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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Urbarmachung unangebauter Ländereien.
der über die Anwendung derselben auf kultivirtem Boden verschiedener Art gesagt
hat. Auch findet man in Dicksons praktischem Ackerbau, Bd. I. S. 238 u. f.,
eine Beschreibung derselben. Ich kann folglich erwarten, daß alle diejenigen,
welche dieses besondere periodisch wiederkehrende Verbesserungsmittel des Ackers
anwenden wollen, diese Schriften schon gelesen haben, und finde daher eine aber-
malige Wiederholung unnöthig.

In sofern indessen diese Operation zur Urbarmachung des wüsten Landes be-
sonders wirksam und anwendbar ist, und auf eine zwar minder vollkommene, aber
auch im Großen minder schwierige Art angewandt werden kann, muß ich hier der
besondern Methode gedenken, welche in diesem Falle mit möglich mindester Kost-
spieligkeit statt findet.

Es wird die Grasnarbe durch sogenanntes Halbpflügen, Bälken oder Ris-
pen, vergl. Bd. III. S. 101, aufgebrochen, indem man wechselsweise einen
Streifen mit dem Pfluge ausstreicht, den andern aber stehen läßt und diesen mit
jenem bedeckt. Es kann mit jedem gewöhnlichen Pfluge geschehen, der aber
etwas schräg gehalten wird, so daß er an der Landseite tiefer, an der Streich-
brettsseite aber flach mit seinem Schaare eingreift, so daß die äußere Ecke des
Schaars fast über den Boden wegstreife. Man macht diese Schaar breit und
möglichst scharf, und kann demselben auch eine solche schräge Stellung, die zum
ordentlichen Pflügen fehlerhaft seyn würde, geben. Der ausgeschnittene Strei-
fen muß an der Landseite höchstens 2 Zoll dick seyn, und an der andern Seite
ganz dünn auslaufen. Kurz es muß hier gerade so gepflügt werden, wie es sonst
fehlerhaft nur zu häufig geschieht. Nachdem das gebälkte Land eine Zeitlang so
gelegen hat, muß man es mit der schweren Bootegge, die man überhaupt bei
neuen Aufbrüchen vornämlich braucht, ins Kreuz durcharbeiten, und damit den
aufgebälkten Streifen zerreißen. Darauf wird der mürbe gewordene Rasen, um
die Wurzeln und Fasern von der Erde loszumachen, mit kleinen aber eingreifenden
Eggen bearbeitet. Wenn der Acker hierdurch wieder eben geworden ist, so streicht
man den stehend gebliebenen Streifen auf eben die Weise aus, und behandelt das
Feld mit der großen und den kleinen Eggen nochmals auf eben die Art. Nun ist
es mit losgerissenen Graswurzeln und dem losen trocknen Gewebe der Grasnarbe
bedeckt. Diese werden bei trockener Witterung -- denn es versteht sich, daß man

Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
der uͤber die Anwendung derſelben auf kultivirtem Boden verſchiedener Art geſagt
hat. Auch findet man in Dickſons praktiſchem Ackerbau, Bd. I. S. 238 u. f.,
eine Beſchreibung derſelben. Ich kann folglich erwarten, daß alle diejenigen,
welche dieſes beſondere periodiſch wiederkehrende Verbeſſerungsmittel des Ackers
anwenden wollen, dieſe Schriften ſchon geleſen haben, und finde daher eine aber-
malige Wiederholung unnoͤthig.

In ſofern indeſſen dieſe Operation zur Urbarmachung des wuͤſten Landes be-
ſonders wirkſam und anwendbar iſt, und auf eine zwar minder vollkommene, aber
auch im Großen minder ſchwierige Art angewandt werden kann, muß ich hier der
beſondern Methode gedenken, welche in dieſem Falle mit moͤglich mindeſter Koſt-
ſpieligkeit ſtatt findet.

Es wird die Grasnarbe durch ſogenanntes Halbpfluͤgen, Baͤlken oder Ris-
pen, vergl. Bd. III. S. 101, aufgebrochen, indem man wechſelsweiſe einen
Streifen mit dem Pfluge ausſtreicht, den andern aber ſtehen laͤßt und dieſen mit
jenem bedeckt. Es kann mit jedem gewoͤhnlichen Pfluge geſchehen, der aber
etwas ſchraͤg gehalten wird, ſo daß er an der Landſeite tiefer, an der Streich-
brettsſeite aber flach mit ſeinem Schaare eingreift, ſo daß die aͤußere Ecke des
Schaars faſt uͤber den Boden wegſtreife. Man macht dieſe Schaar breit und
moͤglichſt ſcharf, und kann demſelben auch eine ſolche ſchraͤge Stellung, die zum
ordentlichen Pfluͤgen fehlerhaft ſeyn wuͤrde, geben. Der ausgeſchnittene Strei-
fen muß an der Landſeite hoͤchſtens 2 Zoll dick ſeyn, und an der andern Seite
ganz duͤnn auslaufen. Kurz es muß hier gerade ſo gepfluͤgt werden, wie es ſonſt
fehlerhaft nur zu haͤufig geſchieht. Nachdem das gebaͤlkte Land eine Zeitlang ſo
gelegen hat, muß man es mit der ſchweren Bootegge, die man uͤberhaupt bei
neuen Aufbruͤchen vornaͤmlich braucht, ins Kreuz durcharbeiten, und damit den
aufgebaͤlkten Streifen zerreißen. Darauf wird der muͤrbe gewordene Raſen, um
die Wurzeln und Faſern von der Erde loszumachen, mit kleinen aber eingreifenden
Eggen bearbeitet. Wenn der Acker hierdurch wieder eben geworden iſt, ſo ſtreicht
man den ſtehend gebliebenen Streifen auf eben die Weiſe aus, und behandelt das
Feld mit der großen und den kleinen Eggen nochmals auf eben die Art. Nun iſt
es mit losgeriſſenen Graswurzeln und dem loſen trocknen Gewebe der Grasnarbe
bedeckt. Dieſe werden bei trockener Witterung — denn es verſteht ſich, daß man

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[118/0140] Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. der uͤber die Anwendung derſelben auf kultivirtem Boden verſchiedener Art geſagt hat. Auch findet man in Dickſons praktiſchem Ackerbau, Bd. I. S. 238 u. f., eine Beſchreibung derſelben. Ich kann folglich erwarten, daß alle diejenigen, welche dieſes beſondere periodiſch wiederkehrende Verbeſſerungsmittel des Ackers anwenden wollen, dieſe Schriften ſchon geleſen haben, und finde daher eine aber- malige Wiederholung unnoͤthig. In ſofern indeſſen dieſe Operation zur Urbarmachung des wuͤſten Landes be- ſonders wirkſam und anwendbar iſt, und auf eine zwar minder vollkommene, aber auch im Großen minder ſchwierige Art angewandt werden kann, muß ich hier der beſondern Methode gedenken, welche in dieſem Falle mit moͤglich mindeſter Koſt- ſpieligkeit ſtatt findet. Es wird die Grasnarbe durch ſogenanntes Halbpfluͤgen, Baͤlken oder Ris- pen, vergl. Bd. III. S. 101, aufgebrochen, indem man wechſelsweiſe einen Streifen mit dem Pfluge ausſtreicht, den andern aber ſtehen laͤßt und dieſen mit jenem bedeckt. Es kann mit jedem gewoͤhnlichen Pfluge geſchehen, der aber etwas ſchraͤg gehalten wird, ſo daß er an der Landſeite tiefer, an der Streich- brettsſeite aber flach mit ſeinem Schaare eingreift, ſo daß die aͤußere Ecke des Schaars faſt uͤber den Boden wegſtreife. Man macht dieſe Schaar breit und moͤglichſt ſcharf, und kann demſelben auch eine ſolche ſchraͤge Stellung, die zum ordentlichen Pfluͤgen fehlerhaft ſeyn wuͤrde, geben. Der ausgeſchnittene Strei- fen muß an der Landſeite hoͤchſtens 2 Zoll dick ſeyn, und an der andern Seite ganz duͤnn auslaufen. Kurz es muß hier gerade ſo gepfluͤgt werden, wie es ſonſt fehlerhaft nur zu haͤufig geſchieht. Nachdem das gebaͤlkte Land eine Zeitlang ſo gelegen hat, muß man es mit der ſchweren Bootegge, die man uͤberhaupt bei neuen Aufbruͤchen vornaͤmlich braucht, ins Kreuz durcharbeiten, und damit den aufgebaͤlkten Streifen zerreißen. Darauf wird der muͤrbe gewordene Raſen, um die Wurzeln und Faſern von der Erde loszumachen, mit kleinen aber eingreifenden Eggen bearbeitet. Wenn der Acker hierdurch wieder eben geworden iſt, ſo ſtreicht man den ſtehend gebliebenen Streifen auf eben die Weiſe aus, und behandelt das Feld mit der großen und den kleinen Eggen nochmals auf eben die Art. Nun iſt es mit losgeriſſenen Graswurzeln und dem loſen trocknen Gewebe der Grasnarbe bedeckt. Dieſe werden bei trockener Witterung — denn es verſteht ſich, daß man

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/140>, abgerufen am 29.04.2024.