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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hackfruchtbau.

Wenn man den Bau einer solchen Frucht im Großen beschlossen, das er-
forderliche Land dazu bestimmt und bereitet hat, ist es höchst verdrießlich, mit
Pflanzen zu kurz zu kommen. Daß man daher für guten Saamen sorge, die-
sen wo möglich selbst erziele, oder doch direkte von bekannten Anbauern, nicht
von Saamenhändlern, die damit selbst oft hintergangen werden, nehme, ist
sehr wichtig. Aber auch bei dem besten Saamen mißrathen die Saaten zuwei-
len, und vorzüglich ist den Pflanzen aus dem Rüben- und Kohlgeschlechte der
Erdfloh bei ihrem ersten Aufkeimen gefährlich, gegen welchen bei trockner Wit-
terung kein andres Hülfsmittel sicher ist, als vielleicht das Saamenbeet gleich
mit Reisern zu bedecken, einen Zoll dick Stroh darüber herzulegen und dieses
immer feucht zu erhalten, bis die Pflanzen das vierte Blatt bekommen haben,
wo sie dieses Insekt zwar noch angreift, aber nicht leicht völlig zerstört.

Daß man zum Saamenbeete gut bereiteten, weder zu feuchten noch zu
trocknen, nicht frisch gedüngten aber in guter Düngkraft stehenden Boden
nehme, versteht sich von selbst.

Die Aussaat mancher Pflanzen muß so früh als möglich geschehen. Ge-
gen spätern Frost schützt man sie auch durch jene Bedeckung. Kalke Mistbeete
(Kouschen) sind zwar sehr zweckmäßig, aber im Großen nicht leicht anwend-
bar. Die frühe Aussaat muß um so mehr geschehen, wenn man eine Zerstö-
rung derselben durch den Erdfloh zu besorgen hat, damit man eine zweite und
sogar eine dritte, wozu der Saamen vorräthig seyn muß, machen könne.

Im allgemeinen Durchschnitte kann man annehmen, daß man zur Bestel-
lung eines Morgens 4 Quadratruthen zum Saamenbeete nehmen müsse. Sie
werden zuweilen einen Ueberfluß von Pflanzen geben, wobei aber ein sehr ge-
ringer Verlust ist, indem man das Land noch anderweitig und die überflüssigen
Pflanzen selbst zur grünen Fütterung gebrauchen kann.

Wenn man die Arbeit des Jätens daran wenden kann, so verlohnt sie sich
durch starke Pflanzen. Ich habe mich aber oft mit dem bloßen Abmähen des
die Pflanzen überwachsenden Unkrauts, besonders der Melde und des Hederichs,
begnügt, und es zureichend gefunden.


§. 180.
Hackfruchtbau.

Wenn man den Bau einer ſolchen Frucht im Großen beſchloſſen, das er-
forderliche Land dazu beſtimmt und bereitet hat, iſt es hoͤchſt verdrießlich, mit
Pflanzen zu kurz zu kommen. Daß man daher fuͤr guten Saamen ſorge, die-
ſen wo moͤglich ſelbſt erziele, oder doch direkte von bekannten Anbauern, nicht
von Saamenhaͤndlern, die damit ſelbſt oft hintergangen werden, nehme, iſt
ſehr wichtig. Aber auch bei dem beſten Saamen mißrathen die Saaten zuwei-
len, und vorzuͤglich iſt den Pflanzen aus dem Ruͤben- und Kohlgeſchlechte der
Erdfloh bei ihrem erſten Aufkeimen gefaͤhrlich, gegen welchen bei trockner Wit-
terung kein andres Huͤlfsmittel ſicher iſt, als vielleicht das Saamenbeet gleich
mit Reiſern zu bedecken, einen Zoll dick Stroh daruͤber herzulegen und dieſes
immer feucht zu erhalten, bis die Pflanzen das vierte Blatt bekommen haben,
wo ſie dieſes Inſekt zwar noch angreift, aber nicht leicht voͤllig zerſtoͤrt.

Daß man zum Saamenbeete gut bereiteten, weder zu feuchten noch zu
trocknen, nicht friſch geduͤngten aber in guter Duͤngkraft ſtehenden Boden
nehme, verſteht ſich von ſelbſt.

Die Ausſaat mancher Pflanzen muß ſo fruͤh als moͤglich geſchehen. Ge-
gen ſpaͤtern Froſt ſchuͤtzt man ſie auch durch jene Bedeckung. Kalke Miſtbeete
(Kouſchen) ſind zwar ſehr zweckmaͤßig, aber im Großen nicht leicht anwend-
bar. Die fruͤhe Ausſaat muß um ſo mehr geſchehen, wenn man eine Zerſtoͤ-
rung derſelben durch den Erdfloh zu beſorgen hat, damit man eine zweite und
ſogar eine dritte, wozu der Saamen vorraͤthig ſeyn muß, machen koͤnne.

Im allgemeinen Durchſchnitte kann man annehmen, daß man zur Beſtel-
lung eines Morgens 4 Quadratruthen zum Saamenbeete nehmen muͤſſe. Sie
werden zuweilen einen Ueberfluß von Pflanzen geben, wobei aber ein ſehr ge-
ringer Verluſt iſt, indem man das Land noch anderweitig und die uͤberfluͤſſigen
Pflanzen ſelbſt zur gruͤnen Fuͤtterung gebrauchen kann.

Wenn man die Arbeit des Jaͤtens daran wenden kann, ſo verlohnt ſie ſich
durch ſtarke Pflanzen. Ich habe mich aber oft mit dem bloßen Abmaͤhen des
die Pflanzen uͤberwachſenden Unkrauts, beſonders der Melde und des Hederichs,
begnuͤgt, und es zureichend gefunden.


§. 180.
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[144/0168] Hackfruchtbau. Wenn man den Bau einer ſolchen Frucht im Großen beſchloſſen, das er- forderliche Land dazu beſtimmt und bereitet hat, iſt es hoͤchſt verdrießlich, mit Pflanzen zu kurz zu kommen. Daß man daher fuͤr guten Saamen ſorge, die- ſen wo moͤglich ſelbſt erziele, oder doch direkte von bekannten Anbauern, nicht von Saamenhaͤndlern, die damit ſelbſt oft hintergangen werden, nehme, iſt ſehr wichtig. Aber auch bei dem beſten Saamen mißrathen die Saaten zuwei- len, und vorzuͤglich iſt den Pflanzen aus dem Ruͤben- und Kohlgeſchlechte der Erdfloh bei ihrem erſten Aufkeimen gefaͤhrlich, gegen welchen bei trockner Wit- terung kein andres Huͤlfsmittel ſicher iſt, als vielleicht das Saamenbeet gleich mit Reiſern zu bedecken, einen Zoll dick Stroh daruͤber herzulegen und dieſes immer feucht zu erhalten, bis die Pflanzen das vierte Blatt bekommen haben, wo ſie dieſes Inſekt zwar noch angreift, aber nicht leicht voͤllig zerſtoͤrt. Daß man zum Saamenbeete gut bereiteten, weder zu feuchten noch zu trocknen, nicht friſch geduͤngten aber in guter Duͤngkraft ſtehenden Boden nehme, verſteht ſich von ſelbſt. Die Ausſaat mancher Pflanzen muß ſo fruͤh als moͤglich geſchehen. Ge- gen ſpaͤtern Froſt ſchuͤtzt man ſie auch durch jene Bedeckung. Kalke Miſtbeete (Kouſchen) ſind zwar ſehr zweckmaͤßig, aber im Großen nicht leicht anwend- bar. Die fruͤhe Ausſaat muß um ſo mehr geſchehen, wenn man eine Zerſtoͤ- rung derſelben durch den Erdfloh zu beſorgen hat, damit man eine zweite und ſogar eine dritte, wozu der Saamen vorraͤthig ſeyn muß, machen koͤnne. Im allgemeinen Durchſchnitte kann man annehmen, daß man zur Beſtel- lung eines Morgens 4 Quadratruthen zum Saamenbeete nehmen muͤſſe. Sie werden zuweilen einen Ueberfluß von Pflanzen geben, wobei aber ein ſehr ge- ringer Verluſt iſt, indem man das Land noch anderweitig und die uͤberfluͤſſigen Pflanzen ſelbſt zur gruͤnen Fuͤtterung gebrauchen kann. Wenn man die Arbeit des Jaͤtens daran wenden kann, ſo verlohnt ſie ſich durch ſtarke Pflanzen. Ich habe mich aber oft mit dem bloßen Abmaͤhen des die Pflanzen uͤberwachſenden Unkrauts, beſonders der Melde und des Hederichs, begnuͤgt, und es zureichend gefunden. §. 180.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/168>, abgerufen am 29.04.2024.