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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Der Wiesenbau.
der Auskehricht aus den Häusern, die Sägespähne, Haare und was sich sonst auf
dem Hofe anhäuft. Die mit vielem Unkraut vermengte Spreu, den Auskehricht der
Scheuren und Heuböden giebt man ebenfalls den Wiesen, da sie auf dem Acker zu
vieles Unkraut erzeugen würden.

Ferner bestimmt man die Jauche, die unmittelbar aus den Ställen oder bei reg-
nigter Witterung aus dem Misthaufen abzieht, vorzüglich zur Düngung der Wiesen,
und am häufigsten die Jauche aus den Schweineställen, die man gewöhnlich in eige-
nen Behältern auffängt. Diese wirksame Düngung kommt insbesondere den nah am
Hofe gelegenen Wiesen zu statten. Zuweilen giebt ein vorbeifließender Bach oder
ein zu diesem Zwecke angelegter Graben, der das Regenwasser abzieht, und dieses
über eine solche nah gelegene Wiese verbreitet, Gelegenheit, die Jauche hineinleiten
und sie so, mit dem Wasser verdünnt, sich auf der Wiese verbreiten zu lassen.

Wo man diese Düngung mit Fleiß und Sorgfalt betreibt, da wird aus allen
diesen Materialien mit einem starken Zusatze angemessener Erde ein Compost bereitet,
wodurch eine bessere Vertheilung möglich wird, eine schnellere und stärkere Wir-
kung erfolgt.

Ein vorzügliches Düngungsmittel für die Wiesen ist auch der Schaafpferch,
der jedoch nur auf trockenen oder trocken gelegten Wiesen, im Herbste sowohl wie im
Frühjahr, anwendbar ist. Man braucht ihn nicht stark zu machen, und zwei Nächte
mit 400 Schaafen reichen auf 1 Morgen zu.

Die zersetzenden Düngungsmittel, Kalk, Gyps, Mergel, Torfasche, und die
so kräftige Seifensiederasche bringen besonders auf solchen Wiesen den größten Vor-
theil, denen es an Humus nicht fehlt, die aber auch nicht zu feucht sind. Auf ma-
geren und auf feuchten Wiesen siehet man die große Wirkung von ihnen nicht, die sie
auf andern thun. Sie zerstören vorzüglich das Moos, und bewirken dessen schnellere
Vermoderung, weshalb sie auf stark bemooseten Wiesen am wirksamsten sind, wenn
man sie vorher trocken gelegt hat. Man wendet sie allein an, und wechselt dann am
besten mit einer Mistdüngung ab, oder man setzt sie den Mengehaufen zu. Auch
äußert der Gyps und die Salinenabfälle auf den Wiesen eine große Wirkung, beson-
ders auf solchen, wo sich ein Stamm von Klee, Wicken und Lotusarten befindet, die
er vor allen andern Pflanzen hervorlockt. Mit der reinen Kalkdüngung muß vorsich-
tig verfahren, und der Kalk nur dünne überstreuet werden; es sey denn, daß dickes

Moos

Der Wieſenbau.
der Auskehricht aus den Haͤuſern, die Saͤgeſpaͤhne, Haare und was ſich ſonſt auf
dem Hofe anhaͤuft. Die mit vielem Unkraut vermengte Spreu, den Auskehricht der
Scheuren und Heuboͤden giebt man ebenfalls den Wieſen, da ſie auf dem Acker zu
vieles Unkraut erzeugen wuͤrden.

Ferner beſtimmt man die Jauche, die unmittelbar aus den Staͤllen oder bei reg-
nigter Witterung aus dem Miſthaufen abzieht, vorzuͤglich zur Duͤngung der Wieſen,
und am haͤufigſten die Jauche aus den Schweineſtaͤllen, die man gewoͤhnlich in eige-
nen Behaͤltern auffaͤngt. Dieſe wirkſame Duͤngung kommt insbeſondere den nah am
Hofe gelegenen Wieſen zu ſtatten. Zuweilen giebt ein vorbeifließender Bach oder
ein zu dieſem Zwecke angelegter Graben, der das Regenwaſſer abzieht, und dieſes
uͤber eine ſolche nah gelegene Wieſe verbreitet, Gelegenheit, die Jauche hineinleiten
und ſie ſo, mit dem Waſſer verduͤnnt, ſich auf der Wieſe verbreiten zu laſſen.

Wo man dieſe Duͤngung mit Fleiß und Sorgfalt betreibt, da wird aus allen
dieſen Materialien mit einem ſtarken Zuſatze angemeſſener Erde ein Compoſt bereitet,
wodurch eine beſſere Vertheilung moͤglich wird, eine ſchnellere und ſtaͤrkere Wir-
kung erfolgt.

Ein vorzuͤgliches Duͤngungsmittel fuͤr die Wieſen iſt auch der Schaafpferch,
der jedoch nur auf trockenen oder trocken gelegten Wieſen, im Herbſte ſowohl wie im
Fruͤhjahr, anwendbar iſt. Man braucht ihn nicht ſtark zu machen, und zwei Naͤchte
mit 400 Schaafen reichen auf 1 Morgen zu.

Die zerſetzenden Duͤngungsmittel, Kalk, Gyps, Mergel, Torfaſche, und die
ſo kraͤftige Seifenſiederaſche bringen beſonders auf ſolchen Wieſen den groͤßten Vor-
theil, denen es an Humus nicht fehlt, die aber auch nicht zu feucht ſind. Auf ma-
geren und auf feuchten Wieſen ſiehet man die große Wirkung von ihnen nicht, die ſie
auf andern thun. Sie zerſtoͤren vorzuͤglich das Moos, und bewirken deſſen ſchnellere
Vermoderung, weshalb ſie auf ſtark bemooſeten Wieſen am wirkſamſten ſind, wenn
man ſie vorher trocken gelegt hat. Man wendet ſie allein an, und wechſelt dann am
beſten mit einer Miſtduͤngung ab, oder man ſetzt ſie den Mengehaufen zu. Auch
aͤußert der Gyps und die Salinenabfaͤlle auf den Wieſen eine große Wirkung, beſon-
ders auf ſolchen, wo ſich ein Stamm von Klee, Wicken und Lotusarten befindet, die
er vor allen andern Pflanzen hervorlockt. Mit der reinen Kalkduͤngung muß vorſich-
tig verfahren, und der Kalk nur duͤnne uͤberſtreuet werden; es ſey denn, daß dickes

Moos
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[248/0270] Der Wieſenbau. der Auskehricht aus den Haͤuſern, die Saͤgeſpaͤhne, Haare und was ſich ſonſt auf dem Hofe anhaͤuft. Die mit vielem Unkraut vermengte Spreu, den Auskehricht der Scheuren und Heuboͤden giebt man ebenfalls den Wieſen, da ſie auf dem Acker zu vieles Unkraut erzeugen wuͤrden. Ferner beſtimmt man die Jauche, die unmittelbar aus den Staͤllen oder bei reg- nigter Witterung aus dem Miſthaufen abzieht, vorzuͤglich zur Duͤngung der Wieſen, und am haͤufigſten die Jauche aus den Schweineſtaͤllen, die man gewoͤhnlich in eige- nen Behaͤltern auffaͤngt. Dieſe wirkſame Duͤngung kommt insbeſondere den nah am Hofe gelegenen Wieſen zu ſtatten. Zuweilen giebt ein vorbeifließender Bach oder ein zu dieſem Zwecke angelegter Graben, der das Regenwaſſer abzieht, und dieſes uͤber eine ſolche nah gelegene Wieſe verbreitet, Gelegenheit, die Jauche hineinleiten und ſie ſo, mit dem Waſſer verduͤnnt, ſich auf der Wieſe verbreiten zu laſſen. Wo man dieſe Duͤngung mit Fleiß und Sorgfalt betreibt, da wird aus allen dieſen Materialien mit einem ſtarken Zuſatze angemeſſener Erde ein Compoſt bereitet, wodurch eine beſſere Vertheilung moͤglich wird, eine ſchnellere und ſtaͤrkere Wir- kung erfolgt. Ein vorzuͤgliches Duͤngungsmittel fuͤr die Wieſen iſt auch der Schaafpferch, der jedoch nur auf trockenen oder trocken gelegten Wieſen, im Herbſte ſowohl wie im Fruͤhjahr, anwendbar iſt. Man braucht ihn nicht ſtark zu machen, und zwei Naͤchte mit 400 Schaafen reichen auf 1 Morgen zu. Die zerſetzenden Duͤngungsmittel, Kalk, Gyps, Mergel, Torfaſche, und die ſo kraͤftige Seifenſiederaſche bringen beſonders auf ſolchen Wieſen den groͤßten Vor- theil, denen es an Humus nicht fehlt, die aber auch nicht zu feucht ſind. Auf ma- geren und auf feuchten Wieſen ſiehet man die große Wirkung von ihnen nicht, die ſie auf andern thun. Sie zerſtoͤren vorzuͤglich das Moos, und bewirken deſſen ſchnellere Vermoderung, weshalb ſie auf ſtark bemooſeten Wieſen am wirkſamſten ſind, wenn man ſie vorher trocken gelegt hat. Man wendet ſie allein an, und wechſelt dann am beſten mit einer Miſtduͤngung ab, oder man ſetzt ſie den Mengehaufen zu. Auch aͤußert der Gyps und die Salinenabfaͤlle auf den Wieſen eine große Wirkung, beſon- ders auf ſolchen, wo ſich ein Stamm von Klee, Wicken und Lotusarten befindet, die er vor allen andern Pflanzen hervorlockt. Mit der reinen Kalkduͤngung muß vorſich- tig verfahren, und der Kalk nur duͤnne uͤberſtreuet werden; es ſey denn, daß dickes Moos

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/270>, abgerufen am 30.04.2024.