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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Das Feldersystem.
rung und dadurch demselben mehreren Dünger geben, oft im bessern Stande er-
halten werden, als durch die immer um's dritte Jahr wiederkehrende Brachbearbei-
tung. Es gehört dann aber ein vorzüglicher Fleiß und Aufmerksamkeit, mehrere
arbeitende Kräfte und eine günstige Witterung dazu, um den Boden, in den Zwi-
schenzeiten zwischen Ernte und Saat, möglichst zu bearbeiten. Diese Gelegen-
heit giebt besonders die späte Aussaat der vierzeiligen Gerste, die allenfalls eine
dreimalige Beackerung im Frühjahre verstattet, außer der bereits im Herbste gege-
benen ersten Fahre. In der That ist diese halbe Brache in mehreren Gegenden,
wo man die regulaire Brache erst nach der Mitte des Sommers zu bearbeiten an-
fängt, wirksamer wie diese. Deshalb ist diese späte Gerste, welche häufig in der
Mitte des Junius erst gesäet wird, solchen Wirthschaften, ihres unsichern Gedei-
hens ungeachtet, dennoch sehr zu empfehlen. Wenn hierzu nun in dem Jahre,
wo vollkommene Brache wirklich gehalten wird, eine recht sorgfältige, mindestens
viermalige Beackerung bei warmer trockener Witterung kommt, so kann der Bo-
den in Kraft und Reinheit bleiben, und es können in einem, zuweilen auch zwei
folgenden Brachjahren Hülsenfrüchte, Klee und andere sogenannte Brachgewächse
ohne Bedenken gebauet werden.

§. 311.

Daraus ist dann das zusammengesetztere Dreifeldersystem, oder richtiger dasZusammenge-
setztes Drei-
feldersystem.

sechs-, neun- und zwölffeldrige, welches in manchen Wirthschaften ziemlich re-
gulär befolgt wird, entstanden. Diese Systeme haben folgende Rotationen:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Erbsen und Klee.
5) Winterung. 6) Sommerung.

Oder:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win-
terung. 6) Sommerung. 7) Erbsen. 8) Winterung. 9) Som-
merung.

Oder:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win-
terung. 6) Sommerung. 7) Brache. 8) Winterung. 9 Som-
merung. 10) Erbsen. 11) Winterung. 12) Sommerung.

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Das Felderſyſtem.
rung und dadurch demſelben mehreren Duͤnger geben, oft im beſſern Stande er-
halten werden, als durch die immer um’s dritte Jahr wiederkehrende Brachbearbei-
tung. Es gehoͤrt dann aber ein vorzuͤglicher Fleiß und Aufmerkſamkeit, mehrere
arbeitende Kraͤfte und eine guͤnſtige Witterung dazu, um den Boden, in den Zwi-
ſchenzeiten zwiſchen Ernte und Saat, moͤglichſt zu bearbeiten. Dieſe Gelegen-
heit giebt beſonders die ſpaͤte Ausſaat der vierzeiligen Gerſte, die allenfalls eine
dreimalige Beackerung im Fruͤhjahre verſtattet, außer der bereits im Herbſte gege-
benen erſten Fahre. In der That iſt dieſe halbe Brache in mehreren Gegenden,
wo man die regulaire Brache erſt nach der Mitte des Sommers zu bearbeiten an-
faͤngt, wirkſamer wie dieſe. Deshalb iſt dieſe ſpaͤte Gerſte, welche haͤufig in der
Mitte des Junius erſt geſaͤet wird, ſolchen Wirthſchaften, ihres unſichern Gedei-
hens ungeachtet, dennoch ſehr zu empfehlen. Wenn hierzu nun in dem Jahre,
wo vollkommene Brache wirklich gehalten wird, eine recht ſorgfaͤltige, mindeſtens
viermalige Beackerung bei warmer trockener Witterung kommt, ſo kann der Bo-
den in Kraft und Reinheit bleiben, und es koͤnnen in einem, zuweilen auch zwei
folgenden Brachjahren Huͤlſenfruͤchte, Klee und andere ſogenannte Brachgewaͤchſe
ohne Bedenken gebauet werden.

§. 311.

Daraus iſt dann das zuſammengeſetztere Dreifelderſyſtem, oder richtiger dasZuſammenge-
ſetztes Drei-
felderſyſtem.

ſechs-, neun- und zwoͤlffeldrige, welches in manchen Wirthſchaften ziemlich re-
gulaͤr befolgt wird, entſtanden. Dieſe Syſteme haben folgende Rotationen:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Erbſen und Klee.
5) Winterung. 6) Sommerung.

Oder:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win-
terung. 6) Sommerung. 7) Erbſen. 8) Winterung. 9) Som-
merung.

Oder:

1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win-
terung. 6) Sommerung. 7) Brache. 8) Winterung. 9 Som-
merung. 10) Erbſen. 11) Winterung. 12) Sommerung.

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[299/0345] Das Felderſyſtem. rung und dadurch demſelben mehreren Duͤnger geben, oft im beſſern Stande er- halten werden, als durch die immer um’s dritte Jahr wiederkehrende Brachbearbei- tung. Es gehoͤrt dann aber ein vorzuͤglicher Fleiß und Aufmerkſamkeit, mehrere arbeitende Kraͤfte und eine guͤnſtige Witterung dazu, um den Boden, in den Zwi- ſchenzeiten zwiſchen Ernte und Saat, moͤglichſt zu bearbeiten. Dieſe Gelegen- heit giebt beſonders die ſpaͤte Ausſaat der vierzeiligen Gerſte, die allenfalls eine dreimalige Beackerung im Fruͤhjahre verſtattet, außer der bereits im Herbſte gege- benen erſten Fahre. In der That iſt dieſe halbe Brache in mehreren Gegenden, wo man die regulaire Brache erſt nach der Mitte des Sommers zu bearbeiten an- faͤngt, wirkſamer wie dieſe. Deshalb iſt dieſe ſpaͤte Gerſte, welche haͤufig in der Mitte des Junius erſt geſaͤet wird, ſolchen Wirthſchaften, ihres unſichern Gedei- hens ungeachtet, dennoch ſehr zu empfehlen. Wenn hierzu nun in dem Jahre, wo vollkommene Brache wirklich gehalten wird, eine recht ſorgfaͤltige, mindeſtens viermalige Beackerung bei warmer trockener Witterung kommt, ſo kann der Bo- den in Kraft und Reinheit bleiben, und es koͤnnen in einem, zuweilen auch zwei folgenden Brachjahren Huͤlſenfruͤchte, Klee und andere ſogenannte Brachgewaͤchſe ohne Bedenken gebauet werden. §. 311. Daraus iſt dann das zuſammengeſetztere Dreifelderſyſtem, oder richtiger das ſechs-, neun- und zwoͤlffeldrige, welches in manchen Wirthſchaften ziemlich re- gulaͤr befolgt wird, entſtanden. Dieſe Syſteme haben folgende Rotationen: Zuſammenge- ſetztes Drei- felderſyſtem. 1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Erbſen und Klee. 5) Winterung. 6) Sommerung. Oder: 1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win- terung. 6) Sommerung. 7) Erbſen. 8) Winterung. 9) Som- merung. Oder: 1) Brache. 2) Winterung. 3) Sommerung. 4) Klee. 5) Win- terung. 6) Sommerung. 7) Brache. 8) Winterung. 9 Som- merung. 10) Erbſen. 11) Winterung. 12) Sommerung. P p 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/345>, abgerufen am 29.04.2024.