die den letzteren immer ähnlicher werden, hat man
je nach dem Grade der Mischung Tercerones, Quar-
terones
und Quinterones genannt. Bei ihnen erkennt man
nur noch in den braungefärbten Fingernägeln die Spuren der
Negerrasse.

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 16 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/20>, abgerufen am 26.04.2024.