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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Befriedigungen. Einhägungen.

Man reinigt dann die Gräben, und wirft die Erde an die Hecke heran. Dies
muß bei jedesmaliger Reinigung des Grabens wohl beobachtet werden, und es ist sehr
fehlerhaft, diese fruchtbare Erde, welche billig zur Düngung der Hecke dienen soll,
nach außen zu werfen.

Wenn die große Lohde nun herangewachsen ist, so wird solche zweimal einge-
hauen, ein Mal dicht am Boden, und das zweite Mal einen Fuß höher. Dieses
Einhauen geschiehet so tief, daß wenig mehr als die Borke auf der einen Seite sitzen
bleibt. Der Baum wird dann nach der entgegengesetzten Seite niedergebogen, und
zwischen die stehen gebliebenen Pfähle geflochten oder angebunden. Dieser umgelegte,
noch fortvegetirende Baum giebt eine feste Bewährung, das junge Holz wächst da-
zwischen, und erhält an ihn eine Stütze.

Insbesondere wird diese Methode bei Hecken, die größtentheils aus Birken und
etwa Hasseln bestehn, gebraucht, und ich habe gesehen, daß dadurch dichte Bewäh-
rungen auf sehr sandigem Boden geschaffen worden. Wo aber der Holzwuchs in bes-
serem Boden üppig ist, da ist man von derselben abgegangen, weil der von dem um-
gelegten Stamme abtriefende Regen dem Emporkommen der jungen Schüsse nachthei-
lig seyn, und das dichte Bewachsen der Hecke hindern soll.

§. 230.

Man glaubt sich hier besser dabei zu befinden, wenn man alle 10 bis 12 Jahr
eine solche gemischte Hecke nahe über den Boden geradezu weghaut, und sie dann
ohne alle Umstände wieder aufwachsen läßt. Die Sache ist nicht nur weniger müh-
sam, sondern man hat auch eine größere Holzbenutzung davon, und sie paßt sich bei
der Koppelwirthschaft um so besser, da man der Hecken in den Jahren, wo das Land
unter dem Pfluge steht, nicht bedarf, und sie gern ganz wegschafft. Man nennt da-
selbst diese abzuholzenden, auf einem Erdwall angelegten Hecken Knicke. Ich ver-
muthe, daß dieser Ausdruck von der ursprünglichen Methode des Einknickens (Ein-
brechens und Umbiegens) herkommt, daß man aber diesen Ausdruck beibehalten habe,
nachdem man jene Methode aus einer oder der andern Ursache abschaffte.

§. 231.

Will man eine Hecke auf ebener Erde ohne Wall und Graben anlegen, so muß
sie in ihrem jungen Zustande nothwendig gegen die Beschädigungen des Viehes, häu-

Befriedigungen. Einhaͤgungen.

Man reinigt dann die Graͤben, und wirft die Erde an die Hecke heran. Dies
muß bei jedesmaliger Reinigung des Grabens wohl beobachtet werden, und es iſt ſehr
fehlerhaft, dieſe fruchtbare Erde, welche billig zur Duͤngung der Hecke dienen ſoll,
nach außen zu werfen.

Wenn die große Lohde nun herangewachſen iſt, ſo wird ſolche zweimal einge-
hauen, ein Mal dicht am Boden, und das zweite Mal einen Fuß hoͤher. Dieſes
Einhauen geſchiehet ſo tief, daß wenig mehr als die Borke auf der einen Seite ſitzen
bleibt. Der Baum wird dann nach der entgegengeſetzten Seite niedergebogen, und
zwiſchen die ſtehen gebliebenen Pfaͤhle geflochten oder angebunden. Dieſer umgelegte,
noch fortvegetirende Baum giebt eine feſte Bewaͤhrung, das junge Holz waͤchſt da-
zwiſchen, und erhaͤlt an ihn eine Stuͤtze.

Insbeſondere wird dieſe Methode bei Hecken, die groͤßtentheils aus Birken und
etwa Haſſeln beſtehn, gebraucht, und ich habe geſehen, daß dadurch dichte Bewaͤh-
rungen auf ſehr ſandigem Boden geſchaffen worden. Wo aber der Holzwuchs in beſ-
ſerem Boden uͤppig iſt, da iſt man von derſelben abgegangen, weil der von dem um-
gelegten Stamme abtriefende Regen dem Emporkommen der jungen Schuͤſſe nachthei-
lig ſeyn, und das dichte Bewachſen der Hecke hindern ſoll.

§. 230.

Man glaubt ſich hier beſſer dabei zu befinden, wenn man alle 10 bis 12 Jahr
eine ſolche gemiſchte Hecke nahe uͤber den Boden geradezu weghaut, und ſie dann
ohne alle Umſtaͤnde wieder aufwachſen laͤßt. Die Sache iſt nicht nur weniger muͤh-
ſam, ſondern man hat auch eine groͤßere Holzbenutzung davon, und ſie paßt ſich bei
der Koppelwirthſchaft um ſo beſſer, da man der Hecken in den Jahren, wo das Land
unter dem Pfluge ſteht, nicht bedarf, und ſie gern ganz wegſchafft. Man nennt da-
ſelbſt dieſe abzuholzenden, auf einem Erdwall angelegten Hecken Knicke. Ich ver-
muthe, daß dieſer Ausdruck von der urſpruͤnglichen Methode des Einknickens (Ein-
brechens und Umbiegens) herkommt, daß man aber dieſen Ausdruck beibehalten habe,
nachdem man jene Methode aus einer oder der andern Urſache abſchaffte.

§. 231.

Will man eine Hecke auf ebener Erde ohne Wall und Graben anlegen, ſo muß
ſie in ihrem jungen Zuſtande nothwendig gegen die Beſchaͤdigungen des Viehes, haͤu-

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[142/0164] Befriedigungen. Einhaͤgungen. Man reinigt dann die Graͤben, und wirft die Erde an die Hecke heran. Dies muß bei jedesmaliger Reinigung des Grabens wohl beobachtet werden, und es iſt ſehr fehlerhaft, dieſe fruchtbare Erde, welche billig zur Duͤngung der Hecke dienen ſoll, nach außen zu werfen. Wenn die große Lohde nun herangewachſen iſt, ſo wird ſolche zweimal einge- hauen, ein Mal dicht am Boden, und das zweite Mal einen Fuß hoͤher. Dieſes Einhauen geſchiehet ſo tief, daß wenig mehr als die Borke auf der einen Seite ſitzen bleibt. Der Baum wird dann nach der entgegengeſetzten Seite niedergebogen, und zwiſchen die ſtehen gebliebenen Pfaͤhle geflochten oder angebunden. Dieſer umgelegte, noch fortvegetirende Baum giebt eine feſte Bewaͤhrung, das junge Holz waͤchſt da- zwiſchen, und erhaͤlt an ihn eine Stuͤtze. Insbeſondere wird dieſe Methode bei Hecken, die groͤßtentheils aus Birken und etwa Haſſeln beſtehn, gebraucht, und ich habe geſehen, daß dadurch dichte Bewaͤh- rungen auf ſehr ſandigem Boden geſchaffen worden. Wo aber der Holzwuchs in beſ- ſerem Boden uͤppig iſt, da iſt man von derſelben abgegangen, weil der von dem um- gelegten Stamme abtriefende Regen dem Emporkommen der jungen Schuͤſſe nachthei- lig ſeyn, und das dichte Bewachſen der Hecke hindern ſoll. §. 230. Man glaubt ſich hier beſſer dabei zu befinden, wenn man alle 10 bis 12 Jahr eine ſolche gemiſchte Hecke nahe uͤber den Boden geradezu weghaut, und ſie dann ohne alle Umſtaͤnde wieder aufwachſen laͤßt. Die Sache iſt nicht nur weniger muͤh- ſam, ſondern man hat auch eine groͤßere Holzbenutzung davon, und ſie paßt ſich bei der Koppelwirthſchaft um ſo beſſer, da man der Hecken in den Jahren, wo das Land unter dem Pfluge ſteht, nicht bedarf, und ſie gern ganz wegſchafft. Man nennt da- ſelbſt dieſe abzuholzenden, auf einem Erdwall angelegten Hecken Knicke. Ich ver- muthe, daß dieſer Ausdruck von der urſpruͤnglichen Methode des Einknickens (Ein- brechens und Umbiegens) herkommt, daß man aber dieſen Ausdruck beibehalten habe, nachdem man jene Methode aus einer oder der andern Urſache abſchaffte. §. 231. Will man eine Hecke auf ebener Erde ohne Wall und Graben anlegen, ſo muß ſie in ihrem jungen Zuſtande nothwendig gegen die Beſchaͤdigungen des Viehes, haͤu-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/164>, abgerufen am 04.12.2024.