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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der Krapp.
schenraum gelassen. Diese Zwischenräume werden, nachdem die Pflanzen an-
gewachsen sind, ausgeschaufelt, und die Erde zwischen die Pflanzen geworfen,
so daß nun das Feld in erhöhete Beete und vertiefte Steige getheilt wird.

Die Pflanzung geschiehet gewöhnlich im Mai. Da die Pflanzen im er-
sten Jahre schwach bleiben, so benutzen manche die Zwischenräume mit andern
Gewächsen.

Bei eintretendem Winter bedeckt man das Beet mit Mist. Dieser wird
aber im Frühjahr wieder abgeharkt und flach in den Steig vergraben. Die
Pflanzen treiben nun erstarkt hervor, und die Beete werden durch Hacken und
Jäten [f]ein und locker erhalten. Im dritten Frühjahre werden die Steige
wieder ausgestechen, und die aus dem Miste entstandene fette Erde über das
Beet verbreitet; kurz auf eben die Weise, wie es bei Spargelbeeten zu ge-
schehen pflegt.

Vor Winter werden dann die Wurzeln aufgenommen. Einige nehmen
sie zwar schon im zweiten Jahre auf. Das geht aber nur auf ungemein kräf-
tigem Boden an, und die Wurzeln erhalten dann doch nie die Größe, und
auch nicht die Güte, welche die dreijährigen haben, weswegen sie nicht gern
Abnehmer finden.

So wird, vielleicht mit einigen Abänderungen, der Anbau des Krapps
gewöhnlich betrieben.

§. 243.

Ich habe aber fast dieselbe Methode, welche Schwerz, Belgische Land-Verbesserte
Methode.

wirthschaft Bd. II. S. 203., angiebt, schon früher mehreren Krappbauern
empfohlen, und sie ist von ihnen mit dem größten Vortheile ausgeführt. Wir
sind aber, wie ich nachher gesehen habe, beide nicht die ersten Erfinder davon
sondern der Pfarrer Christ hat sie schon in seinen Unterricht von der
Landwirthschaft
Frankfurt am Main 1781 empfohlen. "Wenn man die
Vortheile erwägt, sagt er S. 464, welche die Tullische Bauart hat, so wird
man sogleich einsehen, daß sie sich zu keinem Gewächs in der Welt besser
schickt, als zum Krappbau." Das Abpflügen von den Reihen, so wie er es
nach Tullischer Art beschreibt, scheint mir aber bedenklich.


A a 2

Der Krapp.
ſchenraum gelaſſen. Dieſe Zwiſchenraͤume werden, nachdem die Pflanzen an-
gewachſen ſind, ausgeſchaufelt, und die Erde zwiſchen die Pflanzen geworfen,
ſo daß nun das Feld in erhoͤhete Beete und vertiefte Steige getheilt wird.

Die Pflanzung geſchiehet gewoͤhnlich im Mai. Da die Pflanzen im er-
ſten Jahre ſchwach bleiben, ſo benutzen manche die Zwiſchenraͤume mit andern
Gewaͤchſen.

Bei eintretendem Winter bedeckt man das Beet mit Miſt. Dieſer wird
aber im Fruͤhjahr wieder abgeharkt und flach in den Steig vergraben. Die
Pflanzen treiben nun erſtarkt hervor, und die Beete werden durch Hacken und
Jaͤten [f]ein und locker erhalten. Im dritten Fruͤhjahre werden die Steige
wieder ausgeſtechen, und die aus dem Miſte entſtandene fette Erde uͤber das
Beet verbreitet; kurz auf eben die Weiſe, wie es bei Spargelbeeten zu ge-
ſchehen pflegt.

Vor Winter werden dann die Wurzeln aufgenommen. Einige nehmen
ſie zwar ſchon im zweiten Jahre auf. Das geht aber nur auf ungemein kraͤf-
tigem Boden an, und die Wurzeln erhalten dann doch nie die Groͤße, und
auch nicht die Guͤte, welche die dreijaͤhrigen haben, weswegen ſie nicht gern
Abnehmer finden.

So wird, vielleicht mit einigen Abaͤnderungen, der Anbau des Krapps
gewoͤhnlich betrieben.

§. 243.

Ich habe aber faſt dieſelbe Methode, welche Schwerz, Belgiſche Land-Verbeſſerte
Methode.

wirthſchaft Bd. II. S. 203., angiebt, ſchon fruͤher mehreren Krappbauern
empfohlen, und ſie iſt von ihnen mit dem groͤßten Vortheile ausgefuͤhrt. Wir
ſind aber, wie ich nachher geſehen habe, beide nicht die erſten Erfinder davon
ſondern der Pfarrer Chriſt hat ſie ſchon in ſeinen Unterricht von der
Landwirthſchaft
Frankfurt am Main 1781 empfohlen. „Wenn man die
Vortheile erwaͤgt, ſagt er S. 464, welche die Tulliſche Bauart hat, ſo wird
man ſogleich einſehen, daß ſie ſich zu keinem Gewaͤchs in der Welt beſſer
ſchickt, als zum Krappbau.” Das Abpfluͤgen von den Reihen, ſo wie er es
nach Tulliſcher Art beſchreibt, ſcheint mir aber bedenklich.


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[187/0211] Der Krapp. ſchenraum gelaſſen. Dieſe Zwiſchenraͤume werden, nachdem die Pflanzen an- gewachſen ſind, ausgeſchaufelt, und die Erde zwiſchen die Pflanzen geworfen, ſo daß nun das Feld in erhoͤhete Beete und vertiefte Steige getheilt wird. Die Pflanzung geſchiehet gewoͤhnlich im Mai. Da die Pflanzen im er- ſten Jahre ſchwach bleiben, ſo benutzen manche die Zwiſchenraͤume mit andern Gewaͤchſen. Bei eintretendem Winter bedeckt man das Beet mit Miſt. Dieſer wird aber im Fruͤhjahr wieder abgeharkt und flach in den Steig vergraben. Die Pflanzen treiben nun erſtarkt hervor, und die Beete werden durch Hacken und Jaͤten fein und locker erhalten. Im dritten Fruͤhjahre werden die Steige wieder ausgeſtechen, und die aus dem Miſte entſtandene fette Erde uͤber das Beet verbreitet; kurz auf eben die Weiſe, wie es bei Spargelbeeten zu ge- ſchehen pflegt. Vor Winter werden dann die Wurzeln aufgenommen. Einige nehmen ſie zwar ſchon im zweiten Jahre auf. Das geht aber nur auf ungemein kraͤf- tigem Boden an, und die Wurzeln erhalten dann doch nie die Groͤße, und auch nicht die Guͤte, welche die dreijaͤhrigen haben, weswegen ſie nicht gern Abnehmer finden. So wird, vielleicht mit einigen Abaͤnderungen, der Anbau des Krapps gewoͤhnlich betrieben. §. 243. Ich habe aber faſt dieſelbe Methode, welche Schwerz, Belgiſche Land- wirthſchaft Bd. II. S. 203., angiebt, ſchon fruͤher mehreren Krappbauern empfohlen, und ſie iſt von ihnen mit dem groͤßten Vortheile ausgefuͤhrt. Wir ſind aber, wie ich nachher geſehen habe, beide nicht die erſten Erfinder davon ſondern der Pfarrer Chriſt hat ſie ſchon in ſeinen Unterricht von der Landwirthſchaft Frankfurt am Main 1781 empfohlen. „Wenn man die Vortheile erwaͤgt, ſagt er S. 464, welche die Tulliſche Bauart hat, ſo wird man ſogleich einſehen, daß ſie ſich zu keinem Gewaͤchs in der Welt beſſer ſchickt, als zum Krappbau.” Das Abpfluͤgen von den Reihen, ſo wie er es nach Tulliſcher Art beſchreibt, ſcheint mir aber bedenklich. Verbeſſerte Methode. A a 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/211>, abgerufen am 28.04.2024.